Der Versammlungsort für den Neujahrsapéro der Schweizer Agrarjournalisten war passend gewählt: Die Caves de la Côte in Tolochenaz boten den idealen Rahmen für gute Neujahrswünsche. Feierlaune herrscht in der Weinbranche aber nicht gerade, der Markt ist eng und der Importdruck hoch. Die schwierige Situation mobilisierte die Weinbauern kürzlich gar zu einer Demonstration in Bern.

15'000 Hektaren schweizweit

Frédéric Borloz, FDP-Nationalrat und Präsident des Schweizer Weinbauernverbandes, gab zum Auftakt einen Überblick über die Schweizer Weinlandschaft. Die Gesamtfläche umfasst 15'000 ha, wobei der Kanton Wallis und der Kanton Waadt die grössten Weinproduzenten sind.

Die Situation für Schweizer Wein stelle sich derzeit schwierig dar, so Borloz. Vor 2018 gab es vier schlechte Ernten innerhalb von fünf Jahren. Das sorgte dafür, dass nicht ausreichend Schweizer Wein geliefert werden konnte. 2018 lief es etwas besser, "aber es war schwer, die verlorenen Marktanteile wieder zurückzuholen“, so Borloz.

2018 war aber auch für die europäische Konkurrenz ein sehr gutes Jahr. Die Schweiz importiert 65% des Weins und tut sich ohnehin schwer, dem Druck der grossen europäischen Produzenten etwas entgegenzuhalten. Hinzu komme der Rückgang des Weinkonsums, so Borloz.

Importkontingent mit geringen Erfolgsaussichten

In Diskussion ist laut Borloz auch ein Importkontingent plus höheren Zöllen für Wein, ähnlich wie dies bei anderen Produkten als Schutz eingesetzt wird. Der oberste Winzer warnte aber vor Illusionen. Selbst in einem kontingentierten System wäre die Situation für die Schweizer schwierig, da die ausländische Ware mit extrem tiefen Preisen auf den Markt kommt, an denen auch höhere Zölle nur wenig zu ändern vermöchten. 

Um der Verdrängung durch Importe entgegenzutreten müsse der Schweizer Wein eine klare Schweizer Identität erhalten, sagte Nicolas Joss, Direktor von Swiss Wine Promotion. „In jedem Geschäft, jedem Restaurant und bei Privaten muss Schweizer Wein eine stärkere Identität erhalten“, so Joss. Es dürfe dabei auch keine Grenze zwischen den Kantonen oder einen „Röstigraben“ geben. Die Kampagne müsse alle Schweizer Weine stärken.

Einheitliches Logo für die Flaschen

Ziel ist es, dass auf jeder Schweizer Weinflasche das Logo von Swiss Wine als Qualitätsmerkmal sichtbar ist. „Swiss Wine - ohne wenn und aber“ lautet der Slogan auf Deutsch.“ Verschiedene Detailhändler und Grosshändler sind mit an Bord. So wurden unter anderem bereits Aktionen mit Denner und Top CC durchgeführt. Und auch die Gastronomie soll abgeholt werden, so Joss. Im März oder April soll ein Projekt mit Hotellerie Suisse und Gastrosuisse durchgeführt werden, bei dem vor allem kleine Restaurateure angesprochen werden.

Die hohen Preise für Wein in der Gastronomie seien eine "Katastrophe", so Joss. Es gehe nicht, dass man im Restaurant 55 Franken für eine Flasche Landwein hinlegen müsse. Das Problem sei, dass die Wirte ihre Menupreise mit den Getränkeeinnahmen quersubventionierten. Es sei leider niemand bereit, die effektiven Kosten für diese Teller zu bezahlen, bedauerte Joss.

 

Die Cave de la Côte

Der Neujahrsapéro ist ein traditioneller Anlass der Schweizer Agrarjournalisten. Zur heurigen Durchführung wurden die Journalisten in der Cave de la Côte in Tolochenaz bei Morges empfangen. Die Genossenschaft vereint rund 300 Winter mit einer Gesamtfläche von 450 ha Reben. Damit entspricht rund einem Viertel der Anbaufläche in der Anbauregion an der Genferseeküste. Die Kellerei ist stolz auf die verarbeitet Sortenvielfalt: "Zum hiesigen Chasselas und seinen weissen Verwandten – von Chardonnay bis Viognier – gesellt sich die frühreife Rebsorte Doral, die vom Chasselas und Chardonnay abstammt. Bei den Rotweinen ist die Palette noch vielfältiger.  Zu den traditionellen Rebsorten Pinot Noir  und Gamay kamen als Neuzugänge Gamaret und Garanoir hinzu, ebenso die, in unseren Breitengraden bisher noch selteneren, Merlot und Cabernet Franc sowie Servagnin, eine alte, wieder eingeführte Rebsorte sowie Mara, Divico, Gallotta", heisst es dazu auf der Webseite.