Mit einem Weihnachtsbaum verbinden viele Menschen angenehme Kindheitserinnerungen. Dem gegenüber steht ein Trend hin zum Plastikbaum. Doch statt gegen Kunstbäume anzugehen, sollten die Produzenten länderübergreifend etwas für den echten Baum unternehmen, lautete ein Fazit der Feldtagung zu der die IG Suisse Christbaum kürzlich eingeladen hatte.

Mit Ökologie punkten

Philipp Gut, Geschäftsführer der IG, moderierte die Tagung auf dem Betrieb von Harald und Daniela Jöhr in Weinfelden. Referenten aus der Schweiz und der EU gaben den Christbaumproduzenten praxisnahe Impulse. Im Fokus stand im Verlaufe der Tagung immer wieder die ökologische und nachhaltige Produktion, welche noch stärker als Argumentarium für den Kauf von einheimischen Bäumen gegenüber den Kunden eingesetzt werden soll.

Gottfried Bossi, Förster aus Rosshäusern BE, sprach über die Vorzüge der Beweidung mit Shropshire-Schafen in Christbaumkulturen, Rebbergen und im Obstbau. Als Schafzüchter verfügt er über langjährige Erfahrungen mit dieser Rasse. Sie stammt aus England und war im 19. Jahrhundert das meist verbreitete Schaf in den USA. In der Schweiz gibt es etwa 609 Auen und 51 Widder. Bossi ist der Meinung, es dürften noch mehr Tiere sein.

Nicht zu früh weiden

Während des Austriebs lässt Gottfried Bossi seine Schafe nicht in die Christbaumkulturen. Zwar muss man nicht befürchten, dass sie die Triebe anfressen. Eher bestehe die Gefahr des Zertrampelns im frühen Kulturstadium. "Ich bin im Züchterverband und habe mich, unterstützt von Züchterkollegen, gegen zu schwere und zu grosse Tiere gewehrt. Dies aus der Überlegung heraus, dass ich gerne bis ins höhere Alter mit dieser Schafrasse arbeiten möchte", schilderte Bossi. Das korrekte Einzäunen der Schafherde mit festen, gut verankerten Zäunen sei unerlässlich, um Unfällen vorzubeugen. Ein Augenmerk sollte man auch auf eine gute, regelmässige Versorgung mit Mineralstoffen legen.

 

Was will der Verein

Der Verein IG Suisse-Christbaum ist die Dachorganisation der schweizerischen Christbaumproduzenten. Er vertritt die gemeinsamen Interessen der schweizer Christbaumproduzenten auf politischer, wirtschaftlicher und Ausbildungsebene.

 

Schafschur im Frühling

Gottfried Bossi legt bei seiner Herde Wert auf langlebige Auen. Die Erstbelegung der Jungtiere empfiehlt er mit zwölf Monaten. Für die Auen hat er Ablamm-boxen. Er separiert die Muttertiere und deren Nachwuchs in den ersten fünf bis zehn Tagen, damit die Lämmer ausschliesslich bei ihrem Muttertier saugen, nicht innerhalb der Herde bei anderen Auen «andocken» und Unruhe in die Herde bringen.

"Ich empfehle das Scheren im Frühjahr, damit die Tiere im Sommer nicht von der Schmeissfliege befallen werden, welche die Eiablage bevorzugt unter einem dicken Fell vornimmt", meinte Bossi. Er könne es Christbaumproduzenten nur empfehlen, in ihren Kulturen diese natürlichen Rasenmäher und Biodiversitätsförderer, die Shropshire-Schafe, einzusetzen. Darüber hinaus seien diese Tiere beste Imagewerbung für den einheimischen Christbaumanbau, weil man damit eine naturnahe Produktionsweise fördere.

Hohe Biodiversität

Reto Vincenz, Mitgründer der Firma Mycosolutions in St. Gallen, informierte über speziell entwickelte Trichoderma-Stämme, die bei Pilzerkrankungen der Bäume eingesetzt werden kön-nen. Für die Herstellung im Labor wird ein Schweizer Stamm verwendet. Damit sei gewährleistet, dass der eingesetzte Nützling, ein Antagonist zur Bekämpfung von Hallimasch, an die hiesigen Umweltbedingungen angepasst sei.

Andy Wyss, der als Biologe für die Zingg Oeko-Beratung aus Ebnat-Kappel arbeitet, hat drei Christbaumkulturen in der Ostschweiz bezüglich Artenvielfalt und Biodiversität untersucht. Er kommt in seinem Bericht zum Schluss: "Die Kulturen sind ein wertvoller Lebensraum, in dem zahlreiche Tier-, Pflanzen-, Insekten- und Vogelarten vorkommen." Je nach Standort, z. B. wenn eine Kultur in Waldnähe liegt oder von Hecken umgeben ist, variiert die Artenvielfalt. "Absolut überrascht hat uns der rare Fund von Orchideen in einer Anlage in Amriswil", so Wyss.

Die Produzenten könnten ihre Bemühungen um die Biodiversität als verkaufsförderndes Argumentarium für den Kauf einheimischer Bäume nutzen, meinte Wyss. Aus den Reihen der Teilnehmenden wurde die Frage aufgeworfen, wer die Produzenten für ihren Mehreinsatz entschädige. Wyss entgegnete, dass es sich nur um Empfehlungen handle und jeder Betriebsleiter individuell entscheide, ob er diesen Mehraufwand betreibe.

Christbaum als Erlebnis

Werner Kopp aus Hamburg (D)informierte über die Kampagne der dänischen Christbaumproduzenten, die darauf abzielt, Kinder zum Christbaum zurückzubringen. "Wir setzen einen starken Akzent auf Kleinkinder und zeigen auf, wie schön es für diese ist, einen echten Weihnachtsbaum zu schmücken."

Wie weit die Bestrebungen für den "perfekten" Weihnachtsbaum sind, zeigte der Däne Lars Geil anhand der somatischen Embryogenesis auf. Diese wird auf Nordmanntannen erforscht und ermöglicht das Klonen von Bäumen. Geil präsentierte die von ihm entwickelten Top-Stop-Zange zur Terminaltriebregulierung.