Während drei Jahrzehnten waren im Grossen Moos Tulpenfelder zu sehen. 1947 fand sogar ein Tulpenfest statt. Diese und andere Geschichten aus dem schmucken Seeländerdorf sind im zweiten Buch Dorfgeschichten aus Kerzers von Ueli Johner-Etter zu entnehmen. Diese Quer-Beet-Dorfgeschichten sind Erinnerungen für die älteren Semester und Informationen für die jüngere Generation, meint der Autor.

Vorbilder waren die Staatsbetriebe

Nach der Juragewässerkorrektionen im Grossen Moos mussten die Landwirte erproben, wie sie die entwässerten Böden bewirtschaften können. Vorbilder waren die Staatsbetriebe der Strafvollzugsanstalten Witzwil und Bellechasse. Später kam die Schweizerische Genossenschaft für Gemüsebau (SGG) mit Sitz in Kerzers dazu. So kam bei führenden Köpfen der SGG der Gedanke für die Anpflanzung von Tulpen auf. Schon um 1900 wurde mit der Anpflanzung von Spargeln begonnen, was von den Restaurants begrüsst wurde. Das neue touristische und kulinarische Angebot erfreute sich eines grossen Zuspruchs, schreibt Johner. Im Jahre 1947 fand ein Tulpenfest, für das sogar ein Festspiel einstudiert worden war. Die später aufgelöste SGG mit ihren Gutsbetrieben hatte grossen Einfluss auf die Entwicklung des Gemüsebaus und der Landwirtschaft. 1989 wurde das erste Gmües-Fescht mit der Schweizer Bio-Messe durchgeführt. Beliebt ist auch der Gmües-Pfad durchs Grosse Moos.

Güterzusammenlegungen und Melioration

Mit der Modernisierung und Umstrukturierung der traditionellen Landwirtschaft wurde die sehr starke Parzellierung und vor allem die schmalen Parzellen zu einem Hindernis für die rationelle Bewirtschaftung. In den Fünfzigerjahren Jahren verursachte die Torfsackung eine erneute Vernässung der Böden. Die alten Drainagen funktionierten nur noch schlecht. Zudem sei die zweite Juragewässerkorrektion angestanden, schreibt Johner. Am 27. Januar 1958 wurden die Landwirte über eine Arrondierung, Erschliessung und Drainagen informiert. 1961 wurde die Durchführung einer Güterzusammenlegung und Bodenverbesserung beschlossen. Ein Granitblock auf dem Sonnenberg erinnert an dieses Jahrhundertwerk, das 1995 nach 34 Jahren abgeschlossen werden konnte. Die Verzögerungen bei der Planung des Anschlusses der N1 blockierte die Güterzusammenlegung. Gegen die Verschleppungstaktik des Landantritts über 13 Jahre protestierten die Landwirte mit einer Demonstration.

Von gefrässigen Käfern

In weiteren Geschichten berichtet Johner vom Kartoffelkäfer, dessen orangfabigen Larven innert weniger Tagen die Kartoffelstauden bis auf die Stängel kahlfrassen. Später wurden die Maikäfer respektive die gefrässigen Engerlinge zur Plage. Laut dem Staatsratsbeschluss vom 6. April 1948 wurde die Bekämpfung als obligatorisch erklärt, d.h. die Maikäfer mussten eingesammelt werden. Auch Schulklassen mussten mithelfen. Beim Ausbruch der Maul- und Klauenseuche im Jahre 1965 verfiel das Dorf mit der Schliessung der Schule, der Absperrung und Quarantäne der betroffenen Betriebe in Schockstarre, berichtet Johner.

Weitere Geschichten enthalten

Im Buch sind weitere Geschichten wird über den Bau der Schulhauses, die Sonntagsschule, das Singkollegium, die Kirche usw. aufgeführt. Besondere Bedeutung haben in Kerzers die zwei Ofenhäuser, die heute noch gemeinschaftlich von den Familien benutzt werden. Weitere Abschnitte handeln von den Dorfvereinen, Übernamen und Bränden.

In Mundart widmet Johner dem Dorforiginal Jöggeli Wernu, der keinen Auftritt der Dorfmusik verpasste und von dem fast alle Frauen in Kerzers einen Heiratsantrag erhalten haben sollen.  

Das Buch umfasst 160 Seiten. Es ist im Kulturbuchverlag 3475 Riedtwil, 978-3-905939-71-2 erschienen. Es kostet 25 Franken.