Im Kanton Luzern gibt es nach Schätzungen des Veterinärdienstes rund 20 Betriebe, wo die Tierhalter überfordert sind oder wegen persönlicher Probleme die Motivation nicht aufbringen, ihre Tiere tierschutzkonform zu halten. Im Kanton Aargau sind rund ein Dutzend Betriebe regelmässig von hohen Direktzahlungskürzungen betroffen, wobei die Ursachen in schwerwiegenden Problemen wegen Alkohol, Depression oder Sozialproblemen liegen. Die Dunkelziffer von überforderten Betriebsleitern dürfte in unserer Region wesentlich höher sein. Rasch kann es dabei zu Tierschutzproblemen kommen. Treten solche Fälle an die Öffentlichkeit, wird das Image der Landwirtschaft angekratzt.

Anlaufstelle schaffen
Im Kanton Bern gibt es bereits eine Begleitgruppe Tierschutz, die vom Veterinärdienst beigezogen werden kann, um nachhaltige Lösungen zu finden und einschneidende Massnahmen zu verhindern. Nun wird auch im Kanton Luzern eine "Begleitung Tierschutz" geprüft. Der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband LBV und der kantonale Veterinärdienst begrüssen ein solches Angebot. "Schwerwiegende Tierschutzfälle müssen ganzheitlich angegangen werden" heisst es im Projektbeschrieb des Veterinärdienstes. Eine unabhängige (bäuerliche) Anlaufstelle soll, unter Einbezug der Betriebsberatung, umfassend unterstützen, das Einverständnis des Tierhalters vorausgesetzt. Bei krassen Verstössen gegen das Tierschutzgesetz könne allerdings auch bei Beizug der Begleitung ein allfälliges Strafverfahren nicht ersetzen, betont der Luzerner Veterinärdienst. Zur Prävention und vor allem für nachhaltige Lösungen sei es gleichwohl wichtig, ein "Frühwarnsystem" aufzubauen, wurde im Vorstand des LBV betont. Die Fälle von "gestressten" Bauernfamilien, sei es wegen finanziellen, sozialen und persönlichen Problemen, nähmen spürbar zu.

Problemfälle melden
Deshalb sollen auch Bestandestierärzte, Sozialämter der Gemeinden oder Buchhaltungsstellen angehalten werden, Wahrnehmungen von möglichen Problemfällen an eine Vertrauensstelle zu melden. Aufgerufen, rechtzeitig zu reagieren, sei aber auch die Familie oder Nachbarschaft. Ein Sorgentelefon für Bauernfamilien auf nationaler Ebene, oder die "Offeni Tür i de Not" des LBV im Kanton Luzern gibt es bereits. Diese Anlaufstellen berichten von zunehmenden komplexen Fällen.

js