Lebensmittel gehen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette verloren, vom Acker bis zum Teller. Je nach Stufe gibt es aber auch unvermeidbare Verluste (z.B. Bananschalen oder Teig, der an Maschinen kleben bleibt. Mehr dazu: Was ist eigentlich Food Waste?).

9 Prozent der total 2,6 Millionen Tonnen Lebensmittel, die in der Schweiz pro Jahr verloren gehen, fallen in der Landwirtschaft im Inland an.

 

Auch im Ausland gibt es Verluste für den Schweizer Konsum

Da Lebensmittel in die Schweiz importiert werden, fällt ein Teil der Lebensmittelverluste für den Schweizer Konsum auch im Ausland an. Obige Zahlen sind aus der Entsorgungsperspektive (siehe Kasten). Wird die ausländische Produktion miteinbezogen (Konsumperspektive) verursachen Schweizerinnen und Schweizer jährlich 2,8 Millionen Tonnen Food Waste. Das entspricht...

  • 330 kg pro Kopf und Jahr
  • 1160 kcal pro Kopf und Tag
  • einem Warenwert von etwa 600 Franken pro Kopf und Jahr

Man geht gemäss Bundesamt für Umwelt Bafu davon aus, dass über alle Stufen der Lebensmittelkette mindestens zwei Drittel der Verluste an Nahrungsmittel vermeidbar wären. Der Anteil vermeidbarer Verluste ist je nach Stufe unterschiedlich:

 

Der Anteil vermeidbaren Food Wastes ist im Detailhandel und der Landwirtschaft am grössten. Wie viele Lebensmittel in Haushalten unnötiger Weise weggeworfen werden, lässt sich schwer messen, es dürfte aber wenig unvermeidbare Lebensmittelabfälle auf dieser Stufe geben. Schliesslich wird Vieles bereits gerüstet oder sogar zubereitet gekauft. 

Im Haushalt anzusetzen macht Sinn

Anders sähe es bei der Umweltbelastung aus. Bei der Initiative «Save Food, Fight Waste» wird das so erklärt:

«Je später in der Produktions- und Vermarktungskette ein Lebensmittel verloren geht, desto mehr Umweltbelastung ist bereits entstanden, weil Ressourcen verbraucht und Emissionen verursacht wurden für Transport, Verarbeitung, Lagerung, Verpackung und Zubereitung. Die Vermeidung von Food Waste am Ende der Wertschöpfungskette, also z. B. in der Gastronomie oder in Haushalten, ist aus der Umweltperspektive betrachtet daher besonders wichtig.»

Was in der inländischen Produktion verloren geht

Gemäss Zahlen des Bundesamts für Statistik aus dem Jahr 2017 (Taschenstatistik 2019) werden in der Schweizer Landwirtschaft total rund 8'035'000 Tonnen Lebensmittel (tierische und pflanzliche Produktion addiert) hergestellt. Diese Zahl ist Brutto, aus Schlachtgewichten und ohne Verluste auf dem Feld oder im Betrieb gerechnet.

 

Dem Bundesamt für Umwelt zufolge gibt es in der Schweizer Landwirtschaft jährlich Lebensmittelverluste von 225'000 Tonnen Frischsubstanz. Verrechnet mit obigem Wert kommt man auf ein Total von 8'260'000 Tonnen landwirtschaftlicher Produktion in der Schweiz. Food Waste macht auf Stufe Landwirtschaft im Inland demnach 2,72 Prozent der gesamthaft hergestellten Menge tierischer und pflanzlicher Nahrungsmittel aus.

 

Das Bundesamt für Umwelt gibt an, welche Anteile der Lebensmittelverluste aus der Schweizer Landwirtschaft wie verwendet werden: Das meiste sind Ernterückstände, die sofort oder nach Vergärung als Bodenverbesserer auf dem Feld eingesetzt werden. Ein Teil der Verluste wird zu Tierfutter, nur zwei Prozent landen in der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) und werden so dem Kreislauf entzogen.   

90 Prozent (oder 200'000 Tonnen) der auf Stufe Landwirtschaft verlorenen Lebensmittel wären laut Bafu vermeidbare Verluste.

Nicht bei allen Produkten geht gleich viel verloren

 

Die grössten Mengen Food Waste gibt es demnach bei Hülsenfrüchten (Leguminosen) mit 21 Prozent der produzierten Menge. Die Zahlen dazu beruhen aber laut Studie im Auftrag des Bundesamts für Umwelt von 2019 auf der Befragung von fünf österreichischen Betrieben und beziehen sich auf Grüne Bohnen. 

Hohe Ansprüche führen zu Verlusten

Über alle oben aufgeführten Lebensmittelgruppen gelten Vermarktungsstandards als die Hauptgründe für die vermeidbaren Verluste. Bei Kartoffeln werden 10 Prozent aus Qualitätsgründen abgelehnt, 7 Prozent seien Überproduktion. 

Bei Frischgemüse spielen Marktüberschüsse eine grössere Rolle, da der Erntezeitpunkt oft wenig flexibel ist (z. B. bei Kopfsalat).

 

Vorsicht Zahlensalat

Wenn man sich näher mit Zahlen zu Lebensmittelverlusten beschäftigt, gibt es einige Punkte zu beachten, um die Daten einordnen zu können:

  • Welche Definition von Food Waste wird verwendet bzw. was gilt als unvermeidbarer Lebensmittelverlust?
  • Welche Einheit wird verwendet (z. B. Trocken- oder Frischsubstanz, Energie oder Umweltbelastungspunkte UBP)?
  • Werden Im- und Exporte berücksichtigt? Z.B. beim Anteil der Landwirtschaft am gesamten Food Waste in der Schweiz: die inländische Produktion verursacht 9 Prozent davon, wird jene im Ausland dazugerechnet, sind es hingegen 20 Prozent (siehe auch nächster Punkt).
  • Wird aus der Konsum- oder Entsorgungsperspektive berichtet? Letzte berücksichtigt nur Lebensmittelverluste innerhalb der Schweizer Grenzen und liefert Zahlen, die nicht mit Nachbarländern vergleichbar sind. Dies, weil aus der Entsorgungsperspektive Netto-Importländer Food Waste ins Ausland verlagern. Die Konsumperspektive betrachtet das ganze Versorgungssystem des Schweizer Lebensmittelkonsums, inklusive Netto-Importen.  

Äpfel werden verwertet, Kolostrum nicht

Die geringen Mengen an Food Waste bei Äpfeln ist mit der Verwertung unansehnlicher Früchte als Mostobst zu erklären.

Bei der Milch zählt Kolostrum, das eigentlich für den menschlichen Konsum geeignet wäre, als Lebensmittelverlust. Es macht 0,5 Prozent der produzierten Milchmenge aus. Eier werden wegen Brüchen oder verunreinigter Schale aussortiert.