Bereits zum zweiten Mal hat der abtretende Bundesrat Johann Schneidere-Ammann den traditionellen Regierungsratsauftritt zur Eröffnung der St. Galler Herbstmesse absolviert. Er ist aufs Ende seiner Karriere hin zum unterhaltsamen und selbstironischen Redner geworden, mehrmals erntete er Gelächter und Applaus auf offener Szene. So erklärte er unter anderem, er habe gar nicht gewusst, dass die «Fête de Vignerons» hier Ehrengast sei, er habe gedacht, dies Rolle sei ihm zugedacht.

Lösung bei Agroscope zeichnet sich ab

Seine Nachfolge betrachtet Schneider-Ammann offenbar als geregelt: "Liebe Karin, mein Anliegen ist es, Dir einen geordneten Stall zu übergeben", sagte er gegenüber der ebenfalls anwesenden Bundesratskandidatin und Parteikollegin Karin Keller-Sutter.

Ordentlich übergeben will der Bundesrat auch die viel disputierten Dossiers Agroscope und AP22+. Bezüglich der Forschungsanstalt erklärte er, dort sei bei der Lancierung der jüngsten Reformpläne kein böser Wille im Spiel gewesen. "Ich habe ein mutiges Konzept aufgestellt", sagte Schneider-Ammann. Nun sei nach langen Diskussionen eine Einigung mit dem Parlament in Sicht, dieses hatte die Pläne mehrheitlich zurückgewiesen. Die Lösung sei diese Woche gemeinsam mit der Finanzkommission skizziert worden. Bis Ende Jahr wolle er dem Bundesrat ein Konzept vorstellen. "Das wird mein Vermächtnis für die Landwirtschaft", sagte er, "und damit gemeint ist immer die produzierende Landwirtschaft".

"Simmentaler sind schöner mit Hörnern"

Bezüglich der Agrarpolitik 2022+, die demnächst in die Vernehmlassung geschickt wird AP22+ meinte der abtretenden Agrarminister, "dank Dialog sind wir miteinander unterwegs". Es gelte, die Landwirtschaft noch mehr auf den Markt auszurichten, die Ressourceneffizienz müsse verbessert und die Bürokratie reduziert werden.

"Es braucht mehr Spielraum für die Bauern", sagte er. Sie würden aber auch nicht um eine Öffnung in kleinen Schritten herumkommen. "Das wird die Innovationskraft befördern und nicht umgekehrt", ist er sich sicher. Das habe er schon vor drei Jahren gesagt, aber leider laufe die Entwicklung derzeit eher in die andere Richtung.

Er wiederholte seine bereits mehrfach geäusserte Sympathiebekundgebung für die Bauern. "Die Landwirtschaft ist mir wichtig, nicht nur wenn Olma-Zeit ist". Als Tierarzt-Sohn wisse er, wie man ein Ferkel zwecks Kastration hinhalten müsse. "Das werden wir ja in einigen Minuten wieder üben", sagte er unter Gelächter des Publikums zum bevorstehenden obligatorischen Fototermin mit Ferkel.

Schliesslich äusserte sich Schneider-Ammann auch noch zur Hornkuh-Initiative. "Meine Simmentaler sind schöner mit Hörnern", sagte er, er sei aber trotzdem für Ablehnung des Volksbegehrens am 25. November.

Die "fünfte Jahreszeit", wie die Olma in St. Gallen auch genannt wird, dauert bis zum 21. Oktober.

akr