Das Brot fürs Zmorge kommt immer öfter aus dem Ausland. Dies berichtete die «NZZ am Sonntag» vergangenes Wochenende. Von diesem Umstand betroffen sind schlussendlich nicht nur die hiesigen Bauern, sondern auch die Verarbeiter wie Mühlen und Bäckereien. Dessen bewusst ist sich Hans Jörg Rüegsegger, Präsident des Berner Bauernverbands. Er sieht grossen Handlungsbedarf, da sich Einfuhren von Torten, Kuchen und Fertigpizzen in den letzten zehn Jahren verdreifacht hätten.

Alle zusammen

Passend zur Problematik stand am Mittwoch an einer Medienkonferenz auf dem Betrieb Schneeberger und Berger in Oberbottigen das Thema «100% Bern - Brot bringt Wertschöpfung», auf dem Programm. «100% Bern» bedeutet, dass das Getreide ausschliesslich im Kanton Bern angebaut, in der Mühle Burgholz in Oey-Diemtigen gemahlen und von verschiedenen Berner Bäckereien zu Brot verarbeitet wird. Die Mühle Burgholz war denn auch die Initiantin des Labels. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Diego Della Cà, betonte, dass mit Brot aus «100% Bern» die ganze Wertschöpfungskette im Kanton Bern vereint werde. Man habe es geschafft, einem austauschbaren Produkt eine lokale Verankerung zu geben, bei dem die gesamte Wertschöpfungskette zusammenarbeite.

Der Kunde aller ist der Endkunde

Als Letzter in der Vermarktungskette stehen die Bäckereien, die das «100% Bern»-Mehl verarbeiten. Eine davon ist die Bäckerei Reinhard. Der Inhaber fordert ein Umdenken in der Landwirtschaft: «Es ist nicht fertig bei der Abgabe des Getreides an der Sammelstelle. Der Kunde aller ist der Endkunde.» Reinhard wünschte sich, dass Bauern und Verarbeiter sich gegenseitig besser kennenlernen. Auch auf Verbandsebene müsse ein näherer Schulterschluss passieren.

Wegkommen von Austauschbarkeit

Der Präsident des Bauernverbandes, Markus Ritter, sieht im Projekt «100% Bern» Gemeinsamkeiten mit dem kürzlich lancierten Projekt «Bündner Buurechalb». Solche Projekte hätten Modellcharakter: «Wenn wir von der Austauschbarkeit wegkommen wollen, müssen wir zusammen mit Partnern der Verarbeitungsindustrie unverwechselbare, hochwertige Lebensmittel mit regionalem Bezug und Mehrwert für den Konsumenten schaffen», so der höchste Schweizer Landwirt.

Andrea Wyss/asa