Neben tiefen Produzentenpreisen machte heuer auch das Wetter den Bauern das Leben schwer. Ernteausfälle wirken sich ganz direkt auf das Einkommen aus. Der Berner Bauernverband teilt in seinem aktuellen Newsletter mit, dass Betriebsleiter, welche wetterbedingt in finanzielle Engpässe geraten, Hilfe erhalten. Sie können bei der Bernischen Stiftung für Agrarkredite (BAK) einerseits eine Aussetzung ihrer Tilgungsraten beantragen. Dies gilt bei Investitions- und Betriebshilfen.

Andererseits kann auch ein zinsloses, rückzahlbares Betriebshilfe-Darlehen beantragt werden. Damit die Sistierung (Aussetzung) ausgelöst werden kann, müssen die betroffenen Personen, eine kurze, schrifliche Begründung einreichen, sowie auch der Buchhaltungsabschluss 2015 und die komplete Steuererklärung 2015. Die Frist für die Einreichung ist Anfang Oktober. Bei der BAK seien auf den Aufruf hin vereinzelte Anfragen eingegangen, heisst es dort.


Gesetzlich vorgesehen


Diesen Frühling hat auch die Aargauische Landwirtschaftliche Kreditkasse von einigen Weinbauern und Beerenbauern, welche wegen dem Frost Ernteausfälle erlitten, Stundungsgesuche erhalten. Geschäftsleiter Markus Gfeller gibt aber Entwarnung: «Die Anfragen haben sich nicht gehäuft», sagt er. Gfeller beruft sich bei der Gewährung von Sistierungsgesuchen auf das Bundesrecht. «Es ist gesetzlich vorgesehen, dass bei ausserordentlichen Ereignissen die Rückzahlung um ein Jahr ausgesetzt werden kann.»

«Falsche Signale»

Vorsichtig mit Sistierungen ist die Landwirtschaftliche Kreditkasse des Kantons Luzern. «Wenn man anfängt solche Ausnahmen zu machen, dann gibt dies falsche Signale», sagt Geschäftsführer Beat Ineichen. Auch kurzfristige Darlehen seien nicht zielführend. Bei entsprechenden Gesuchen wird die Situation genau abgeklärt: «Wir schauen, ob es absehbar ist, dass sich die Situation auf dem Betrieb wieder ändert». Auch Schuldensanierungen seien nur möglich und sinnvoll, wenn die längerfristige Tragbarkeit für den Betrieb ausgewiesen werden kann.


«Leasing ist Riesenthema»

Bei der Zürcher Landwirtschaftlichen Kreditkasse (ZLK) stiegen die Gesuche 2015, um eine Tilgungsrate zu sistieren, gegenüber 2014 stark an. «Sistierungsgesuche werden oft in Zusammenhang mit kleineren Investitionsvorhaben in die Liegenschaft, wie Heizungs- oder Dacherneuerungen, eingereicht», erklärt Geschäftsführer Wilfried Kägi.

Bei einem Sistierungsgesuch prüft die ZLK u. a. die aktuelle Liquidität des Unternehmens. Generell ist zu hören, dass diese sich verschlechtert habe: «Leasing ist dadurch ein Riesenthema», sagt Kägi.

jba/jw

Mehr zum Thema in der BauernZeitung vom 5. August 2016