Als «kritischen Kontrollpunkt der Legehennenhaltung» bezeichnete Frau Anna Riedel vom Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Universität Hannover den Faktor Beschäftigung. In den Versuchen der Arbeitsgruppe zeigte sich, dass eine höhere Anzahl von Tieren mit Beschäftigungsmaterial interagieren je mehr Beschäftigungsmaterial angeboten wird. Eigentlich logisch, und doch in vielen Ställen ein Problem. In mehreren Wahlversuchen fanden die Wissenschaftler beispielsweise heraus, dass die Bereitstellung von Luzerne bei Legehennen besser ankommt als Pickblöcke.

Beschäftigung: Auch ein wichtiger Faktor in der Putenhaltung 

Hartmut Meyer vom Moorgut Kratzfehn, einer grossen Versuchsanstalt im Bereich Putenzucht, bestätigt, dass das Angebot von ausreichend Beschäftigungsmaterial auch in der Putenhaltung essentiell ist. Das Angebot von Heukörben bleibt für die Tiere bis zum Mastende attraktiv. Pickblöcke werden dagegen gut genutzt wenn sie erhöht angeboten werden. In hängenden Eimern mit rechteckigen Löchern, die gross genug sind damit die Tiere die Blöcke gut mit den Schnäbeln erreichen können wurde diese Art der Beschäftigung postitiv bewertet.

Insektenlarven sind nur eine Kurzzeit-Beschäftigung

Auch Haferflocken und Insektenlarven werden gut angenommen, wenn sie in einem Rohrsystem präsentiert werden. Mit etwa 40 Lebenswochen verlieren die Puten allerdings meist das Interesse an den Larven. Auch das Angebot von erhöhten Sitzflächen und -Stangen wurde thematisiert. Im Gegensatz zu Sitzstangen, birgen erhöhte Flächen weniger Verletzungsrisiko für Puten. Allerdings ist zu beachten, dass sich auch viele Tiere unter die Flächen setzen und dort Schutz suchen.

Unter der Aufbaumfläche wird es schnell zu heiss

Ist der Stall nicht optimal mit Frischluft versorgt, kann dies für die Tiere unter den Sitzflächen gerade im Sommer zum Problem werden. Herr Meyer hielt die Tierhalter dazu an, gewährleisten zu können, dass ausreichend frische Luft auch unter den Sitzflächen gelangen muss. Bei vielen Projekten wurde Federpicken trotz Beschäftigungsmaterial oft beobachtet. Die Verhaltensstörung beginnt oft unerwartet von einem Tag auf den anderen und führt zu drastischen Lesionen. In keinem Projekt des Versuchsanstalt Moorgut Kratzfehn konnten die Gründe für die Ausbrüche genau identifiziert werden.

 Mobilstallhaltung für Legehennen und Mastgeflügel

Ein weiterer grosser Themenbereich des Fachprogrammes EuroTier- Geflügelspotlight war die Haltung von Legehennen und Mastgeflügel in Mobilställen. Jutta van der Linde von der Landwirtschaftskammer Nordrheinwestfalen gab dem Publikum Einblicke in ihre Beratungstätigkeit im Bereich Mobilstallhaltung von Legehennen.

Vorsicht: Keine übereilten Entscheidungen treffen

Speziell beim Einstieg in diese Haltung, laufe vieles verkehrt, so Van der Linde. Oft wird zuerst einmal der Stall und die Tiere bestellt, um der erste Mobilstallhalter in der Gegend zu sein und sich bereits Kunden zu sichern, bevor einem der Nachbar noch zuvorkommt. Auch an ein solides Althennenkonzept wird erst gedacht, wenn die Eierschalen allmählich blasser werden. Jutta van der Linde empfiehlt stattdessen, sich zu allererst konkret mit der regionalen Marktlage auseinanderzusetzen. Auch die Vermarktungswege sollten bereits durchdacht sein, bevor der mobile Legehennen-Stall bestellt wird.

Im Grossteil mobiler Ställe leben Legehennen 

Die mobile Geflügelhaltung in Deutschland ist klar aufgeteilt. Die mobile Legehennenhaltung macht etwa 97% aus. Nur 3% der Halter mästen Hühner in mobilen Stallanlagen. Zur Geflügelmast in Mobilställen stellte Isabell Spieth von der Fachhochschule Westfalen erste Ergebnisse zu untersuchten Tierwohlaspekten vor. Bei Mastgeflügel ist laut Spieth darauf zu achten, dass die Auslaufluken recht gross und ebenerdig gestaltet sind. Je grösser die Auslaufluke, desto mehr Tiere befinden sich im Auslauf.

Stall- und Auslaufgestaltung für Mastpoulets und Legehennen unterscheidet sich

Müssen die Tiere eine steile Rampe überwinden um in den Auslauf zu kommen, nimmt die Auslaufnutzung mit steigendem Alter ab. Besonders Schattenplätze und Sandbäder erhöhen die Attraktivität des Auslaufs für die Tiere. Bei der Gestaltung des Mobilstall-Innenbereichs wurde festgestellt, dass die Masthühner Plätze zum Aufbaumen bevorzugen, bei denen sie die Möglichkeit haben ihre komplette Brust aufzulegen.

Fussballengesundheit ist auch im Mobilstall ein Thema

Bei der Tierbonitur ernüchtert Isabell Spieth: Fussballenveränderungen und Verschmutzungen können auch ein Problem in der mobilen Hühnermast sein. Ausschlaggebens sei hier ein individuelles und zuverlässiges Einstreumanagement.