Die Trennung und Bearbeitung von Biomasse-Abfällen ist das Spezialgebiet vom Biomasse-Hof in Wädenswil. Vom Wurzelstock bis zum Rasenschnitt kann der Betrieb alles verwerten, was naturbelassen ist, ausgenommen Küchenabfälle. Entsprechend bringen täglich Gartenbaubetriebe, Bauämter und Privatpersonen ihren Grünabfall hin. "Von 10 Kilo bis Ladewagungen von 20 Tonnen ist alles dabei", sagt Rainer Bossert. Nach dem Wiegen und der Eingangskontrolle wird das Material mit dem Bagger sortiert und der geeigneten Verwertung zugeteilt (siehe Tabelle).

 

 

Das verarbeitet Haab-Bossert

Holz und Wurzelstöcke werden aufbereitet und der thermischen Nutzung zugeführt oder zu Schnitzeln zerkleinert und als Abdeckmaterial im Gartenbau eingesetzt.

Rasenschnitt wird in eine Vergärungsanlage transportiert und dort als Biogas energetisch genutzt. Aus dem Gärrest entsteht Dünger.

Erdiges Material wird kompostiert und sowohl in der Landwirtschaft als auch im Gartenbau als Bodenverbesserer und Dünger eingesetzt.

 

Für den Garten- und Landschaftsbau bietet der Biomasse-Hof Waldhackschnitzel, Rindenmulch und Kompostmischungen zu 38 bis 65 Franken pro Kubikmeter an. An Landwirte verteilt Bossert Agrarkompost und "Gärgut fest", das er gratis anbietet und bei Bedarf sogar kostenlos ausbringt. Der Agrokompost unterläuft während 3 Wochen einer Hygienisierung. In dieser Zeitspanne muss die Temperatur innerhalb der "Miete" (Komposthaufen) mindestens 65°C betragen und wird wöchentlich gewendet. Dieser Prozess garantiert, dass Blacken und andere Problemunkräuter zerstört werden. "Die Leute können uns alles bringen, denn die Methode funktioniert gut und zerstört selbst Disteln problemlos. Zusätzlich werden wir dreimal jährlich kontrolliert, auch auf Schwermetalle", sagt Bossert.

PET, Alu, Glas haben da nichts zu suchen

Einziges Problem: Fremdstoffe, die nicht biologisch abbaubar sind. "Das ist leider ein Riesenproblem. Beispielsweise müssen wir das Mähgras von der Autobahn zu 100% der Kompogas bringen, mit denen wir eine Materialaustausch-Vereinbarung haben. Da hat es einfach zu viele Fremdstoffe drin", bedauert Rainer Bossert. Das grösste Problem sei, dass die Fremdstoffe bei jeder Prozessierung kleiner werden und daher in der Endmischung als kleinste Partikel auf den Boden gelangen. Von 5'000 Tonnen, die jährlich in der Schweiz in die Atmosphäre gelangen, seien zwar 3'500 Tonnen Reifenabrieb und bloss 50 Tonnen, also 1%, gelange via Dünger oder Bodenverbesserer in die Böden. "Das ist aber immer noch zu viel, wir müssen dieses eine Prozent runterbringen", sagt der Betriebsleiter des Biomasse-Hofs. In Österreich sei man zurzeit an der Entwicklung eines Fremdstoff-Scanners, der mithilfe von künstlicher Intelligenz auf Fotos Fremdstoffe erkennen kann. Da in Österreich zu wenige Leute Abfalltrennung machen, will man mit den Scannern gezielt den Leuten auf die Spur kommen, die Glas und PET in den brennbaren Abfall werfen. Bossert: "Dieses System soll umgemünzt werden auf die Schweiz, sodass man genau sagen kann "Ah, im Grünabfall der Familie Müller hatte es zu viele Fremdstoffe, den nehmen wir nächstes Mal nicht mehr mit."

Vorteile überwiegen

Agrokompost bietet für den Boden viele Vorteile, schreibt Agroscope. Er verbessert den Wasserhaushalt und somit die Bodenaktivität und Pflanzengesundheit. Er fördert nachhaltig den Humusaufbau und das Bodenleben und führt nachweislich zu einer Ertragssteigerung bei allen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Und er wird gratis abgeliefert und ausgebracht, jedenfalls im Umkreis des Biomasse-Hofs. Trotzdem nehmen nicht viele Landwirte das Angebot wahr. "Beim Mineraldünger sieht der Landwirt im nächsten Jahr seinen bläulichen Weizen und freut sich über die Wirkung. Der Kompost ist zwar auch Dünger für den Boden, setzt seine Nährstoffe aber viel langsamer frei", sagt Peter Bossert, Bruder von Rainer und Betriebsleiter eines Milchbetriebs, der jährlich rund 700'000 kg Milch produziert. Es brauche 5-10 Jahre bis der Landwirt einen Erfolg sehe, wenn er jährlich eine Kompost-Gabe mache.

50 Kubikmeter werden wenn möglich im Sommer ausgebracht, weil nach der Ernte der Boden am aufnahmefähigsten ist und die warmen Temperaturen den Stickstoffabbau fördern. Im Herbst ist eine Ausbringung auch möglich, jedoch je nach Witterung schwierig, weil mit den schweren Maschinen aufs Feld gefahren wird. "Wir beliefern zurzeit etwa 45 Landwirte, hätten aber noch mehr Potenzial", sagt Rainer Bossert. "Viele Landwirte haben allerdings Angst vor der Düngerbilanz", weiss sein Bruder Peter. "Sie rechnen entweder erst spät oder gar nicht selber, und klammern die Möglichkeit der Kompostgabe aus." Dabei sei der Kompost nicht nur sehr gut geeignet für Höfe mit tiefem Tierbesatz, weil sein limitierender Faktor der Phosphor ist und nicht der Stickstoff, wie dies bei vielen synthetischen Düngemitteln der Fall ist. "Kompost kann man in der Nährstoffbilanz ins nächste Jahr übertragen, und so hat der Landwirt idealen Spielraum", sagt Peter Bossert.

Er selber habe gute Erfahrungen gemacht. Auf seinen Böden, die in den Siebzigerjahren vom Autobahnbau betroffen waren, wuchs damals nichts mehr. "Nach und nach haben wir die Humusschicht aufgebaut und heute sind die Böden wieder leistungsfähig und ich erreiche mit meinem Weizen einen tollen Ertrag", sagt Peter Bossert.