Seit mehreren Wochen ist das Wintergetreide für die kommende Ernte bereits im Boden. Im Kanton Bern säten die Landwirte knapp 5 % dieser Flächen in weiter Reihe – zur Förderung von Feldhase und Feldlerche.

In 110 Berner Gemeinden

2019 meldeten im Kanton Bern 28 Bewirtschaftende 31 Flächen mit rund 40 ha Getreide in weiter Reihe an. Inzwischen ist die Fläche, die für Hasen und Feldlerchen attraktiver sein soll als übliche Bestände, deutlich gewachsen. «Im Jahr 2020 hatten im Kanton Bern 273 Bewirtschafter insgesamt 736,8 ha ­Getreide in weiter Reihe auf 505 Flächen in 110 Gemeinden angemeldet», gibt die Abteilung Naturförderung des Amts für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern (Lanat) auf Anfrage bekannt.

Das heisst, die angemeldete Fläche hat sich in nur einem Jahr mehr als 18-mal vergrössert. Die im letzten Sommer im Rahmen des Vernetzungsprojekts geernteten Flächen seien durchschnittlich 1,47 ha gross gewesen. Bei 42 % der angemeldeten Objekte handle es sich um Winterweizen, bei 14 % um Wintergerste und bei 11 % um Dinkel. Die Massnahme wurde insgesamt auf 4,4 % der Berner Getreidefläche umgesetzt.

Stark in Ackerbauregionen

Vorwiegend in den ackerbaulich geprägten Regionen Oberaargau, Seeland und Bern Mittelland, sowie teilweise auch im Emmental wurde das Getreide in weiter Reihe gesät. Etwas weniger Betriebe setzten die Massnahme im Regionalen Naturpark Gantrisch um. In den futterbaulich geprägten Gebieten des Oberlands und des Berner Juras waren es nur einzelne Betriebe, welche die Massnahme umsetzten, erklärt man beim Kanton.

Unterschiedliches Interesse

Grundsätzlich stosse diese Biodiversitätsfördermassnahme auf der Produktionsfläche bei den Landwirten auf reges Interesse, wobei regionale Unterschiede erkennbar seien. «In gewissen Gemeinden wurde die Massnahme durch Beratungspersonen, Erhebungsstellenleiter und Lohnunternehmer vorangetrieben. In anderen Gemeinden schien sich kaum jemand dafür zu interessieren», erklärt man sich bei der Abteilung Naturförderung das unterschiedliche Interesse an der Massnahme.

Für die Massnahme Getreide in weiter Reihe werden Vernetzungsbeiträge von 1000 Fr./ha ausbezahlt. Diese werden zu 90 % vom Bund und zu 10 % vom Kanton getragen. Stand heute gibt es keine Absicht einer Obergrenze von Teilnehmern. «Wir rechnen damit, dass die Zahl der angemeldeten Flächen noch weiter zunimmt», erklärt das Lanat auf die Frage, ob aus finanzieller Sicht eine Begrenzung der möglichen Teilnehmer vorgesehen sei.

Vorsicht: Anbaupflicht

Wer die Massnahme anmeldet, verpflichtet sich, diese jährlich auf mindestens 20 Aren bis zum Ablauf der Vernetzungsprojekte Ende 2024 anzulegen. Diese Verpflichtungsdauer für Massnahmen im Rahmen der Vernetzungsprojekte beziehe sich auf die Umsetzungsphase der entsprechenden Vernetzungsprojekte. Diese dauert für sämtliche Vernetzungsprojekte im Kanton Bern vom 1. Januar 2017 bis 31. Dezember 2024. «Eine Verpflichtungsdauer über die Projektlaufphase hinaus wäre nicht zielführend, da eine allfällige Projektweiterführung auch mit Anpassungen an den Massnahmen verbunden sein kann», ergänzt die Abteilung Naturförderung.

Wie viel Getreide in weiter Reihe für die Ernte 2021 bereits im Berner Boden ist, wird erst nach der Frühlingserhebung klar sein. Was die weiten Reihen schliesslich für Wirkung zeigen, ist nicht genau bekannt. «Der Kanton Bern hat keine Wirkungskontrollen für die Massnahme durchgeführt», heisst es bei der Abteilung Naturförderung.