Anlässlich der 65-Jahr-Feier der Burgmer Geflügelzucht AG, Weinfelden, referierte der Gastreferent Rudolf Preisinger, Chefgenetiker der Lohmann Tierzucht, Cuxhaven (D), vor 160 Legehennenhaltern. Die Burgmer Geflügelzucht führt Junghennen und Küken mit Lohmann-Genetik und hält schweizweit 18 Aufzuchtbetriebe im Vertrag. In seinem Referat hielt Preisinger fest, dass die Forderungen seitens der Konsumenten an die Haltung der Tiere und deren Unversehrtheit an Bedeutung gewinne. Das artgerechte Halten von Hochleistungstieren werde damit immer mehr zu einer Gratwanderung.


Weltweit führend bei Legehennen


Die Lohmann Tierzucht, Cuxhaven, ist ein weltweit führendes Unternehmen in der Zucht von Legehennen und gehört zur EW Group. Dieses über den ganzen Globus verteilte 80-jährige 
Familienunternehmen mit 55 Tochtergesellschaften beschäftigt über 5000 Personen. Lohmann Tierzucht GmbH hält an der Zucht von Legehennen global einen Marktanteil von fast 30 Prozent. Die beiden Hauptrassen sind die weissen LSL und die Lohmann Brown, Lohmann Silver und Black ergänzen das Programm. Ob Weiss- oder Braunlegern den Vorzug hätten, das sei in Europa von Land zu Land verschieden, in der Schweiz halten sie je die Hälfte.

Futterverbrauch pro Tei bei 125 Gramm


«Die in der professionellen Eierproduktion der Schweiz gehaltenen Legehennen leisten deutlich über 90 Prozent Legeleistung und halten das über die ganze Legedauer, und der Anteil verkaufsfähiger Normaleier ist sehr hoch», hielt Rudolf Preisinger fest. Der Futterverbrauch pro Ei liegt bloss noch 125 Gramm, die Vitalität des Huhnes ist gut, und die Abgänge sind relativ gering. Nur Hennen, die das Ei ins Nest legen, haben eine Chance, und Hennen, die in der Herde aggressiv sind, sind ebenfalls chancenlos. Das Federkleid soll über die ganze Legedauer einigermassen intakt sein. «Schnäbel coupieren ist in der Schweiz verboten, gleich wie das Coupieren der Schwänze bei den Ferkeln.»


Geschlechtsbestimmung im Brutei?


«Bei Konsumenten kommt das Töten der männlichen Küken der Legerassen je länger desto mehr schlecht an», gab Rudolf Preisinger zu bedenken. Es gebe einen ähnlichen Meinungsumschwung wie bezüglich Kastration der Ferkel oder das Enthornen beim Rindvieh. Die Unversehrtheit des Tieres gewinne bei allen Nutztieren rasch an Bedeutung.

Beim Brutei arbeite die Wissenschaft deshalb intensiv daran, das Geschlecht bereits am dritten Bruttag mittels Infrarot-, Raman- und Spektroskopie zu bestimmen. Leicht angebrütete Eier enthalten noch keinen Embryo und könnten als Tiernahrung verwertet werden. Zum viel diskutierten Zweinutzungshuhn wollte sich Preisinger nicht äussern, weil zurzeit dazu noch keine verlässlichen Zahlen vorliegen.


Legehennenhalter sind stark gefordert


«Alle Forderungen im Legestall unter einen Hut zu bringen, das stellt sehr hohe Anforderungen an Fütterung, Haltung und ganz speziell an das Management des Tierhalters», hielt Niels Fischer, Support bei Lohmann Tierzucht, fest. Der Nährstoffbedarf der Henne sei jederzeit zu decken. Dem Anspruch an Mineralstoffen müsse während der ganze Legeperiode entsprochen werden. «Das Futter muss für das Huhn bekömmlich sein. Es schätzt eine gleichmässige Struktur, dabei dürfen Geruch, Geschmack und Farbe möglichst wenig wechseln», betonte Fischer.

Qualitativ einwandfreies Wasser und genügend Tränkestellen sind wichtig, aber auch ein tierfreundliches Aufstallungssystem, gute Luft, die richtige Temperatur und trockene Einstreue sorgen für das Tierwohl. Kein flimmerndes Licht, Tageslicht nicht zu grell, eingestreuter Auslauf und genügend Schattenplätze oder Unterstände auf den Weiden vermeiden den Stress.


Josef Kottmann