Die Methan-Konzentration in der Luft sei vom 15. bis 20. März 2020 signifikant gesunken, heisst es in einem Text, das kürzlich auch in Landwirtschaftskreisen die Runde machte:


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Der Text läuft darauf hinaus, dass die Nutztierhaltung und damit die Landwirtschaft bisher zu Unrecht als Hauptverursacherin von Methan-Emissionen bezeichnet worden ist.

Nichts sichtbar in der Schweiz

In der Schweiz gibt es zwei Messstandorte, an welchen Methan kontinuierlich gemessen wird: Beromünster LU und das Jungfraujoch. «Da sehen wir bisher nichts», erklärt Lukas Emmenegger von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, Empa. Sie betreibt, gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) das Nationale Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe (Nabel) in der Schweiz.

Die Bise kam zeitgleich

Das Problem sei, dass zeitgleich mit der Umsetzung der strengen Massnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus die Wetterlage geändert habe: «Es kam eine starke Bisenströmung auf, die quasi die Luft verdünnt hat», so Emmenegger. Derartige Wettereffekte müsse man zuerst aus den Daten heraus rechnen. Dazu brauche es längere Messreihen und verschiedene Wetterlagen.

Es sei auch wissenschaftlich nicht ganz korrekt, wenn es nun heisse, dank der Corona-Massnahmen gebe es weniger CO2 in der Luft. «Es ist möglich, dass man das misst und der Zusammenhang liegt nahe», so Emmenegger, aber «eigentlich müssten auch beim CO2 das Wetter und die Vegetation berücksichtigt werden».

Öl- und Gasförderung setzt Methan frei

Zur internationalen Lage will sich Lukas Emmenegger nicht äussern. Dort sehe es nämlich etwas anders aus als in der Schweiz: «Bei der Öl- und Gasproduktion wird zum Beispiel Methan freigesetzt. Wird diese wegen des Coronavirus heruntergefahren, wird unter Umständen auch weniger Methan emittiert. Aber diesbezüglich ist uns nichts bekannt», erklärt der Fachmann.

Praktisch die einzige Quelle

In der Schweiz hingegen gibt es keine Ölförderung. Und Erdgasleitungen haben kaum Lecks, durch die Methan entweicht. «Wir haben auch keine Feuchtgebiete, Termitenhügel oder Reis im Nassanbau, durch die Methan freigesetzt werden könnte», führt Emmenegger aus.

«Es ist selbstverständlich keine persönliche Kritik an der Landwirtschaft, dass die Nutztierhaltung in der Schweiz bei weitem die wichtigste Quelle für Methan ist – es ist einfach so», schliesst er.