Die Käsereien im Emmental verhungern, vielerorts wurde aufgrund der schlechten Preise lange nicht investiert. Zu lange. Was sich nun rächt. Eine Käserei nach der andern schliesst, weil sich ein Umbau nicht mehr lohnt. Das neuste Opfer des Strukturwandels in der Käsebranche ist die Käserei Tägertschi. 35 Jahre sei der letzte Umbau her, nun lohne sich angesichts der wenigen verbleibenden Milchproduzenten ein Umbau nicht mehr. Die verbleibende Milch wird ab Ende Mai in der neu gebauten Käserei Eyweid in Zäziwil verarbeitet. Diese hatte in diesem Jahr auch schon Milch übernommen, nachdem in der Region Emmental die Käsereien Biglen und Landiswil die Produktion einstellten. Ebenfalls die stadtnahe Käserei in Boll wurde wegen fehlender Milchlieferanten geschlossen, die Zukunft des erfolgreichen Ladens ist ungewiss. Einst gab es in ­dieser Gemeinde acht Käsereien. Grössere Betriebe, bessere Arbeitsbedingungen für die Angestellten, Roboter, welche den Käse pflegen – die Branche macht sich fit für die Zukunft.

In schlechten Zeiten sparen

«Damit eine Käserei überlebt, ist es wichtig, dass man immer ein bisschen investiert und nicht nur vom Geld der Vorgänger lebt», betont Markus Leuenberger, Käser in der Käserei Arni und Präsident des Bernischen Käservereins. Trotz tiefer Milchpreise sei es wichtig, immer ein bisschen zu investieren und nicht immer nur Notlösungen zu machen. Wenn bei einer Million Kilogramm Milch je ein Rappen für Investitionen ­reserviert werde, kämen im Jahr 10 000 Franken zusammen rechnet er vor. Der Landwirt könne auch nicht jeden Tag mit dem Traktor aus der Scheune fahren, ohne je etwas zu investieren. Dann fahre der Traktor eines Tages auch nicht mehr los.

Es braucht Idealismus

Für Markus Leuenberger ist aber auch klar – wer nur mit nackten Zahlen rechnet, wird vermutlich den kleinen Dorfkäsereien nicht gerecht. Hier werde auch viel Basiskommunikation gemacht und dafür sei auch Idealismus gefragt: «Hier kann der Konsument die Produktion und die Landwirtschaft erleben und wir können sie erklären.» Dass der Strukturwandel weiter geht, steht aber auch für Leuenberger zweifellos fest. Im Kanton Bern finde dieser, verglichen mit der übrigen Schweiz, gar etwas verzögert statt. Mit dem Wandel der Milchproduktion wird sich zweifellos auch die Verarbeitung und der Handel anpassen müssen. Auch wenn der Idealismus der Berner bisher den ganz grossen Erdrutsch verhindert hat und vielerorts noch gekäst wird. Eine Schicksalsfrage in diesem Zusammenhang ist auch, ob der Emmentaler endgültig aus dem Schatten der Planwirtschaft und der Überschussverwertung heraustreten kann. Markus Leuenberger ist zuversichtlich. Er stellt in Arni fest: «Wir verkaufen mehr Emmentaler als früher und das, weil ihn die Leute mögen und nicht, weil es keine Alternative gibt.» Und es gibt auch kleine Käsereien, die dem Preisdruck und dem Strukturwandel trotzen. So plant beispielsweise die Käserei Kleinroth in Biglen einen Umbau, damit die Produktion von Emmentaler AOC weitergehen kann.