Gemäss David Volken, Sprecher des Bundesamtes für Umwelt, erreichte die Emme den höchsten Stand seit 300 Jahren. Bei SRF Meteo sprach man von einem Hochwasser, wie es so nur alle 350 Jahre vorkommt.

Bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter waren es örtlich nach Angaben von Marco Stoll, Meteorologe bei Meteoschweiz. Auch im angrenzenden östlichen Berner Oberland, also in den Gebieten Interlaken, Brienz, Meiringen und Grindelwald regnete es stark, wenn auch nicht so wie im Emmental.

Die grossen Regenmengen, zwischen 50 und 100 Liter pro Quadratmeter, seien innert ein bis drei Stunden gefallen, führte Stoll aus. Das sei das Kritische an der Situation gewesen. Dazu komme, dass es bereits vom Wochenende bis gestern viel geregnet habe und vor allem die Böden kein Wasser mehr aufnehmen konnten.

Schlamm, Geröll und Wasser

Noch unklar ist das Ausmass der Schäden, die das Unwetter anrichtete. Leserbilder, die auf verschiedenen Onlineportalen Schweizer Medien aufgeschaltet wurden, zeigen ein Bild der Verwüstung. In Bumbach hatten sich die braunen Wasser der Emme einen Weg durchs Dorf gebahnt. Überall Wasser, Schlamm und Geröll.

"Die Situation ist schlimm", wird der örtliche Feuerwehrkommandant Andreas Wüthrich auf Blick online zitiert. "Das ganze Tal ist überschwemmt. Bumbach steht unter Wasser. Ich kann nicht beschreiben, wie das viele Wasser in so kurzer Zeit gekommen ist."

Vergleichsweise glimpflich kam das altehrwürdige Kemmeribodenbad davon. Die Emme sei zwar auch da über die Üfer getreten. Der Pegel sei im Quellgebiet der Emme, wo sich das Hotel befindet, aber schnell wieder gefallen, sagte Geschäftsführer Reto Invernizzi auf Anfrage.

Bis das von der Aussenwelt abgeschnittene Kemmeribodenbad wieder Zugang zur Aussenwelt hat, vertreibt sich Invernizzi mit den Gästen die Zeit "mit Jassen und Plaudern", wie er sagte.

Flutwarnung

Während die Pegel im Oberlauf der Emme wieder sanken, wälzten sich die Wassermassen Richtung Unterland. Die Solothurner Kantonspolizei warnte vor einer Flutwelle in der Unteren Emme und bat die Bevölkerung, sich von den Ufern fernzuhalten.

Die Wassermassen haben inzwischen das Mittelland erreicht. Bei der Limpachmündung bei Wiler BE, wo im Monatsmittel sonst zwischen 7 und 13 Kubikmeter durchfliessen, stieg die Wassermenge kurzfristig auf über 412 Kubikmeter an.

Die Emme fliesst etwas später bei Luterbach SO in die Aare. Das Bundesamt für Umwelt sei in Kontakt mit den Behörden des Kantons Bern, sagte Volken. Diese versuchten, im Regulierwerk zwischen Port und Brügg, vorübergehend Wasser, das von den Jurarandseen in die Aare fliesst, zurückzuhalten.

Das Emmental wurde bereits in den vergangenen Jahren verschiedentlich von Hochwassern heimgesucht. 2007 etwa traf es Eriswil und Huttwil schlimm. Drei Menschen kamen beim Unwetter ums Leben.

Bevor in der Schweiz die Gewässer verbaut wurden, sorgte die Emme regelmäsig für Hochwasser. Der Emmentaler Pfarrer und Dichter Jeremias Gotthelf erinnerte in seiner Schrift "Wassernot im Emmental" beispielsweise an ein Hochwasser von 1837.

sda