Der Streit um zwei Anlagen mit Folientunneln im Aargauer Seetal sei ein Beispiel dafür, welchen komplexen Herausforderungen sich die Landwirtschaft heute stellen muss, schreibt der Aargauer Bauernverband (BVA) in einer Medienmitteilung. Angesichts der Fehlinformationen verschiedener Umweltverbände bestehe dringender Handlungs- und Aufklärungsbedarf. 

Aprikosen wachsen sehr wohl im Freiland

Umweltschutzverbände haben laut BVA behauptet, Aprikosen-Kulturen seien im Freiland unmöglich. Die Pflanzen seien auf die "künstlichen" Bedingungen im Folientunnel angewiesen. Das ist eine Fehlinformation, schreibt der BVA und verweist auf zahlreiche andere Aargauer Aprikosen-Kulturen, die ungedeckt wachsen. 

Die vom Rechtsstreit betroffenen Bauern hätten somit die Tunnel nur errichtet, um ihre Obstbäume vor Krankheiten und Schädlingen zu schützen und so den Einssatz von Pflanzenschutzmitteln – wie vom Umweltschutz und der Gesellschaft gefordert – zu reduzieren. 

 

Freiwillige Massnahmen für weniger Umwelteinwirkungen

Obwohl die Ansprüche der Gesellschaft nach nachhaltiger Produktion, tiefen Preisen und hoher Qualität widersprüchlich seien, will der BVA freiwillig Massnahmen ausarbeiten, um die Einwirkungen der Produktion auf die Umwelt weiter zu reduzieren. 

Man sei zuversichtlich, dass eine gut informierte Gesellschaft und auch Umweltverbände den Weg in Richtung einer nachhaltigeren Landwirtschaft mittragen werden.

 

Gute Standortwahl für die Anlagen

Sowohl die Aprikosen-Kultur in Egliswil als auch jene in Seengen sind aus Sicht des BVA gut in der Landschaft platziert worden. Im ersten Fall konnten durch diese Standortwahl Hochstamm-Kirschbäume gerettet werden. Ausserdem schliesse so der Folientunnel für die Aprikosen an jene einer ebenfalls gedeckten Kirschenanlage an und falle daher weniger auf, als wenn er einzeln stehen würde.

In Seengen habe man die Apriskosen-Anlage direkt neben dem Betrieb gebaut, wodurch ein kompaktes und ganzheitliches Landschaftsbild geschaffen wurde. 

Vom See her nicht sichtbar 

Obwohl es aus der Kommunikation der Umweltverbände anders töne, seien beide Anlagen nicht vom See aus sichtbar und haben daher laut BVA auch keinen negativen Einfluss auf die Seelandschaft. 

Aus diesen Gründen zeigt sich der Aargauer Bauernverband zuversichtlich, dass das Verwaltungsgericht den beiden Aprikosen-Bauern Recht geben wird und die Folientunnel stehen bleiben können. 

 

Den Umweltverbänden die Sache erklären

An der nächsten Sitzung der Konferenz der Aargauer Natur- und Umweltschutzorganisationen (Kanuso) will der BVA die Umweltschutzverbände über die Hintergründe und Zusammenhänge rund um den mechanischen Pflanzenschutz informieren. 

Schliesslich sei das Ziel des Bauernverbands und jenes der Umweltschützer dasselbe, nämlich eine Reduktion von oder ein Verzicht auf Pflanzenschutzmittel.  

 

Bevölkerung hat Verständnis

Erfreut sei man, dass in der Bevölkerung anscheinend durchaus Verständnis für die Folientunnel vorhanden sei. Viele könnten nachvollziehen, dass die Produktion mit weniger oder gar keinem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eben nur mit gewissen Eingriffen in die Natur möglich sei. "Wenn sie wie in den vorliegenden Fällen sorgfältig eingebettet sind, wird dies auch breit akzeptiert", schreibt der BVA.