Biologischer Anbau ist mehr als «nur» der Verzicht auf synthetische Pestizide oder deren Ersatz durch biologische Alternativen. Es geht auch nicht in erster Linie darum, Schadorganismen zu bekämpfen, sondern resiliente Systeme aufzubauen. Das ist die Hauptbotschaft des FiBL-Videos. Anhand verschiedener praktischer Beispiele erklären Thomas Alföldi und Claudia Daniel die Pflanzenschutz-Pyramide des Bioanbaus.

Im 12-minütigen Film führt Daniel durch die fünf Stufen dieser Pyramide:

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1. Naturschutz und Nachhaltigkeit

Die intakte Natur sei wichtig, um Nützlinge zu fördern, etwa die Parasiten des Rapsglanzkäfers.

2. Anbautechnik (Sorten, Standort und weitere Kulturmassnahmen)

Als Beispiel erklärt Claudia Daniel das «Centrifugal Pruning» bei Bäumen gegen die mehlige Blattlaus. Bei der Sortenwahl gehe es nicht nur um Resistenzen; so würden die haarigen Blätter mancher Apfelsorten Raubmilben behindern und so ihre Wirkung als Nützlinge beeinträchtigen.

Weiter erklärt sie die möglichen Vorteile einer zukünftigen Rapszüchtung mit grosser Speicherwurzel, die im Frühling auch ohne schnell verfügbaren anorganischen Dünger noch vor dem Befall der Rapsglanzkäfer ihre Blüten öffnen können.

3. Funktionelle Biodiversität

Die Forschung am Frick befasste sich etwa mit der Nützlingsförderung durch Blühstreifen im Kohlanbau. Dabei wurden Kornblumen innerhalb des Felds als ideal gefunden.

Claudia Daniel berichtet auch von einem Versuch des FiBLs in Frick AG mit einer 1-ha-Apfleplantage, die nicht gespritzt werden sollte. Infolge grossflächiger Regenflecken und eines Schorfdurchbruchs entschied man sich dann aber doch zum Erhalt der Plantage für eine Spritzung (mit Schwefel, Tonerde und Backpulver). Danach sei ein drastischer Rückgang in der Spinnenpopulation festgestellt worden. Dies war laut Daniel problematisch, da Spinnen im Herbst Blattläuse auf dem Rückflug abfangen sollten.

4. Biocontrol (Bakterien und andere Nützlinge)

Am Beispiel eines Virus gegen den Apfelwickler wird illustriert, dass die vierte Stufe spezifischer wirkt als die fünfte und letzte der Pyramide. Daher ist sie auch weniger systemschädlich.

5. Andere direkte Massnahmen (Netze, Pheromone, Pestizide)

Gerade an der Pyramidenspitze sieht Claudia Daniel noch viel Potenzial für die Forschung. Das Ziel sei, die obersten Massnahmen durch schonendere zu ersetzen.

Zum Schluss äussert die FiBL-Mitarbeiterin Kritik am gängigen Schadschwellenmodell. Damit werde nur der Einfluss auf einen einzelnen Organismus erfasst, während Kollateral- oder Folgeschäden ausser Acht gelassen würden. In Sachen Technik sieht man am FiBL offenbar auch Potenzial, etwa in Agroforst-Systemen.

Mit diesen Ausführungen wird klar gemacht, dass es ein detailliertes Verständnis des Ökosystems braucht, um erfolgreich biologisch anbauen zu können.