«Chumm mir wei ga Chrieseli gwünne, weiss amne Ort gar grüüseli viil.» Sie sind rot, knackig, grossartig im Geschmack, wahre Vitaminbomben und zudem sehr kalorienarm. Die Rede ist von den Kirschen. Die einheimische Saison der Steinfrüchte hat gerade eben begonnen. Nächste Woche soll es in den Grossverteilern Migros und Coop Aktionen mit heimischen Kirschen geben. Der Schweizer Obstverband erwartet, trotz der Frostnächte im April und Mai, eine gute Kirschenernte. Doch nicht nur die Kälte trieb den Produzenten Sorgenfalten ins Gesicht. Auch der starke Regen von vergangener Woche sorgte für Ausfälle. Dies vorwiegend bei den Hochstammbäumen. Die Schäden fallen jedoch je nach Region sehr unterschiedlich aus, wie eine kleine Umfrage der BauernZeitung deutlich macht.

Kirschessigfliege, Stare und Krähen

Landwirt Hans Feller, Ruchwil, produziert am Nordhang des Frienisbergs auf knapp 700 m ü. M. Kirschen. Er hat 285 Hochstamm- und  560 Niederstammbäume. Der Regen habe den Hochstämmern geschadet, erklärt er gegenüber der BauernZeitung. Er sagt aber auch: «Man hat direkt nach einem solchen Ereignis immer das Gefühl, der Schaden sei grösser, als er dann effektiv ist.» Er beziffert den Verlust bei den Hochstämmern auf seinem Betrieb mit einer Tonne. Hans Fellers frühreife Hochstammsorten sind momentan auch noch durch ein weiteres Problem bedroht. So stürzen sich Stare und Krähen auf die roten Früchte. Dies, da zurzeit im Wald noch keine Beeren reif seien. In etwa zwei Wochen käme dann noch die Gefahr der Kirschessigfliege dazu. Einzig mehrere Tage Temperaturen über 30 Grad könnte die Tiere in Schach halten, da dabei die Männchen steril werden, erklärt Hans Feller. Weiter erklärt er, dass die Niederstammanlagen durch Witterungsschutzanlagen geschützt seien. Professioneller Kirschenanbau funktioniere heute praktisch nur noch über Niederstammanlagen, die entsprechend vor Witterung, Vögeln und Schädlingen geschützt werden können, weiss Feller. Simon Marolf, Epsach, ist einer jener Kirschenproduzenten, die ausschliesslich gedeckte Anlagen bewirtschaften. Doch das bedeute grosse Investitionen. Dafür bereitet ihm auch starker Regen keine Bauchschmerzen. Starker Sturm und Hagel jedoch könnten die Netze beschädigen. Ein weiterer ­Landwirt aus dem Mittelland berichtet, dass seine frühen Hochstammbäume bis zum Totalschaden erlitten hätten.

Baselbiet wurde verschont

Im Baselbiet sieht die Sachlage ganz anders aus. Urs Weingartner, Spezialkulturen Ebenrain, erklärt auf Nachfrage: «Im Gegensatz zur Ostschweiz und Teilen des Westlichen Mittellandes waren die Regenfälle in unserer Region letzte Woche mengenmässig deutlich geringer. Für die Tafelkirschenproduktion hatten diese Regenfälle keine negativen Auswirkungen, da erstens die meisten Anlagen zu dieser Zeit schon mit Regendächern gedeckt waren und zweitens die Hauptsorten noch nicht in einem Reifestadium sind, wo ein Aufplatzen drohen würde. Im Feldobstbau oder in der Hochstammproduktion waren vereinzelt sehr frühe Sorten in einem anfälligen Stadium; grössere Schadensmeldungen sind aber nicht hervorgegangen.» Die Unwetterfront vom Samstag sei zudem südlich des Jura vorbeigezogen, das Baselbiet blieb dabei verschont. Was hingegen laut Weingartner eine grössere Gefahr darstelle, sei die Kirschessigfliege. Er schreibt: «Im Vergleich zum Vorjahr haben wir es zurzeit mit tieferen Temperaturen und höherer Luftfeuchtigkeit zu tun. Was wir sehen ist, dass die Kirschessigfliege in diesem für sie günstigen Milieu eine potenziell grössere Gefahr darstellt als 2018 und 2017. Auch die Erdbeeren würden sehr gut dastehen, erklärt Weingartner weiter. Fäulnisprobleme sind zwar vereinzelt, bei den rasch abtrocknenden Tagestemperaturen, wie sie zur Zeit herrschen, jedoch nicht im grossen Stil aufgetreten.