Die Schliessung der Bildungseinrichtungen habe die Schulprogramme faktisch zum Erliegen gebracht, daher sollten Patienten und die Beschäftigten im Gesundheitssystem unterstützt werden, erklärte der Verband gestern in Rom.

Die Umwidmung der Schulprogramme würde eine Genehmigung durch die Europäische Kommission voraussetzen, die den Mitgliedstaaten im kommenden Schuljahr 2020/21 zu diesem Zweck 250 Mio Euro (264 Mio Franken) zur Verfügung stellt. Italien erhält mit fast 20,5 Mio Euro (21,6 Mio Franken) den zweithöchsten Betrag für Obst aus Brüssel; im Schulmilchprogramm sind für Rom dagegen lediglich gut 9,0 Mio Euro (9,5 Mio Franken) vorgesehen.

Könnte der Landwirtschaft helfen

Neben einer Stärkung des Gesundheitssystems verspricht sich Cia von der Neuausrichtung der Programme auch Hilfe für die Landwirtschaft. Die Corona-Krise habe viele Betriebe in wirtschaftliche Schwierigkeiten gestürzt; besonders der Absatz in der Ausser-Haus-Verpflegung sei eingebrochen und habe die betreffenden Lieferanten hart getroffen. Um möglichst vielen Betrieben unter die Arme greifen zu können, sollten nach Ansicht des Verbandes die in den Programmen vorgesehene Anzahl der Lieferanten vergrössert werden.

Liquiditätsspritze gefordert

Der mitgliederstärkste Landwirtschaftsverband (Coldiretti) forderte unterdessen einen «Marshall-Plan» für die italienische Landwirtschaft. Die Branche brauche eine wirksame Liquiditätsspritze, erklärte Verbandspräsident Ettore Prandini. Einer Krise wie der Corona-Pandemie könne nicht mit den üblichen Instrumenten begegnet werden. Prandini verwies auf das von den Vereinigten Staaten bereitgestellte Hilfspaket mit einem Umfang in Billionenhöhe. Die EU müsse gleichziehen und die Branche auch mit Mitteln aus einem Krisenfonds unterstützen.

Scharfe Kritik übte Prandini an der Entscheidung des italienischen Senats, eine Erleichterung des Einsatzes von heimischen Arbeitskräften, Studenten und Rentnern in der Landwirtschaft zunächst zu blockieren. Dies erhöhe den Druck auf die Ernährungssicherheit und könne leere Regale in den Supermärkten zur Folge haben, warnte der Verbandspräsident. Das Land brauche jetzt pragmatische Entscheidungen und keine ideologischen Auseinandersetzungen.

Immer mehr Betriebe mit Lieferservice

Derweil greifen immer mehr landwirtschaftliche Betriebe in Italien zur Selbsthilfe. Wie der Landwirtschaftsverband der grösseren Betriebe (Confagricoltura) berichtete, bieten sie im ganzen Land zunehmend die Lieferung ihrer saisonalen Erzeugnisse an. Insbesondere bestehende Internetangebote und Gruppen in den sozialen Netzwerken erhielten starken Zulauf.