Es ist Mitte November und es liegt schon Schnee auf den Wiesen. So lange der Boden noch nicht gefroren ist, ist es nicht zu spät, Bäume zu pflanzen. Der grosse Parkplatz des Zivilschutzzentrums in Teufen füllt sich mit Autos und Traktoren mit Einachsanhängern. Das Zivilschutzzentrum Bächli im ausserrhodischen Teufen wird für einen Tag zum Eldorado der Freunde des Hochstammobstbaus. 1300 Bäume werden zu 20 Franken das Stück abgegeben. Die Landwirte und Landbesitzer sind gekommen, um ihre im Januar bestellten Hochstammbäume abzuholen.

Rodungen kompensieren

Der Kanton führt die Baumpflanzaktion schon zum achten Mal durch und möchte damit vor allem helfen, die Bäume zu ersetzen, die wegen des Feuerbrands in den letzten zehn Jahren gerodet wurden. Im Appenzell Ausserrhoden handelt es sich um etwa 6300 Bäume. Es wurden bereits 9000 Bäume abgegeben und mit dieser Pflanzaktion kommen weitere 1300 Bäume hinzu. Es geht also nicht nur darum, die Feuerbrandrodungen zu kompensieren, sondern die Appenzeller Landschaft mit mehr Hochstamm-Feldobstbäumen zu beleben. Für Bäume, die bei den Baumschulen zwischen 50 und 80 Franken kosten, zahlen die Käufer einheitlich 20 Franken je Baum. Bund, Kanton und Gemeinden unterstützen die Pflanzaktion mit rund 63 00 Franken. 

Beitrag zum Landschaftsbild

Die Hochstammbäume dienen nicht nur der Obstproduktion, sondern tragen auch zur Vielfalt des Appenzeller Landschaftsbildes bei, begründet Regierungsrat Dölf Biasotto die Baumpflanzaktion. Die 1300 Einzelbäume setzen sich aus 67 verschiedenen Sorten zusammen. Darunter befinden sich landschaftsprägende Einzelbäume wie Ahorn, Birken, Eichen, Linden, Nussbäume und 50 Holundersträuche. Letztere prägen traditionell die Ausserrhoder Landschaft und stehen typischerweise bei Gebäuden und in Wiesen. 

Als Obstbäume werden nicht nur Apfel- und Birnbäume, sondern auch Zwetschgen-, Mirabellen- und Kirschbäume abgegeben. Doch immer nur Sorten, die entweder resistent oder sehr widerstandsfähig gegen Feuerbrand sind, betont Andres Scholl, der Leiter der Ausserrhoder Fachstelle für Natur- und Landschaft. Zusammen mit Karin Küng, der Leiterin der Fachstelle für Pflanzenschutz und Obstbau, hat er die Pflanzaktion organisiert. Die Vielfalt der Sorten mache den Obstbau weniger anfällig auf Schädlinge und Krankheiten, führt Andreas Scholl aus. Der Feuerbrand verbreitet sich vor allem während der Blüte. Zum Schutz vor einem Befall hilft es, wenn die Obstbäume nicht alle zur selben Zeit blühen.

Nicht zu tief pflanzen

Stefan Freund von der Fachstelle Obstbau des Landwirtschaftlichen Zentrums St.Gallen in Flawil hat Schaufel und Pickel mitgenommen und führt vor, wie man einen Baum richtig pflanzt. «So hoch sie werden, so weit weg von der Grenze zum Nachbarn», sagt der Baumwart. Man müsse sich bewusst werden, dass die Bäume einmal viel Platz benötigen. «Nicht zu tief pflanzen. Höchstens die Höhe einer Schaufel tief.» Die Veredlungsstelle müsse über dem Boden sein. «Einen robusten Pfahl verwenden.» Der Baum müsse daran so angebunden werden, dass er ruhig steht und der Wind ihn nicht gegen den Pfahl schlägt. Beim Pflanzen wird der Baum geschnitten. Dieser Pflanzschnitt sei der wichtigste Schnitt im Leben des Baumes. «Drei bis vier, im schneereichen Appenzellerland lieber sogar vier bis fünf Leitäste stehen lassen», empfiehlt Freund. 

Drahtgitter als Schutz

Mäuse sind der Tod des jungen Obstbaumes. Sie müssen im Obstbau bekämpft werden. Ein enges, sechseckiges Drahtgitter kann die Wurzeln vor Wühlmäusen schützen. Scherben, wie manche denken, helfen aber nicht. «Keinen Mist oder Kunstdünger in die Pflanzgrube geben», betont Stefan Freund. Das würde den Tod des Baumes bedeuten. «Es genügt, den ausgegrabenen Boden auf die Wurzeln zu geben». Und nicht zuletzt ist der Stamm vor Verbiss von Rehen, Schafen, Ziegen und Hasen zu schützen. Wenn all dies fachgerecht gehandhabt wird, dann kann der Wunsch von Regierungsrat Dölf Biasotto in Erfüllung gehen. «Mögen unsere Bäume bald reichlich Frucht tragen.»

Michael Götz

Artikel aus der BauernZeitung vom 24. November: Lernen Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 CHF