An einer Medienorientierung informierte das Amt für Wasser und Energie (AWE) St. Gallen gestern Dienstag über die Gewässerqualität im Kanton. Der Anlass fand am Albertswilerbach in Gossau statt. Mit dabei war auch Peter Nüesch, Präsident des St. Galler Bauernverbands (SGBV). Der Albertswilerbach war einer der untersuchten Bäche, in dem zu viele Pflanzenschutzmittel nachgewiesen wurden.

Kleine Bäche besonders stark betroffen

In den letzten zehn Jahren rückten die kleine Bäche in den Fokus der Messungen, denn sie machen drei Viertel des ganzen Fliessgewässernetzes des Kantons St. Gallen aus. Besonders betroffen sind stark verbaute Bäche sowie Bäche, deren Einzugsgebiet in einem intensiv genutzten Landwirtschaftsgebiet liegt oder durch Industrie, Siedlungs-, und Verkehrsflächen beeinflusst wird. «Die aktuellen Untersuchungen zeigen, dass die Belastung vor allem bei Pestiziden über den Grenzwerten liegt», berichtete Vera Leib, Leiterin der Abteilung Gewässerqualität im AWE.

In der Messkampagne 2019 wurden vier Bäche untersucht: der Albertswilerbach (Gossau), der Kirchtobelbach (Waldkirch), die Länderenaach (Widnau) und der Loobach (Niederbüren). Die Analysen zeigten zum Teil schwerwiegende ökologische Defizite, sagte Leib. Von 119 untersuchten Spurenstoffen wurden in den vier Bächen insgesamt 72 Stoffe nachgewiesen. Pestizide machten dabei die grösste Gefahr aus.

Die Untersuchungen sollen dazu beitragen, im Dialog mit den Landwirten die Situation zu verbessern. Gemeinsam mit den Landwirten schauten sich die Mitarbeiter des AWE die Situation vor Ort an. Mithilfe dieser Kampagnen sei es gelungen, die Situation zu verbessern und die Landwirte für einen sehr sorgsamen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln zu sensibilisieren.

Bauern sind Teil der Lösung

Peter Nüesch bemerkte, oft seien sich die Bauern des Risikos gar nicht bewusst. «Wenn man beim Wenden den Spritzbalken nicht einklappt und durch die Wendebewegung ein, zwei Tropfen in den Bach gelangen, kann das verheerende Folgen haben», führte er den Journalisten vor Augen. Darum sei es wichtig, die Bauern noch mehr zu sensibilisieren und mit konkreten Beispielen aufzuzeigen, wo Fehler passieren können. Der SGBV tut dies über die verbandsinternen Medien und Newsletter.

«Lange Zeit standen die Abdrifte im Fokus, aber mittlerweile weiss man, dass es die Punkteinträge sind, die sehr problematisch sind», fuhr der SGBV-Präsident fort. Zum Beispiel, wenn Leitungen undicht sind, Schächte nicht abgedeckt sind oder nicht korrekt entwässert werden.

Im direkten Gespräch mit den Bauern könne man die Probleme meist beheben, das  zeige das Beispiel Albertswilerbach. Nüesch lobt die Zusammenarbeit mit dem Kanton. «Die Zusammenarbeit mit dem AWE ist sehr konstruktiv. Im Vordergrund stehen nicht Schuldzuweisungen, sondern die Problemlösung.»

Belastung durch Nährstoffe hat abgenommen

Positiv entwickelt hat sich der Zustand der grösseren Flüsse. Dank des kontinuierlichen Ausbaus der Kläranlagen sank der Eintrag von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor deutlich. 2002 waren die Phosphatkonzentrationen an den 14 langfristig beobachteten Gewässern noch in 28 Prozent der Messungen zu hoch. 2019 wurden sie nur noch bei acht Prozent überschritten. Auch die Nitratkonzentration in den grossen Flüssen hat in den letzten Jahren abgenommen.