Nach Ansicht des französischen Bauernverbandes (FNSEA) und dessen Jugendorganisation (JA), die diese Proteste organisieren, werden durch die preiswerten und ökologisch problematischen Palmölimporte die Absatzchancen von heimischem Raps- oder Sonnenblumenöl für Biotreibstoffe geschmälert. Im Zentrum der Kritik steht der Mineralölkonzern Total, der in seiner neuen Raffinerie in La Mède an der Rhonemündung mit Regierungsgenehmigung bis zu 300 000 t Palmöl zur Treibstoffproduktion importieren will.

«Nicht in Ruhe sterben»

„Die Proteste sind ein Warnschuss, den wir geben wollen", erklärte die FNSEA-Präsidentin Christiane Lambert gestern bei einer Blockadeaktion in Donges bei Nantes. Sie wies darauf hin, dass die französische Landwirtschaft für 14% der Arbeitsplätze in Land stehe und damit ein Sektor sei, der zähle. „Wir wollen angehört und werden und nicht in Ruhe sterben", betonte Lambert. FSNEA-Generalsekretär Jérôme Despey kritisierte, dass von französischen Landwirten grosse Anstrengungen bei der Produktqualität und den Umweltstandards gefordert würden, importierte Waren wie Palmöl diesen Standards aber nicht genügten und den Wettbewerb verzerrten.

Landwirtschaftsminister kritisiert Proteste

Der Sprecher der liberal orientierten Präsidentenpartei La-République-en-marche (LREM), Gabriel Attal, erklärte, dass die Genehmigung für die Palmölimporte der Total-Raffinerie in La Mède auf Zusagen der Vorgängerregierung beruhe und nicht zurückgenommen werden könne. Die Mineralölgesellschaft Total sicherte wegen der Kritik zu, nur mit Label versehenes Palmöl zu verwenden und in der Produktion auch Raps-, Soja- und Sonnenblumenöl zu verwenden.

Kritisch zu den Protestaktionen äusserte sich gestern Landwirtschaftsminister Stéphane Travert; er bezeichnete diese als „illegal und nicht lösungsorientiert“, denn sie führten lediglich zu Kraftstoffengpässen. Er werde sich jedoch mit dem FNSEA und den Junglandwirten sowie mit Total und den Produzenten von Biodiesel zusammensetzen, um Märkte für den französischen Raps zu erschliessen. Laut FSNEA sollen die Proteste noch mindestens bis Mittwoch dauern.

AgE