Der Zucker in Europa wird knapp, die Zuckerpreise sind aber weiterhin tief, berichtet Agrarheute. 15,4 Tonnen Weisszuckeräquivalent habe man in der EU 2020/2021 produzieren können (ohne den Anteil aus Grossbritannien gerechnet, da das Land aus der EU ausgetreten ist). Das entspricht einem Rückgang um rund 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nun wird erwartet, dass die Lebensmittelindustrie bis Ende August mit Rübenzucker versorgt werden kann. Danach müssen. Importe die Lücke bis zur nächsten Ernte füllen.

Schlechte Preise und miese Ernten

Für die tiefe europäische Zuckerproduktion nennt Agrarheute verschiedene Gründe:

  • Die EU-Anbauflächen sanken wegen des schlechten Zuckerpreises um 2,3 Prozent. Vor allem in Frankreich und Deutschland seien weniger Rüben angebaut worden.
  • Der Rückgang der Anbauflächen stehe auch im Zusammenhang mit der Schliessung von fünf Werken in Frankreich und Deutschland, die als Hauptproduktionsländer in Europa gelten.
  • In Frankreich viel die Ernte «katastrophal« aus. 2020 sei mit einem Einbruch der Rübenmenge um etwa einen Viertel die schlechteste Ernte seit 20 Jahren gewesen. Hauptverantwortlich dafür sei die Viröse Vergilbung. 
  • In Polen traten grössere Probleme mit Cercospora-Blattflecken auf, in Deutschland litten die Rüben ebenfalls unter der Virösen Vergilbung auch der Trockenheit im Frühling und Sommer. Trotzdem sei die Ernte in diesen Ländern nicht ganz so schlecht ausgefallen, wie zuvor erwartet worden war. 

Im Gegensatz zu Frankreich und Deutschland wurden in Polen in der vergangenen Saison dank Fördermassnahmen 10'000 Hektaren zusätzlich mit Zuckerrüben bepflanzt.

Positiver Effekt der neuen Düngeverordnung

Der drittgrösste deutsche Zuckerhersteller Pfeifer & Langen zeigt sich gegenüber Agrarheute allerdings zuversichtlich für die Zukunft. Zwar seien die Zuckerpreise derzeit für eine wirtschaftliche Produktion zu tief, das liege aber auch an der Corona-bedingten Unsicherheit. So gebe es weniger Bestellungen aus der Lebensmittelindustrie. 

Der Zuckerhersteller verweist allerdings auf die regional begrenzten Nofallzulassungen für neonikotinoide Saatgutbeizungen. Diese würden auch in Zukunft wieder nötig sein, ist man überzeugt. Da die Zuckerrübe den organischen Stickstoff aus tiefen Bodenschichten nutzen kann, sei die verschärfte Düngeverordnung gut für den Zuckeranbau, da diese Kultur in der Fruchtfolge gestützt werde. 

 

100'000 Tonen weniger Rüben

In der Schweiz wurden in der vergangen Kampagne 1,54 Millionen Rüben in Aarberg und Frauenfeld verarbeitet. Das sind gemäss der Schweizer Zucker AG (SZU) 100'000 Tonnen weniger als im Vorjahr. Für den Gesamtbedarf rechnet man mit 300'000 Tonnen, den Rückgang durch die Corona-Pandemie miteingerechnet. Die SZU werde rund 220'000 Tonnen Zucker produzieren, zu 90 Prozent aus Schweizer Rüben. 

Somit ergibt sich eine Lücke von 100'000 Tonnen Zucker, die importiert werden müssen. 

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