Morgen, Sonntag, ist es wieder soweit: Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene tragen ihre Palmbuschn in die Kirche zur Weihe. Neben den Ölzweigen werden die sogenannten Palmkätzchen (Weiden) oder immergrüne Buchsbaumzweige mit bunten Bändern zu Sträussen gebunden oder auf oft meterhohen Haselnussstecken befestigt. Der geweihte Buschen wird nach der Weihe nach Hause getragen und am Gartenzaun befestigt, wo er bis zum Gründonnerstag oder bis Christi Himmelfahrt stehen bleibt. Damit soll der Segen auf die Ernte übertragen werden und diese von Unwetter verschonen. Die geweihten Zweige kommen hinter dem Kreuz im Herrgottswinkel und werden in den Stall gehängt. Sie schützen vor Krankheiten und Dämonen. Wenn es im Sommer wittert, dann werden die getrockneten Zweige verbrannt.

«Es braucht etwas Geschick, aber vor allem viel Freude beim Winden des Palmbuschens. Und weitergeben und vermitteln sollen wir vor allem die Freude und den Sinn hinter den Bräuchen», ermutigt die südtiroler Landesbäuerin Antonia Egger: «Lebendiges Brauchtum stützt, hält und festigt uns. Und ist ein wesentlicher Bestandteil einer lebendigen Dorfgemeinschaft.»

 

Heidnischer Brauch für fruchtbare Felder

Der Palmsonntag leitet als sechster Fastensonntag die Karwoche ein. In den Evangelien wird berichtet, dass Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem mit Palm- und Ölzweigen empfangen wurde. In der christlichen Symbolik gilt der Ölzweig als Sinnbild des Friedens und der Barmherzigkeit und die Palme als Zweig des Lebens.

In früherer Zeit gehörte die Palmweihe zu den heidnischen Osterbräuchen. Die geweihten Zweige sollten nicht nur das Haus bis zum nächsten Jahr vor Blitz und Feuer schützen, sie wurden auch zusammen mit den Schalen der Ostereier und Kohle der Osterfeuer in den Ecken der Felder eingesteckt oder vergraben, um letztere fruchtbar zu machen.