Rund 85 Prozent der in der Schweiz für Nutztiere eingesetzten Futtermittel sind einheimisch. Das wichtigste Futtermittel ist Gras - ob direkt von der Weide, als Heu oder als Silage. Die restlichen 15 Prozent werden importiert, dabei handelt es sich vornehmlich um Kraftfutter. Die Futtermittelimporte sind in den letzten Jahren gestiegen. Das hat mehrere Gründe, unter anderem tiefere Preise für Futtergetreide in der Schweiz und damit eine sinkende Produktion. Mehrfach wurde auf politischer Ebene versucht, dies mit Einzelkulturbeiträgen für Futtergetreide zu ändern. Ohne Erfolg.

Mehr inländischer Futterweizen

Ein möglichst hoher Inlandanteil auch beim Kraftfutter ist für die Glaubwürdigkeit der Produkte bei den Konsumentinnen und Konsumenten wichtig. Die soeben veröffentlichte Ernteschätzung von Swiss Granum für 2020 sagt nun eine Steigerung voraus. Beim wichtigen Futterweizen dürfte die Anbaufläche von 6‘700 auf 9‘400 Hektaren deutlich steigen. Die gesamte Futtergetreidefläche schätzt die Branchenorganisation auf 64‘300 Hektaren, ein Plus von rund 5‘000 Hektaren zu 2019.

Dafür weniger Brotweizen 

Dass die Anbaufläche von Futterweizen gestiegen ist, ist auf zwei Gründe zurückzuführen. Einerseits hat IP-Suisse ihre Brotweizenflächen gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent reduziert und empfiehlt als Alternative den Anbau von Futterweizen. Andererseits hängt der Anstieg mit der Nachfolgelösung zum Schoggigesetz zusammen, die Anfang 2019 eingeführt worden war. Seither unterstützt der Bund nicht mehr direkt den Export von Produkten mit Schweizer Getreide, sondern schüttet eine Getreidezulage an die Produzenten von Brot- und Futtergetreide aus. Im Rahmen einer Branchenlösung beteiligen sich auch die Produzenten an der Exportstützung, indem sie Beiträge in einen Fonds einzahlen.

 

Futtergetreide wirtschaftlich attraktiver 

Die Beiträge werden aber nur auf Brot- und nicht auf Futtergetreide erhoben. Aus diesem Grund ist der Anbau von Futtergetreide im Verhältnis zum Brotgetreide wirtschaftlich attraktiver geworden. Mit den 9‘400 Hektaren Brotweizen ist der von der Branche gewünschte Zielwert von rund 20‘000 Hektaren aber noch immer weit entfernt.

Höhere Preise wären nötig

Swiss Granum hat kürzlich beschlossen, dass die Richtpreise für Futtergetreide auf dem Vorjahresstand bleiben. Das sorge für Stabilität im Futtergetreidemarkt. «Wenn wir aber mehr Futterweizen aus der Schweiz wollen, müssten höhere Preise an die Produzenten bezahlt werden», sagt Stephan Scheuner, Direktor von Swiss Granum. Um eine solche Lösung zu erreichen, brauche es ein Commitment aller Stufen der Wertschöpfungskette und sämtliche Akteure müssten die Mehrkosten mittragen. Das sei derzeit noch nicht der Fall, sagt Scheuner. Die Arbeiten würden aktuell aber fortgeführt.

Bald Futter aus Insekten?

Die Branchenstrategie für eine nachhaltige Futtermittelversorgung sähe drei Achsen vor. Neben der erwähnten Stärkung der Inlandproduktion sind dies verantwortungsvolle Importe sowie der Erhalt und der Ausbau von Alternativen. Dabei handelt es sich um die bereits heute praktizierte Verfütterung von Nebenprodukten wie Rübenschnitzel oder Schotte, aber auch um das Prüfen neuer Alternativen wie Futtermittel aus Insekten.