"Am 1. Mai 1999 endeten die Vorrechte der Schweizerischen Käseunion und eine privatrechtlich bestimmte Marktorganisation nahm ihren Anfang", schreibt Oswald Kessler, Präsident der Interprofession du Gruyère (IPG) in seiner Botschaft zum Jahresbericht 2018. Erstmals wurde die 30'000 Tonnen-Marke überschritten. Ein wichtiger Faktor, der die erfolgreiche Entwicklung mitbewirkt habe, sei die ­zuerkannte geschützte Ursprungs­bezeichnung AOP.

Gute Strategie gewählt

Die IPG stellte an ihrer Pressekonferenz am Donnerstag vergangener Woche fest, dass 20 Jahre nach der Liberalisierung des Käsemarktes die Gruyère-AOP-Branche positive Ergebnisse verzeichnen könne. Die zu Beginn der Neunzigerjahre entwickelte Strategie erweise sich heute als lohnend, führte IPG-Direktor Philippe Bardet aus. Das Pflichtenheft bilde das Rückgrat. Im Zentrum stehe das Produkt Gruyère AOP und seine Marke Le Gruyère AOP Switzerland, unabhängig davon, ob es um Mengensteuerung, Qualitätsmanagement oder Entwicklung des Marketings gehe, sagte er. Dank seines einzigartigen Geschmacks und des handwerklichen Aspekts, bei dem der Mensch im Mittelpunkt der Herstellung stehe, geniesse der Gruyère bei den Konsumenten hohe Anerkennung.

Export hat zugenommen

Vor zwanzig Jahren zählte die Wertschöpfungskette 226 Käsereien für eine Produktion von 26 648 Tonnen und 58 Alpkäsereien mit rund 395 Tonnen. Heute produzieren die 191 Käsereien 30 500 Tonnen, und auf 55 Alpen werden 560 Tonnen produziert. Der Absatz habe zugenommen, insbesondere sei die Entwicklung beim Export erfreulich verlaufen, das heisst, die Menge konnte von 9200 auf 12 800 Tonnen gesteigert werden. Dass der Inlandverkauf gehalten werden konnte, sei nicht absehbar gewesen, denn seit der Liberalisierung der Käseimporte hätten die Importe stets zugenommen, berichtet Präsident Kessler. Auch sei der Milchpreis für die Produzenten zwischen 10 und 15 Rappen über den Prognosen der damaligen Zeit. Um auf eine effiziente Weise vorwärtszukommen, bedurfte es einen Konsens aller Akteure. "Jeder muss auf seine Rechnung kommen bei gleichzeitiger kohärenter Entwicklung der Gesamtheit", so Oswald Kessler. Die Vision habe sich ausbezahlt und die Branche sei bereit, sich den Herausforderungen zu stellen, indem sie die Authentizität und Besonderheiten des Gruyère AOP weiterhin gewährleiste.

Die Perspektiven

Wie IPG-Direktor Philippe Bardet an der Pressekonferenz ausführte, komme dem Mengen­management eine wichtige Bedeutung zu, um so bestmöglich auf die Marktnachfrage reagieren zu können. Mit einem neuen System soll die Qualität überwacht werden. Diesbezüglich werde mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen zusammengearbeitet.

Es sei der Branche auch ein Anliegen, dass alle Akteure ihre Betriebe rentabel gestalten können, sagte er. Künftig sollen die Betriebe auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit definiert werden. Ebenso soll die Marken- und Marketingstrategie überarbeitet werden. Weiter sieht die IPG die Einführung eines Risikoanalysesystems vor. Die beneidenswerte Situation dürfe nicht dazu verleiten, auf den Lorbeeren auszuruhen. Es gelte wachsam zu bleiben, denn an künftigen Herausforderungen werde es nicht mangeln, warnte Bardet. Insbesondere wies er auf Markthindernisse beim Export in einzelne Länder hin, wie beispielsweise China oder Russland. Der Gruyère AOP müsse weltweit geschützt werden. Die Diskussionen im ­Zusammenhang mit dem Freihandelsabkommen (Mercosur) bereiten Sorgen, sagte Präsident Kessler.