Das Dreiseengebiet beim Bieler-, Neuenburger- und Murtensee ist eine der grössten Ebenen der Schweiz und damit für die Schweizer Nahrungsmittel-Produktion bedeutend. Dass der Boden bewirtschaftet werden kann, ist den beiden Juragewässerkorrektionen zu verdanken. Doch das Produktionspotenzial in der Region ist gefährdet. Das meint Peter Thomet, Präsident von Pro Agricultura Seeland (Pac).

Denn es geht Boden verloren. Laut Thomet beträgt der Bodenschwund 1-2 Zentimeter pro Jahr. Tiefere Böden sind deutlich überschwemmungsgefährdeter. Zudem trägt die Klimaerwärmung mit heissen und trockenen Sommern zur Gefährdung der Produktion bei. Das Seeland befindet sich also oft im Zwiespalt zwischen zu viel und zu wenig Wasser.

Extremjahr 2015

So wie im Jahr 2015. Im Frühjahr verwandelten Regenfälle Felder in Seen. Kartoffeln ertranken. Im Sommer dann das Gegenteil, es kam die grosse Trockenheit.

Ob sich die Klimaerwärmung bereits auswirkt oder es eine blosse Laune der Natur war. Peter Thomet fordert Worte statt Taten. Das machte er kürzlich an der Wassertagung von Pro Agricultura in Ins klar. "Der verschwenderische Umgang mit Kulturland muss gestoppt werden", so Thomet. Seiner Meinung nach müssten in der Schweiz Vorranggebiete für die Ernährungssicherheit deklariert werden. Eines davon das Dreiseenland.

Im Bezug auf Wasser spricht Thomet gar von einer "3. Juragewässerkorrektion". Er hat dabei besonders die wahrscheinlich vermehrt vorkommenden trockenen Sommer im Visier und hält einen Ausbau des Wasserzugangs für die Bewässerung der Felder für wichtig.

Alle sind nie zufrieden

Dass es eine Herkules-Aufgabe ist, das Gleichgewicht zwischen zu wenig und zu viel Wasser zu finden, zeigt die Arbeit von Bernhard Schudel. Er ist im Kanton Bern für Gewässerregulierung zuständig. "Wenn alle über meine Entscheide gleich verärgert sind, habe ich meine Arbeit richtig gemacht", brachte er es an der Tagung auf den Punkt. Denn wird aus dem Bielersee zu viel Wasser abgelassen sind zwar die Bauern im Grossen Moos ebenso zufrieden wie die Bielersee-Anwohner, aareabwärts sieht die Lage aber ganz anders aus. Schnell wird die Aare - besonders wenn viel Wasser aus der Emme hinzukommt - zur Gefahr.

Schudel hatte das Pech, dass in seiner Amtszeit bereits dreimal die Hochwassergrenze überschritten wurde. 2005, 2007 und 2015 traten Flüsse und Seen über die Ufer. Nach den ersten beiden Hochwassern änderte der Kanton das Konzept, um je nach Prognose präventiv den Wasserstand des Bielersees zu senken und damit einen grösseren Spielraum zu haben. 2015 funktionierte das nicht. Laut Schudel war kein Hochwasser prognostiziert worden.

Hochwasser-Gefahr wird immer bleiben

Diese neue Prognoseregulierung ist nicht unumstritten. Kritik kam unter anderem aus dem Naturschutz. Die Umweltschützer fürchten, dass Schutzgebiete und Flachufer beeinträchtigt werden, wenn der Pegel präventiv gesenkt wird. Die Laufkraftwerke entlang der Aare sehen gleichzeitig die Produktion in Gefahr und die konzessionierte Schifffahrt will keinen zu hohen Nidau-Büren-Kanal. Denn ist der Wasserstand zu hoch, können die Schiffe nicht verkehren - die Einnahmen bleiben aus.

"Eine für alle Anspruchsgruppen ideale Seeregulierung gibt es nicht", sagt Schudel. Es bleibe immer ein Kompromiss. Ebenso stellt er klar: "Das Grosse Moos war, ist und bleibt anfällig für Hochwasser". Man könne einiges verbessern, doch ganz verhindern könne man Überschwemmungen auch künftig nicht.

Jonas Ingold, lid