Im Märchen «Die wilden Schwäne» von Hans Christian Anderson webt die Prinzessin aus Brennnesseln Hemden für ihre in Schwäne verzauberten Prinzenbrüder. Was viele nur noch aus dem Märchen kennen, war vor gar nicht allzu langer Zeit noch gang und gäbe. Vor allem Hanf und Flachs wurden von unseren Vorfahren zu Textilien verarbeitet. 

Baumwolle ist problematisch

Die meisten unserer Textilien im Kleiderschrank sind aus Baumwolle. Baumwolle verbraucht zum Wachsen aber sehr viel Wasser. Eine Baumwoll-Jeans beispielsweise benötigt rund 11'000 Liter Wasser. Zirka 9000 Liter allein für den Baumwollanbau, wie einem Unesco-Bericht aus dem Jahr 2005 zu entnehmen ist. Zudem bedingt der Pflanzenschutz, der meist in Monokultur angebauten Pflanze, einen hohen Pestizideinsatz. Ganz zu schweigen vom negativen Umwelteinfluss bei der Verarbeitung zu Textilien und durch die langen Transportwege. Alles Schlagwörter, die umweltbewusste Konsumenten erschaudern lassen. Wenn beim Kauf von Lebensmitteln bereits einer breiten Konsumentenschaft wichtig ist, dass die Produkte nachhaltig produziert und verarbeitet wurden, sieht es bei der Bekleidung noch anders aus. Sie soll schön und vor allem billig sein. 

Vielversprechendes Projekt

Unter dem Kleiderlabel «erfolg», das für Shirts und Strickwaren im Premiumsegment aus Bichelsee TG steht, wird seit diesem Frühjahr eine modische Kollektion aus Schweizer Leinen angeboten. Auf 4,5 Hektaren bauen drei Landwirte im Emmental Flachs an. Dahinter steht die Swissflax GmbH, die Partnerin der IG Nuitex (Interessengemeinschaft zur Naturfasergewinnung in der Schweiz) ist. Flachs ist im Anbau eine eher anspruchslose Pflanze. Nach Verkauf von Faser und Leinsamen erwirtschaftet der Landwirt einen vergleichbaren Deckungsbeitrag wie im Weizenanbau. Hans Haslebacher, Geschäftsführer der Swissflax GmbH und Vorstandsmitglied der IG Nuitex, ist vom Erfolg von Schweizer Leinen überzeugt. Der Markt für das Garn müsse einfach noch besser erschlossen werden. Zurzeit hätten sie eine Warteliste mit interessierten Landwirten. Auch mit Hanf laufen Versuche. Aber wegen der politischen Lage wartet man da noch etwas ab. Und übrigens, dieses Jahr scheint ein gutes Flachserntejahr zu werden. Die Pflanze mag es eher warm.

Esther Thalmann

Weitere Informationen: www.niutex.ch
und www.swissflax.ch