Neuntöter ist kein schmeichelhafter Name für den neuen Vogel des Jahres 2020. Im Mittelalter wurde der Insektenfresser sogar Neunmörder genannt, wie Bird Life Schweiz in einer Medienmitteilung schreibt. Dabei ist er auch ein Nützling, denn er kann als Fressfeind Schadinsekten unter Kontrolle halten. 

Vogel mit Zorro-Maske

Der männliche Neuntöter ist gut an seinem Gefieder erkennbar: seinen grauen Kopf schmückt eine Augenbinde, die an die Maske des Zorro denken lässt. Der Rücken ist rostbraun und die Schwanzzeichnung auffällig schwarz-weiss. Weibchen sind weniger auffällig, mit matteren Farben und einem braunen Augenstreif.

Hier können Sie dem Neuntöter beim Zwitschern zuhören

Vorräte an Dornbüschen

Beim Fressen ist der Vogel des Jahres 2020 wenig wählerisch. Auf seinem Speiseplan stehen Insekten wie Heuschrecken, Grillen, Schmetterlinge oder kleine Mäuse, Eidechsen und junge Vögel. Da grosse Insekten (die bevorzugte Nahrung) bei regnerischem Wetter kaum aktiv und somit schwer zu erbeuten sind, legt der Neuntöter Vorräte an: Er spiesst erlegte Beutetiere auf Dornbüschen auf. 

 

Im Mittelland nur noch vereinzelt

Früher gab es überall in der Schweiz Neuntöter. Heute ist das anders. Wie verschiedene andere Vogel- und Insektenarten sanken die Bestände mit der zunehmenden Vereinfachung der Landschaft. Fehlende Hecken und Büsche, sowie der Verlust an Beutetieren durch den übermässigen Einsatz von Gülle oder Kunstdünger, Pflanzenschutzmittel und vielfachem Mähen, liessen den Bestand des Neuntöters in der Schweiz in den letzten 30 Jahren um die Hälfte einbrechen. 

Da man früher glaubte, diese Vogelart verspeise seine aufgespiessten Vorräte erst, wenn deren neun bereit waren, entstand der Name Neuntöter. 

Unterschlupf und Jagdgebiete 

Um überleben zu können, sind Neuntöter auf eine "gute ökologische Infrastruktur" angewiesen. Das heisst, der Vogel braucht Hecken und Dornbüsche, wo er ein sicheres Nest bauen kann, sowie vereinzelte Buschgruppen und insektenreiche Wiesen oder Weiden als Jagdreviere. 

Kampagne für ökologische Infrastruktur

Damit eine stabile Population bestehen kann, müssen grössere geeignete Lebensräume (Kerngebiete) über Vernetzungsgebiete (z. B. mit Hecken,Hochstammbäumen und Biodiversitätsförderflächen) verbunden werden. (Mehr zur Vernetzung lesen). 

Um auf die Wichtigkeit einer vielfältigen landwirtschaftlich genutzten Landschaft aufmerksam zu machen, ist die Bird-Life-Kampagne 2020-2024 der ökologischen Struktur gewidmet. "Deren Aufbau ist Aufgabe der Allgemeinheit und der öffentlichen Hand und Bird Life Schweiz ist bereit, sie dabei zu unterstützen", schreibt die Naturschutzorganisation.