Anna Neuenschwander ist wütend. Die Pferdezüchterin und Landwirtin aus Schangnau BE fühlt sich hintergangen. Sie spricht von Rufschädigung. «Ich riskiere hier mein gutes Image als Züchterin, und das völlig unberechtigt», sagt sie gegenüber der BauernZeitung, «aber jetzt müssen sie mit Opposition rechnen». Mit «sie» meint Neuenschwander den Schweizerischen Freibergerverband (SFV). Denn nach den Unruhen um die vergangene Elitejungstutenschau, an der die Stute Elena aus dem Stall von Petra und Patrick Adank, Grüsch GR, wegen angeblich unberechtigt tiefer Benotung bereits für grossen Unmut sorgte (wir berichteten), gibt in diesem Jahr wieder diese Schau zu reden. Sie fand am letzten Samstag anlässlich des FM National in Avenches VD statt.

Tierarzt findet nichts

Die Stute Novelia VH aus dem Stall von Anna Neuenschwander ist Siegerin des Feldtests von Schüpfheim LU. In Avenches wurde sie am Samstag wegen Lahmheit vom Wettbewerb der dreijährigen Stuten ausgeschlossen. So erging es auch Lambada im Besitz von Conny Erni, Gettnau LU. Beide Besitzerinnen liessen wenige Minuten nach dem richterlichen Entscheid auf dem Platz ihre Stuten vom Tierarzt des Nationalgestüts auf Lahmheit untersuchen. Er konnte bei keiner der beiden Stuten ein medizinisches Problem feststellen. «Die Stuten waren nicht lahm», erklärt Anna Neuenschwander ihre Wut und spricht von Willkür.

Gründe unbekannt

Angesprochen auf den Vorfall in Avenches erklärt Albrecht Dreier, Zuchtkommissionspräsident des SFV: «Die Stuten waren unregelmässig, wobei es keine genaue Definition für lahm und unregelmässig gibt. Die Gründe dafür kann ich nicht nennen. Es könnte auf einen Vorfall während des Transports zurückzuführen sein», so Dreier. «Sehr oft werden die Stuten sehr stark trainiert vor dem Anlass, und erleiden einen Muskelkater», ergänzt er.

Aber wie erklärt sich, dass der Tierarzt wenige Minuten nach Ausschluss vom Wettbewerb keine Lahmheit diagnostizierte? «Die Bestätigung des Tierarzts ist sicher richtig. Bei den erwähnten Stuten war keine Lahmheit vorhanden, die für das Wohl der Tiere relevant war. Da der FM National ein grosses Aushängeschild für die Freibergerpferde ist, wollten die Richter keine unregelmässigen Pferde an weiteren Teilprüfungen starten lassen, um Negativwerbung für die Freibergerrasse zu verhindern», begründet Dreier den Entscheid des mehrköpfigen Richtergremiums.

Ein Rekurs ist für Anna Neuenschwander hinfällig. «Wir haben gar keine Noten, also kein Resultat, gegen das wir Rekurs einlegen könnten», sagt die Pferdezüchterin. «Ich erwarte eine Richtigstellung des SFV, dass diese Stute nicht lahm war!»

Rekurse sind auch im Falle eines Resultats hinfällig. Wer an der Elitejungstutenschau teilnimmt, muss sich ohne zu Murren mit dem Entscheid der Richter zufriedengeben. «Es gibt keine Rekursmöglichkeit an dieser Prüfung. Die Teilnahme ist freiwillig. Der Vorstand des SFV hat letztes Jahr beschlossen, keine Rekurse zuzulassen. Wer sich anmeldet, respektiert auch das Reglement», so Dreier, und: «Die Reglemente des SFV sehen diese Kompetenz für Richter vor. Die Richter werden jährlich in Wiederholungskursen auf ein gewisses Niveau trainiert. Um Richter zu werden, müssen die Kandidaten einen mehrtägigen Grundkurs absolvieren. An der Elitestutenschau stehen drei Richter im Einsatz, die solche Entscheide gemeinsam fällen», so der Zuchtkommissionspräsident.

Anna Neuenschwander wird diese Begründung nicht reichen, wie sie gegenüber der BauernZeitung erklärt. 

Die drei Besten

Von den insgesamt 39 Jungstuten, die am vergangenen Samstag zur Prüfung antraten, haben 28 den Sprung in die Reihen der Elitestuten geschafft. Sie tragen fortan in ihren Pässen diesen Eintrag.

Das Podest belegen:

1. Rang: Melodie BW (Neverland), Bernhard Wüthrich, Rubigen BE;

2. Rang: Henjie (Never BW), Antoinette Cattin und Pierre-André Froidevaux, Cornol JU;

3. Rang: Nikita BW (Never BW), Bernhard Wüthrich, Rubigen BE.