Der Plot von Gabriela Lütold ist auf den ersten Blick denkbar einfach: Bäuerin Maya Geissbühler (gespielt von der leidenschaftlichen Vicky Papailiou) will sich für die für die Casting-Show „Bäuerin des Jahres“ bewerben. Dafür ist ein Bewerbungsvideo nötig. Und für den Dreh des letzten Teils dieses Films hat sie nun ein Publikum eingeladen, welches primär auf Kommando klatschen und jubeln darf. Das Video wird von Dorfmetzger Rolli Eberli (Hanspeter Incondi, der zugleich auch Regie führte) gedreht und als Kochassistent meldet sich der Garagist Fränki Hunziker (Walter Stutz) „freiwillig“ aus dem Publikum.

Nun, eigentlich wäre das mit dem Bewerbungsvideo damit wahrscheinlich eine recht einfache Sache geworden, würde da nicht Eugen Geissbühler (Patrick Boog), der Schwager der Bäuerin auftauchen. Denn eben dieser Eugen hat nicht nur panische Angst vor allem Unsterilen – und davon gibt es ausserhalb seines Gentechlabors jede Menge – nein, er macht Maya schöne Augen und will gleichzeitig den Hof verschachern, um Geld für seine Genforschung zu erhalten. Denn er weiss, dass sein Bruder, der Mann von Maya und Bauer auf dem Geissmättlihof und derzeit wegen eines obskuren Unfalls in Crans Montana in Kur, eigentlich gar nicht mehr heimkehren will.

So entwickelt sich aus dem vermeintlich beschaulichen Bauernschwank in kürzester Zeit eine aberwitzige Geschichte, die alles mitbringt, was grosses Theater eben braucht: Drama, Intrigen, Beziehungsstress, Missverständnisse, Action und Streit. Auf diese Weise gelingt es der Gruppe auf süffige Art, einen inhaltlichen Bogen von den Problemen der Welternährung über die Gentechnologie hin zur Liebe zu schlagen und dabei weder belehrend noch lächerlich zu wirken, sondern vielmehr mit überraschenden Wendungen und tragenden Charakteren den soliden Unterbau für einen tollen Theaterabend zu liefern. Und auch wenn es, objektiv betrachtet in dieser Geschichte am Ende eigentlich nur Verlierer gibt, endet das Stück mit vielen Lachern und dem guten Gefühl im Bauch, dass diese resolute Maya Geissbühler ihren Weg schon gehen wird.

Während mit Regisseur und Schauspieler Hanspeter Incondi, Produzent Albert Ullmann und Techniker Cyrill Altwegg drei alte Hasen mit langjähriger hof-theater-Erfahrung am Start sind, hat die Crew mit Vicki Papailiou, Walter Stutz und Patrick Boog drei Neuzugänge erhalten, welche den hof-Theater-Zug in bewährter Manier weiterziehen. Das hof-theater zeigt einmal mehr, dass eine professionelle Theaterproduktion nicht zwingend auf ein Schauspielhaus angewiesen ist, sondern auch auf einem Heuboden oder in einer Einfahrt ein unvergessliches Erlebnis bieten kann.

Matthias Singer, SBV

Mehr Informationen unter www.hof-theater.ch