In den vergangenen 30 Jahren hat Erich Reichmuth das Schwyzer Milchhuus von einer Käserei mit vier Mitarbeitern zu einem Unternehmen mit 70 Angestellten entwickelt. Die verarbeitete Milchmenge stieg von gut einer Million auf 24 Millionen Liter Milch. Der gelernte Käser mit Meisterprüfung führte das Schwyzer Unternehmen in vierter Generation. 2010 beteiligte sich das Milchunternehmen Elsa am Milchhuus. Im Jahr 2019 übernimmt die Migros-Tochter das gesamte Aktienkapital.

Erich Reichmuth, mit welchem Gefühl blicken sie auf den 28. Februar, wenn sie sich aus der Geschäftsleitung des Schwyzer Milchhuus zurückziehen?
Erich Reichmuth: Ich freue mich, habe aber gleichzeitig auch Respekt. In den vergangenen Jahren waren 75-Stunden-Wochen die Regel. Diese intensive Zeit hinterliess auch bei meiner Gesundheit ihre Spuren. Es ist aber nicht so, dass ich danach untätig bleibe. Ich werde in der Beratung meine langjährige Erfahrung  weitergeben und dazu eine Firma gründen. Im Verkauf bin ich aber in Zukunft nicht mehr aktiv.

"Das Milchhuus kennt alle Milchlieferanten persönlich und die Bauern auch", heisst es im Werbefilm. Wie eng war die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und den Bauern der PMO Schwyzer Milchhuus?
Ich war zwar in den letzten Jahren selten in den Ställen. Da ich von der Landwirtschaft wenig Ahnung habe, wäre ich dort kaum nützlich gewesen. Allerdings war ich bis ins Jahr 2000 noch selber mit dem Tankwagen unterwegs und sammelte Milch. Zudem haben wir in den Anfängen der PMO jeden Bauernhof angefahren, um den Verteilschlüssel für die Transportkosten zu ermitteln. Es ist aber klar, dass ich heute nicht mehr jeden der 220 Bauern mit Namen kenne. Das war vor 30 Jahren schon noch etwas anders.

Wie beurteilen sie die Zukunft des Milchlands Schweiz? Würden sie einem jungen Schwyzer Bauern heute noch empfehlen, einen Milchwirtschaftsbetrieb zu übernehmen?
Den zukünftigen Milchpreis kann niemand voraussagen. Ich würde einem jungen Bauern raten, mit Preisen plus minus drei Rappen des aktuellen Milchpreises zu kalkulieren. Kann er zu diese Bedingungen kostendeckend Milch produzieren und hat Freude am Beruf, sollte er unbedingt Milchbauer werden.

Gab es auch Rückschläge in den vergangenen 30 Jahren?
Ich bin kein Schachspieler, der alles im Voraus langwierig und aufwendig analysiert, sondern ein Macher. Risikobereitschaft und Innovation zeichnet Unternehmer aus. Natürlich gab es Rückschläge. So mussten wir in den Anfängen im Export auch unsere Erfahrungen machen. Beim Versuch, in Italien im Käsehandel Fuss zu
fassen, mussten wir grosse Abschreiber machen. Da wir die Bonitätskontrolle bei einem Kunden zu wenig sorgfältig machten, hätten wir in Neapel eigentlich noch einen schönen Batzen Geld zu gut (schmunzelt).

reb

Ausführliches Interview in der heutigen BauernZeitung Zentralschweiz und Aargau.