Die traktandierten Geschäfte gaben an der Hauptversammlung des Glarner Bauernverband zu keinen Diskussionen Anlass, zumal auch keine Wahlgeschäfte anstanden. Informationen und Diskussionen zu den anstehenden politischen Geschäften – auch wenn sie wegen des Corona-Virus m Moment etwas in den Hintergrund des medialen Interesses  getreten sind – dominierten die Versammlung: das Jagdgesetz, die Trinkwasser- und Pestizidinitiativen, die bundesrätliche Botschaft zur AP 22+.

Klares Votum für Jagdgesetz

Am 17. Mai befinden die Stimmberechtigten über das Neue Jagdgesetz, gegen das mit Erfolg das Referendum ergriffen worden ist. Urs Schneider begründete  die Haltung des Schweizer Bauernverband, der die Gesetzesvorlage befürwortet und das Referendum bekämpft. Das bestehende Gesetz sei 34 Jahre alt und erfülle die heutigen Anforderungen des Natur- und Tierschutz nicht mehr, sagte der Stellvertretende Direktor des SBV. In den letzten Jahren hätten sich vor allem die Bestände von Wolf, Biber oder Höckerschwänen stark vermehrt. Das habe zu Konflikten mit der Landwirtschaft und der Fischerei geführt. Das Gesetz sehe deshalb Verbesserungen für die Regulierung der Schaden stiftenden Tiere vor. Die Bestände dieser Tiere dürften aber auch unter dem neuen Gesetz nicht gefährdet werden. Eine Konsultativabstimmung ergab – nicht ganz überraschend –, dass sämtliche Stimmberechtigten der Hauptversammlung für eine Annahme des Jagdgesetztes sind.

 

Auch Corona-Virus war Thema

54 Stimmberechtigte plus zahlreiche Gäste nahmen am Samstag an der Hauptversammlung des Glarner Bauernverband in Näfels teil. Präsident Fritz Waldvogel stellte in seiner  Begrüssung fest, dass eine Versammlung in dieser Grösse in Chur nicht hätte stattfinden können.  Die Stadt Chur hat nämlich im Kampf gegen das Coronavirus in Absprache mit dem Kanton entschieden, dass Veranstaltungen ab 50 Personen grundsätzlich untersagt sind.Niemals hätte er sich beim Jahreswechsel vorstellen können, welche Konsequenzen ein  in China aufgetauchtes Virus weltweit nach sich ziehen  würden, sagte Waldvogel. Und, so mahnte der oberste Glarner Bauer: Noch sei nicht absehbar, welch weitere Auswirkungen das Virus haben werde. Es könnte sich allenfalls auch auf die Versorgungslage der Schweiz mit Lebensmitteln auswirken. Etwa, weil die Produktion von Gemüse ausfällt als Folge von Quarantänemassnahmen in Südspanien, die Landarbeiter daran hindern, ihre Arbeit auf den Feldern und in den Treibhäusern zu verrichten. Ein hoher Grad an Selbstversorgung sei für die Schweiz nach wie vor wichtig. Waldvogel kritisierte auch, wie fokussiert die Medien berichten. Auf einen Schlag seien zuvor dominierende Themen wie Klima-Erwärmung und Wasserqualität zweitrangig geworden.

 

Als Botschafter wirken

Noch steht nicht fest, ob die Abstimmung über die beiden Initiativen am 27. November dieses Jahres oder im Frühling 2021 stattfinden wird. Der Bauernverband begrüsst die vom Ständerat lancierte Parlamentarische Initiative für einen gesetzlich verbindlichen Absenkungspfad für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ein solcher Pfad alle Wirtschaftsbereiche umfassen würde. Wie Urs Schneider darlegte, wird der SBV die eingeleitete Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne weiterführen. Der eigentliche Abstimmungskampf wird drei Monate vor dem Abstimmungstermin lanciert. Angesprochen werden sollen vor allem preisbewusste, ökobewusste und Swissness-affine Konsumenten. Mit den Argumenten, bei einem Ja zur Initiative würde die Produktion in der Schweiz geringer. Dies wiederum würde Schweizer Lebensmittel verteuern und zu mehr Importen aus dem Ausland führen. Schneider rief die Bäuerinnen und Bauern dazu in ihrem Bekanntenkreis als Botschafter gegen die beiden Initiativen aufzutreten.

Schiff ist überladen

Je länger sich Fritz Waldvogel in den letzte Tagen mit der Botschaft des Bundesrates zur AP 22+ befasst hat, desto grösser ist seine Skepsis geworden. Bei der Ausarbeitung dieser Vorlage seien zu viele Akteure und Stellen einbezogen worden, meinte der Präsident der Glarner Bauern. Zu viele unterschiedliche Interessen und Zutaten seien in diese Vorlage eingeflossen. Und beim Versuch diese Zutaten im Interesse aller abzuschmecken, sei ein ungeniessbares Produkt herausgekommen. Für Urs Schneider ist das «Schiff AP 22+ wahnsinnig beladen». Man könne nicht die Auflagen an die Produktion im Inland hochfahren und gleichzeitig offene Märkte fordern ohne die gleichen Anforderungen an Importe zu stellen. Die Landwirtschaftskammer wird am 22. April über die strategische Positionierung und mögliche Anträge des Schweizer Bauernverband bei der Behandlung dieses Pakets im Parlament beschliessen. Marco Baltensweiler, der Chef der Abteilung Landwirtschaft im Kanton Glarus, sieht vor allem in der regionalen Landwirtschaftlichen Strategie, die Teil der AP 22+ ist, auch Chancen für die Glarner graslandbasierter Glarner Alp- und Landwirtschaft. Diese Strategie erlaube Investitionen in Alpen und Drainagen mit dem Ziel auf eine klimaneutrale Glarner Landwirtschaft hinzuarbeiten.