Frauen, die auf einem Betrieb arbeiten und sich vor allem um den ganzen Bereich Hauswirtschaft kümmern, rät Yvonne Koller Renggli zur Ausbildung zur Bäuerin mit Fachausweis oder zur diplomierten Bäuerin.

Yvonne Koller Renggli war im Dezember 2018 Bildungsverantwortliche des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes SBLV. «Will eine Bäuerin einen Hof übernehmen und bewirtschaften, braucht sie einen Abschluss im Berufsfeld Landwirtschaft», betont sie. «Ohne Lehre in der Landwirtschaft fehlt schlicht das Wissen um die Produktionstechniken», ist sie überzeugt.

Auch die Bäuerin mit Fachausweis kann Direktzahlungen und Investitionskredite beziehen, falls sie den Betrieb führt. Sie ist spezialisiert auf alle Facetten rund um die Hauswirtschaft. «Es ist eine tolle Ausbildung», sagt Yvonne Koller Renggli.

Martin Schmutz war 2018 beim Schweizer Bauernverband (SBV) für den Bereich Agriprof verantwortlich, lobt das grossen Aus- und Weiterbildungsangebot im Berufsfeld Landwirtschaft. Dank der sehr grossen Durchlässigkeit stehen verschiedenste Wege offen. «Es gibt kein Schema F», sagt Schmutz: «Den richtigen Weg hin zu einem bestimmten Berufsziel muss jeder selber finden.»

Die höheren Berufsbildungen sind modular aufgebaut.Die Ausbildung «Agrotechniker/-in» folgt einem Rahmenlehrplan. Diese Ausbildung kann in Vollzeit oder berufsbegleitend absolviert werden.

Konrad Höhener leitet am bzb Rheinhof in Salez die höhere Berufsbildung. Ein Agrotechniker lernt alles, was Meisterlandwirte auch lernen», sagt er. Dazu kommen noch Fächer wie Volkswirtschaft, Deutsch (vor allem Korrespondenz), Informatik, Kommunikation und Unternehmensführung. Entsprechend ist die Ausbildung sehr intensiv und entspricht bei der berufsbegleitenden Ausbildung etwa einem 50 Prozent-Arbeitspensum.

Viele der Schüler seien in einem Angestelltenverhältnis. Das Zeitmanagement ist anspruchsvoll: «Wir haben jedes Jahr einen oder zwei Schüler, die merken, dass es zeitlich nicht aufgeht», so Höhener.

Die Absolventen arbeiten nach der Ausbildung eher in den nachgelagerten Bereichen als auf einem Landwirtschaftsbetrieb, zum Beispiel in einem Treuhandbüro, das sich auf Landwirtschaft spezialisiert hat.

In Salez wird der Ausbildungsgang jedes zweite Jahr angeboten, in Zusammenarbeit mit dem Plantahof und dem Arenenberg. Im Schnitt nehmen 15 Leute die Ausbildung in Angriff, altersmässig sind die Klassen gemischt: Die meisten sind Mitte Zwanzig. Der älteste Agrotechnik-Schüler sei 37-jährig gewesen, berichtet Höhener.

Der Königsweg der höheren Berufsbildung führt zu Meisterlandwirt/-in oder Bäuerin HFP

Wer sich für die Betriebsleiterschule anmeldet, macht sich auf einen längeren (Bildungs-)weg: Die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter mit eidg. Fachausweis beherrschen die operative Planung und Führung, sowie die rationelle und effiziente Bewirtschaftung der Produktionszweige und Dienstleistungen eines Betriebs.

Bäuerinnen mit Fachausweis organisieren den bäuerlichen Haushalt mit angegliederten Bereichen nach wirtschaftlichen und modernen Gesichtspunkten. Sie haben ein umfassendes Wissen über Produktion, Verarbeitung und Verwendung von Nahrungsmitteln.

Einer dieser Abschlüsse ist Voraussetzung, um den «Königsweg» in Angriff zu nehmen. Die höhere Fachprüfung im Berufsfeld Landwirtschaft (Meisterlandwirt/- in oder diplomierte Bäuerin) führt zu Unternehmerinnen und Unternehmern.

Meisterlandwirte und diplomierte Bäuerinnen planen, entwickeln und bewirtschaften Unternehmen des Berufsfeldes Landwirtschaft. «Meisterlandwirte und Meisterlandwirtinnen führen ihren Landwirtschaftsbetrieb in die Zukunft», ist Martin Schmutz überzeugt.

Den Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften deckt während der höheren Berufsbildung ein gut ausgebautes Netzwerk

Die Ausbildung ist intensiv und braucht Planung. «Meist haben die Bauernfamilien ein gut ausgebautes Netzwerk», weiss Schmutz. Deshalb könnten sie den Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften während der Weiterbildung familienintern, im Bekanntenkreis oder zusammen mit anderen Bauernfamilien decken.

Bei der Vermittlung zusätzlicher Arbeitskräfte auf dem Hof stehen zudem die üblichen Stellen wie Agrimpuls oder kantonale Verbände zur Verfügung.