Im Aargau haben sich zwei innovative Steinobstproduzenten und ein engagierter Fachspezialist gefunden. So entstand im Seetal die schweizweit grösste Aprikosenanbaufläche unter modernsten Folientunnel (siehe Kasten). Daniel Schnegg vom LZ Liebegg begleitet das Projekt.

Gedeihen Aprikosen im Aargau auch ohne Tunnel?

Daniel Schnegg: Dank der Züchtung von robusteren Aprikosensorten wird der Anbau der Aprikose im Freiland erfolgreicher und nimmt auch im Freiland zu. Im Moment haben wir im Kanton rund 3 ha Freiland-Aprikosenkulturen, in Bözen, Egliswil, Hellikon, Künten, Küttigen, Olsberg, Schupfart, Windisch, Wittnau, und Wölflinswil. Damit ist der Aargau der viertgrösste Aprikosenanbaukanton.

Lohnt sich der Aufwand für die Produktion unter Folie?

Der moderne Aprikosenanbau im Aargau ist für die Direktvermarktung bestimmt. Die hohen Investitionskosten – im Rahmen einer modernen Tafelkirschenanlage mit Volleinnetzung – können nur über den Direktverkauf rasch amortisiert werden dank einer höheren Wertschöpfung. Die Aprikose ist eine perfekte Werbeträgerin für andere Obstarten auf dem Betrieb. Ein weiteres Argument für den Folientunnel ist, dass wir in Zukunft mit weniger Pflanzenschutzmitteln und Pflanzenschutzrückständen produzieren müssen. Wir wissen aus Versuchen, dass Herbizidbehandlungen bei Aprikosen unterlassen werden sollten und Hacken besser ist. Auch gegen die Kirschessigfliege sind Volleinnetzung oder Folientunnel mit Insektennetz und Klimaregelung am wirkungsvollsten. Ein Erfolgsfaktor ist die Produktion von aromatischen und saftigen Aprikosen der richtigen Sorte. Mit dem Folientunnel können wir die Prinzessin der Früchte am Baum optimal ausreifen lassen und erreichen volle Aromabildung. Die Liebegger Fachspezialisten haben zusammen mit Teilnehmern des Arbeitskreises «moderner Aprikosenanbau Aargau» während fünf Jahren an nationalen und internationalen Aprikosendegustationen teilgenommen und sich für drei ACW-Aprikosenzüchtungen von Dr.Danilo Christen und zwei Aprikosensorten aus Frankreich entschieden. Darunter eine Sorte, die erstmals weltweit im Seetal in Produktion geht. Wir sind sicher, dass wir in drei Jahren erneut ein Highlight im Seetal präsentieren können.

Besteht Potenzial für weitere Produzenten in der Region?

Seit über 15 Jahren hat man in verschiedenen Kantonen der Deutschschweiz versucht, professionell Aprikosen anzubauen, ohne grossen Erfolg. Baumsterben, Blütenfröste, anfällige Aprikosensorten – das fünfte Standjahr, also das Vollertragsjahr, wurde nicht erreicht. Es blieb ein Hobby. In den vergangenen Jahren hat sich nun aber das Klima verändert, gleichzeitig wurden robustere Aprikosensorten gezüchtet. Wir empfehlen den modernen Aprikosenanbau dennoch nur Steinobstprofis. Ich bin überzeugt, dass der moderne Aprikosenanbau nur über den Folientunnel in der Deutschschweiz professionell und rentabel ist im Hinblick auf Frostbekämpfung, invasive Schädlinge, Aromabildung und Mehrfachrückstände. Ich rechne damit, dass wir im Aargau in vier Jahren eine Anbaufläche von 10 ha erreichen.

Interview rae

 

Das vollständige Interview mit Daniel Schnegg lesen Sie in der Printausgabe der Zentralschweizer BauernZeitung vom 21. September.

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