«Es ist spannend zu beobachten, wie sich der Betrieb über die Jahre wirtschaftlich entwickelt. Dazu sind die Resultate der Vollkostenrechnung wichtig», erklärte Marcel Odermatt in seinen Ausführungen an den Hofgesprächen 2021. Bereits zum dritten Mal seit seiner Betriebsübernahme im Jahr 2007 prüfte der Meisterlandwirt die Kennzahlen seines Hofes. Rund 220 000 kg Milch werden auf dem 21-Hektar grossen Betrieb Ober Faden in Buochs jährlich produziert.

Milchpreis und Direktzahlungen

Mit 117 Rappen pro kg Milch liegen die Produktionskosten rund 30 Rappen unter dem Schnitt der 83 Referenzbetriebe. Das hat mehrere Gründe: Tiefe Kraftfutterkosten, tiefe Personalkosten und vor allem die eigenen Strukturkosten. «Beim Kraftfutter ist weniger oft mehr. Und dank einem Lehrling und meinem pensionierten Vater habe ich günstige Mitarbeiter, welche mir zudem die nötige Flexibilität geben», betonte der Nidwaldner Landwirt. Gründe für die tiefen eigenen Strukturkosten sieht er bei der guten Arbeitsproduktivität infolge des hohen Weidegrasanteils in der Ration, der grossen Produktionsmenge und der mehrheitlich arrondierten Betriebsflächen.

Die Vollkostenrechnung brachte auch Überraschungen. Obwohl die Familie Odermatt bei fast allen Programmen mitmacht, liegen die Direktzahlungen pro kg Milch rund einen Drittel unter dem Schnitt. «Die hohe Milchproduktionsmenge und der Betriebsstandort in der Voralpinen Hügelzone sind Gründe dafür», so Marcel Odermatt. Dafür darf er sich über einen schönen Milchpreis freuen. Für seine silofreie Käsereimilch erhält er rund 15 Rappen mehr als die Referenzgruppe.

«Die interessanteste Zahl ist natürlich der Arbeitsverdienst pro Stunde», so Marcel Odermatt weiter. Dieser liegt bei gut 20 Franken für jede geleistete Arbeitsstunde. Da wie schon erwähnt die Lohnkosten für die Mitarbeiter tiefer liegen, beträgt der Stundenlohn für die Betriebsleiter fast 27 Franken, rund das Doppelte als der Schnitt. Trotz dieses erfreulichen Resultats, sieht der Buochser Milchbauer noch Potenzial. «Ich möchte zukünftig mein Weidesystem vereinfachen und auch bei den Grasbeständen gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten».

Abgangsgründe analysieren

Bei der Tiergesundheit sieht er ebenfalls noch Luft nach oben. Auf diesen Punkt ging Tierärztin Ursi Dommann, die zweite Referentin der Hofgespräche, vertieft ein. Sie untersuchte die Tiergesundheitsdaten des Betriebes Ober Faden. «Dass im vergangenen Jahr vier Kühe Festliegen hatten, sollte genauer angeschaut werden. Die übrigen Kennzahlen sind aber sicher in Ordnung». Den Besuchern des Anlasses gab die engagierte Tierärztin noch einen Tipp auf den Heimweg: «Der einfachste Weg herauszufinden, wo der Schuh bei der Kuhgesundheit im eigenen Stall drückt, ist abzuklären, welches in der Vergangenheit die häufigsten Abgangsgründe der Tiere waren».

Auf drei Betrieben

Sympathisch und offen gab Betriebsleiterin Isabelle Odermatt-Boog in ihren Ausführungen Einblick zur Rollenverteilung auf dem Betrieb. Mehr dazu in der nächsten gedruckten BauernZeitung. Wie wichtig die Bäuerin auf den Höfen ist, betonte auch Markus Höltschi vom BBZN Hohenrain. «Junge Frauen, die auf den Hof kommen, haben auch ihre Ansprüche und Strategien. Die gilt es mit dem Betrieb in Einklang zu bringen». Zusammen mit dem Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband und den Zentralschweizer Milchproduzenten war das BBZN federführend bei der Organisation der Hofgespräche. Diese fanden nicht nur bei der Familie Odermatt, sondern auch bei den Familien Fleischli in Hildisrieden und Dahinden in Schüpfheim statt.