In der vergangenen Woche herrschte Aufregung und Unsicherheit bezüglich einer Fiebererkrankung bei mehreren Pferden in einem Pferdestall in Belp. Sechs Pferde seien fieberhaft erkrankt, davon zeigten vier einen üblichen Verlauf mit zwei Tagen Fieber und Appetitlosigkeit, informierte das Nationale Pferdezentrum Bern (NPZ)auf der Website. Zwei weitere Pferde mussten eingeschläfert werden. Es seien jedoch seit 12 Tagen keine weiteren Fieberfälle aufgetreten und es gäbe keinen Hinweis darauf, dass das Virus verschleppt wurde, heisst es weiter.

Equines Coronavirus nachgewiesen

Nach der Untersuchung eines der toten Tiere in der Pferdeklinik Tierspital Bern und der Tierpathologie Bern habe sich gezeigt, dass es sich bei der Erkrankung um das Equine Coronavirus ECoV handle, so das NPZ in einer weiteren Mitteilung. Das Pferd zeigte die typische Symptomatik der Krankheit mit schwerem Verlauf. Beim zweiten toten Pferd handle es sich um ein altes Pferd, dass bereits vorbestehende Erkrankungen aufwies, erklärt Dr. Beat Wampfler, Leiter des Veterinärdienstes des NPZ.

Beim ECoV handle es sich jedoch nicht um das Covid-19-Virus, mit dem wir zurzeit zu kämpfen haben, und sei deshalb auch nicht auf den Menschen übertragbar, betont das NPZ in der Mitteilung. Dies bestätigt auch Dr. Beat Wampfler gegenüber der BauernZeitung. Das Virus komme einzig bei Pferden vor und sei noch nie bei anderen Tieren aufgetreten. Es gebe also keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten des equinen Coronavirus und Covid-19.

 

Laut den bisherigen Erkenntnissen der Vetsuisse-Fakultät Zürich gibt es keine Hinweise dafür, dass Haustiere wie Hunde und Katzen ein Infektionsrisiko für den Menschen darstellen. Auch das Risiko einer Ansteckung von Heimtieren ist eher gering. Trotzdem sollten die Hygieneregeln auch im Umgang mit Haustieren eingehalten werden.

 

Bestand wird überwacht

Ein weiteres Pferd, das eine kurze Durchfallerkrankung ohne Fieber zeigte, werde zurzeit auf das ECoV-Virus untersucht. Auch bei den restlichen erkrankten Pferde werde anhand einer Kotprobe geprüft, ob das Virus noch nachgewiesen werden kann. Der gesamte Bestand des betroffenen Betriebes werde weiterhin überwacht und entsprechende Hygienemassnahmen wurden getroffen.

Erster Ausbruch in der Schweiz

Laut Dr. Beat Wampfler sei anzunehmen, dass das ECoV-Virus schon lange in der Schweiz zu finden ist, jedoch werde dieser nur selten nachgewiesen. Der Fall in Belp sei der erste Ausbruch dieses Ausmasses in der Schweiz und werde näher untersucht. Man wolle mehr darüber erfahren, wie sich das Virus verhalte, und wie es übertragen wird.

Trotzdem gebe es laut dem Cheftierarzt des NPZ keinen Grund zur Panik. In Anbetracht der bisherigen Untersuchungen scheine das Virus nicht extrem ansteckend zu sein, denn es seien weder die Boxnachbaren der sechs erkrankten Pferde angesteckt worden, noch andere Tiere im Pensionsstall. Ausserdem könne das Virus nur über den Kot ausgeschieden und übertragen werden, so Wampfler.

Keine Massnahmen für Pferdebesitzer

Für Pferdebesitzer und -besitzerinnen in der Region gelten also keine besonderen Massnahmen und es sei kein eingeschränkter Pferdetransport notwendig, schreibt das NPZ. Zur Vorbeugung und Bekämpfung des Virus sind gute Hygienemassnahmen auf dem Betrieb und der Aufbau eines guten Immunsystems der Pferde von grosser Bedeutung. Tipps dazu finden Sie auf der Website des NPZ.

 

Equines Coronavirus

Das Equine Coronavirus ECoV steht im Zusammenhang mit fieberhaften Erkrankungen und Appetitlosigkeit bei Pferden. Es können auch Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall oder Kolik auftreten. Nur in seltenen Fällen komme es zu Komplikationen mit einem schweren Verlauf, so das NPZ. Nachgewiesen wird das Virus anhand einer Kotuntersuchung. Da die gastrointestinalen Symptome oft nicht vorhanden sind, sondern nur Fieber, werde häufig keine Kotprobe entnommen und so keine Diagnose gestellt, schreibt die Plattform Equinella.