Warum der Milchpreis im zu Ende gehenden Jahr nicht angezogen hat, obwohl die Milchmenge kleiner sei als im Vorjahr? Das wollte ein Teilnehmer an der Regionalversammlung der Vereinigten Milchbauern Mitte-Ost in Näfels wissen. Einmal mehr zeige sich, dass die europäischen Marktpreise grössere Auswirkungen auf den Milchpreis hätten als die Entwicklung der Milchmenge auf dem vergleichsweise kleinen Schweizer Milchmarkt, sagte Reto Burkhardt, der Leiter Kommunikation bei der SMP, der nationalen Dachorganisation der Milchproduzenten.

Niklaus Fässler, der stellvertretende VMMO-Geschäftsführer, wies daraufhin, dass die ­Krise beim Milchverarbeiter Hochdorf für einen schlechten Start ins Milchjahr 2019 und für Unsicherheit gesorgt habe. Niemand habe gewusst, wer in der Lage gewesen wäre, die von Hochdorf verarbeitete Milchmenge bei einer allfälligen Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens übernehmen zu können. Jetzt habe sich die Situation aber entspannt. Die Banken hätten die Kreditlinie für das Unternehmen erhöht und eine neue Führung sei daran, das Unternehmen zu sanieren.

Schwierige Umstellung

Niklaus Fässler erwähnte auch, dass bei einer insgesamt gesunkenen Produktion die Biomilch-Menge angezogen habe. Er warnte allerdings auch von einer Umstellung auf Bio. Der Einstieg sei schwierig. Während der ­zweijährigen Umstellungsphase müsse man zwar mit den Bio-Vorgaben produzieren, ohne aber von den Bio-Preisen profitieren zu können. Ausserdem sei es unsicher, ob man nach der Umstellung ein Kontingent für Biomilch erhalte. Denn deren Absatz sei stagnierend.

Signal an den Markt

Ob der Grüne Teppich nicht auf eine Farce herauslaufe, wenn einzelne Verarbeiter vor dessen Einführung die Preise um 3 Rappen gesenkt hätten, wollte ein weiterer Teilnehmer der Versammlung wissen. Auch Reto Burkhardt hält nichts von solchen Praktiken. Er wies aber ­daraufhin, dass dieser Branchenstandard in Sachen Nachhaltigkeit auch ein Instrument darstelle, mehr Transparenz auf dem Markt zu schaffen. Jeder Erstmilchkäufer sei verpflichtet, den Nachhaltigkeitszuschlag in der Abrechnung auszuweisen. Das führe zu einer klareren Segmentierung zwischen A- und B-Milch. Er betonte zudem, der neue Standard, dessen Produkte unter dem Logo «Swissmilk Green» ausgelobt werden, sei vor allem ein Mittel, um höhere Preise am Markt durchzusetzen.

Über den aktuellen Stand der Einführung des Grünen Teppich zeigte sich Reto Burkhardt insgesamt mit Abstrichen zufrieden. Aktuell hätten sich 8000 Milchproduzenten für die Teilnahme am Grünen Teppich gemeldet. Mit Ausnahme von 10 bis 15 Prozent würden alle die geforderten Standards des Teppichs erfüllen. Bei der Zahl der Produzenten, die sich bis jetzt an diesem Programm beteiligen, gibt es im Urteil von Burkhardt allerdings Luft nach oben.

Unklare Segmentierung

Die SMP hat für den Monat September die Milchgeldabrechnung von 16 Erstmilchkäufern daraufhin geprüft, ob der Nachhaltigkeitszuschlag ausgewiesen wird. Mit folgendem Resultat:

  • Bei fünf Erstmilchkäufern war die Ausweisung des Zuschlags von 3 Rappen unklar oder es war noch kein Zuschlag feststellbar.
  • Bei elf Erstmilchkäufern ist der Zuschlag von 3 Rappen ersichtlich. Die Menge der A-Molkereimilch ist allerdings nicht immer direkt ersichtlich.
  • Die Leader der Branche machen eine gute Figur.

Wie Reto Burkhardt darlegte, gestaltet es sich schwierig, den Nachhaltigkeitszuschlag bei Käse aus Molkereimilch durchzusetzen. Bei den traditionellen Sortenkäsen ist dieser Widerstand noch grösser. Für Burkhardt ist diese Haltung kaum nachvollziehbar. Das Label Swissmilk Green stehe für Werte wie umweltfreundliche Herstellung, faire Bezahlung der Produzenten und richtige Behandlung von Tieren. Das seien alles Werte, die auch für Konsumenten von Sortenkäse eine Bedeutung hätten. Burkhardt gestand ein, dass es schwierig sein wird, das Logo «Swissmilk Green» auf die Verpackung von Lebensmitteln zu platzieren. Dazu brauche es viel Hartnäckigkeit. Er hob aber auch hervor, dass der Nachhaltigkeitszuschlag bereits zu Preiserhöhungen im Detailhandel geführt habe. Das ergab ein Vergleich von Milchprodukten zwischen Ende August 2019 und Ende Septem- ber 2019. Und zwar bei Butter, Rahm, Milchgetränken, Joghurts und zum Teil bei Mozzarella, wie aus einer SMP-Mitteilung hervorgeht.

Neue «Kumpanen» suchen

«Die Landwirtschaft ist auch nach den eidgenössischen Wahlen mit einer starken Delegation im nationalen Parlament vertreten», stellte VMMO-Präsident Hanspeter Egli fest. Allerdings sei das Parlament linker und grüner geworden. In dieser Situation gelte es, neue «Kumpanen» im Parlament zu suchen, um von Fall zu Fall Mehrheiten für die eigenen Anliegen zu finden. Egli zeigte sich erfreut, dass die Nachfolgelösung des Schoggi-Gesetzes gut umgesetzt wird. Über 19 000 Produzenten hätten sich für diese Zulage zur Exportförderung gemeldet. Noch würden aber 1,2 Millionen Franken nicht abgeholt. Jetzt bestehe eine letzte Chance für eine Anmeldung. Wer von Kollegen wisse, die sich noch nicht angemeldet haben, solle diese doch auffordern, dies nachzuholen. Andernfalls könne, so warnte der VMMO-Präsident, der Eindruck entstehen, dass die Branche auf dieses Geld nicht angewiesen ist.

 

Stefan Schiesser für Vorstand nominiert

Im Anschluss an das Mitgliedertreffen nominierten die VMMO-Mitglieder des Wahlkreises ­Glarus einstimmig ein neues Vorstandsmitglied. Es handelt sich um Stefan Schiesser. In dieses Amt gewählt werden soll der Bio-Milchbauer aus Linthal an der VMMO-Delegiertenversammlung vom 3. April 2020. Bei einer Wahl folgt Schiesser auf Hanspeter Hauser, der im vergangenen Frühling aus dem VMMO-Vorstand zurücktrat.