Für seinen Emmentaler-Käse aus Gamser Rohmilch wurde Gérard Sinnesberger aus Gams an den Weltkäsemeisterschaften von der Jury in Madison (Wisconsin, USA) mit 97,85 von 100 möglichen Punkten ausgezeichnet und zum Weltmeister gekürt. Das sei ein absolutes Spitzenresultat, heisst es unter Käsefachleuten. Darüber freut sich Sinnesberger immens: «Dieser Erfolg gehört aber nicht mir allein. Dazu beigetragen haben meine Mitarbeiter Kurt Noichl, Daniel Lenherr und Marc Baumgartner. Sie haben tagtäglich dazu beigetragen, damit wir in unserer Käserei den weltbesten Käse herstellen konnten.»

Emmentaler ist doch der beste Käse

Einen Wermutstropfen zur höchstmöglichen Auszeichnung gibt es dennoch. Seit Oktober 2013 ist der Käseweltmeister ohne Käserei und «den Emmentaler aus Gams wird es nie mehr geben», bedauert Gérard Sinnesberger. Die Käserei wurde vergangenen Herbst geschlossen. Das beschloss seinerzeit die Käsereigenossenschaft Gams einstimmig. «Ich wollte damals nicht, dass ich der letzte Käser in Gams sein sollte», beteuert Sinnesberger.

Eigentlich ist der Gamser Käsermeister mit Leib und Seele. Bereits sein Vater hat in der Gamser Käserei gekäst. Immerhin hat er schon früher Auszeichnungen für seinen hervorragenden Emmentaler bekommen: 2006 wurde er Olympiasieger, 2010 Europameister und jetzt, 2014, gibt es 2010 auch noch den Weltmeistertitel. «Das ist wie im Traum», sagt Sinnesberger. Jetzt fehlt ihm allerdings eine Käserei, in der er sich weiter verwirklichen kann. So, wie er dies in den letzten Jahren tun konnte. Die Käserei mit dem Käsladen in Gams – ein Familienbetrieb – hatte einen ausgezeichneten Ruf in der Region Werdenberg. Der Verlust wird von der Bevölkerung bedauert, wie es da und dort heisst.Im Moment liegen die besten Ressourcen – jene des Weltmeisters – brach.

Sinnesberger ist ein umsichtiger Mensch und legt grossen Wert auf schonungsvollen Umgang mit der Natur. Seine Leidenschaft ist es, naturbelassene Produkte herzustellen – wie eben den weltbesten Emmentaler – aus Rohmilch und ohne Zusatzstoffe.Deshalb setzt er sich auch bewusst für regionale Produkte ein. Seine Käserei in Gams war mit dem Culinarium-Gütesiegel ausgezeichnet. «Es hat doch ­keinen Sinn, wenn wir unsere Rohstoffe und die sorgsam produzierten und gepflegten Lebensmitteln quer durch die Schweiz karren», meint er. Jetzt wird aber es so sein: Es gibt zukünftig keinen Emmentaler-Käse mehr aus der Region Werdenberg.

Betriebswirtschaftliche  Gründe

Die Käserei in Gams ist geschlossen, und das entsprechende Käsekontingent ist vertraglich ausserhalb der Region gebunden, wie Christian Eggenberger, Präsident der Käsereigenossenschaft Gams, gegenüber der «BauernZeitung» bestätigt. Diesen Entscheid befürworteten die Genossenschafter einstimmig.

«Unser Käsereivorstand steht in der Pflicht gegenüber 30 Familienbetrieben, die Anrecht auf einen angemessenen Milchpreis und ein angemessenes Einkommen haben. Die nationalen und internationalen Erfolge unseres Käsers konnten marktwirtschaftlich leider nicht umgesetzt werden, hatten daher auf den Milchpreis auch nicht den erwünschten positiven Effekt ausgelöst», erklärt Eggenberger. Und er fügt hinzu: «Unter dem Diktat von Emmi konnte die Produktion von Emmentaler leider nie auf die für uns betriebswirtschaftlich notwendigen 100 Prozent ausgebaut werden. In der Folge hatten wir Jahre, während denen bis zu einer Million Liter Milch zu ernüchternden Preisen in den Industriekanal flossen, obwohl wir hochqualitative Milch lieferten.» Einen Beweis dafür liefert der Weltmeistertitel von Käser Sinnesberger. Ohne einwandfreie Rohstoffe wäre dieses Resultat wohl kaum zu erreichen ge­wesen.

Mit der Region verbunden

Für Gérard Sinnesberger und Ehefrau Susanne steht ein Wohnungswechsel ausser Frage. «Wir fühlen uns wohl hier in Gams», begräftigt der Käser. Er ist aber überzeugt, dass es irgendwann für ihn wieder eine Lösung geben wird. Vorläufig arbeitet er im Sportgeschäft seiner Frau in Amriswil TG, betreut nebenbei weiterhin noch den Schweinemastbetrieb in Gams mit über 500 Tieren. Und er trainiert Nachwuchsskifahrer aus der Region, unter anderem auch seinen Sohn, der in Davos die Sportschule besucht.

Aus dem Gespräch mit dem weltbesten Käser geht hervor, dass die Freude über die Auszeichnung gross ist. «Diese Freude wird mir niemand nehmen können.» Am 24. April heisst es deshalb für ihn und seine Frau: Ab in die USA. Sie werden dort die Medaille persönlich entgegennehmen.            

Heidy Beyeler