Ich freue mich! So langsam können wir wieder in den Normalzustand zurückkehren, unser soziales Leben ausserhalb der eigenen vier Wände vorsichtig wieder aufnehmen. Wobei, auf einige «normale» Zustände könnte ich getrost verzichten. Auf Staus etwa. Ach, wie schön war es während Wochen, wenn ich denn mal vom Hof wegging, auf den fast leeren Strassen unterwegs zu sein. Der Bundesrat hat ja nun weitere Lockerungen aus dem Lockdown beschlossen. Der zum Mantra gewordene Satz: «Bleibt zuhause» gilt nicht mehr. Ob die Landesregierung bei der Lockerung wohl auch gemeint hat, für billiges Benzin durch die halbe Schweiz zu kurven? Wohl kaum. Aber wenns was billig gibt, tickt die Menschheit aus. Da rollt im Nachbarort eine riesige Blechlawine durchs Dorf. Und das nur, um ein paar Rappen günstiger an Sprit zu gelangen. Denn Tagesmedien haben schweizweit publik gemacht, dass sich drei Tankstellen einen Preiskampf ums Benzin liefern. Nebst vielen Bernern, darunter ein Berner Oberländer Pizzakurier, sind in der Blechlawine auch Schwyzer und Zürcher Nummernschilder zu entdecken.

Einige können wohl nicht ohne Stau leben

Mensch, hats dir in den Weizen geschneit? Ich nehme mal an, diejenigen, die da in der Blechlawine stehen und nicht aus der Umgebung stammen, sind die, welche an Ostern und Pfingsten nicht in ihrem geliebten Stau Richtung Tessin standen und dies nun nachholen. Anders ist ein solcher Unsinn nicht zu erklären. Oder doch? Hat etwa Corona und die wochenlang erzwungene soziale Distanz einige Hirne schrumpfen lassen? Möglich wärs. 

Der Grill hat viel zu tun

Wie auch immer. Die Aufhebung der Fünf-Personen-Regelung und das schöne Wetter an Pfingsten haben wir persönlich auch ausgenutzt. Und wie. Wir haben seit vielen Wochen wieder einmal mit meinen Eltern und Geschwistern zusammengesessen und dem Grill mächtig viel Arbeit gegeben. Es schaut doch gleich ganz anders aus, wenn der Rost üppig belegt ist. Das Cheminée einzufeuern oder alternativ den Gashahn aufzudrehen für vier einsame Bratwürstchen für meinen Mann, die Kinder und mich, war ja eine Verschwendung sondergleichen. Schön war es hingegen anzusehen, wie sich Grosseltern und Enkel gleichermassen gefreut haben, wieder einmal an einem Tisch zu sitzen. Die Augen strahlten, es wurde gemeinsam geplaudert und ganz wichtig: viel gelacht. Und auch mir hat das sehr gefallen.

Der Handschlag fehlt einfach

Die Corona-Zeit hat manches verändert. Am meisten hasse ich persönlich an den Massnahmen, sich nicht mehr mit Handschlag/Umarmung zu begrüssen und verabschieden. Etwas Alltägliches, das für mich einfach dazu gehört. Mit einem Handschlag beginnt ein Treffen und hört auf. Ein Handschlag gilt noch etwas. Zumindest in der Landwirtschaft, wo auch heute noch einiges mit Handschlag besiegelt wird. Corona brachte bei Vielen existenzielle Sorgen und emotionale Tiefschläge. Letzteres auch bei uns. Die Hochzeitsfeier polnischer Freunde konnte nicht stattfinden. Freunde, die ein Familienmitglied verloren haben, konnten nicht umarmt werden. Als sich unsere Tochter, hübsch zurechtgemacht, verabschiedet, um vor dem PC sitzend konfirmiert zu werden, können wir nicht dabei sein. Stattdessen stehe ich im Schlabberlook in der Küche und schäle Spargeln. Traurig. Aber zugegeben, es gibt Schlimmeres. Und trotz allem hat die Corona-Zeit auch ein paar positive Aspekte mitgebracht. Die müssen wir jedoch nur sehen wollen.