Die Konsequenzen der Grenzöffnungen schlagen offenbar Wellen bis vor die Hühnerställe von Direktvermarktern. So sind zurzeit Facebook-Seiten wie «Rettet die Ernte vor dem Müll» mit Eier-Fotos und Angeboten vollgepflastert.

Der wieder steigende Ausser-Haus-Konsum und der Einkaufstourismus lassen den Eierabsatz auf einen ähnlichen Stand wie vor der Pandemie absinken. Die Nachfrage sinkt jedoch auch ferienbedingt auf ein tiefes Niveau. Auch die Gastronomiebetriebe und der Food-Service bestellen noch verhalten, wie die Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten Gallosuisse meldet.

Auch Biokonsum ausgebremst

«Die Lockerungsschritte – vor allem die Grenzöffnungen – verstärken den saisonal bedingten Überschuss», bestätigt André Hodel von Gallosuisse. Auch die Nachfrage nach Bioeiern ist bedingt durch die Lockerungsschritte zurück gegangen, weil die Gastronomie nur in seltenen Fällen Bioprodukte einsetze, so Gallosuisse. Zudem bleibe im Inland die Nachfrage nach Importeiern gross, obwohl auch Schweizer Eier zu Aktionspreisen verkauft würden, so die Vereinigung. Deshalb füllten sich auch die Lagerbestände wieder auf einen ähnlichen Level wie vor der Pandemie.

«Im Sommer werden tendenziell weniger Eier konsumiert, weil dieses Nahrungsmittel bei Sommergerichten weniger Anklang findet als im Herbst oder Winter zu Backzeiten», erklärt André Hodel von Gallosuisse. Sind die Lagerbestände voll, werden die Eier zu Eiprodukten verarbeitet oder mittels Marktentlastungsmassnahmen vom Bund bei Aktionen im Detailhandel verkauft.

Allgemein zeichne sich die Tendenz «schwache Nachfrage, hohes Angebot» ab.

In 540 Tagen vom Plan zum Ei im Regal

Die Vermutung, dass letztes Jahr vermehrt Betriebe auf die Eierproduktion eingestiegen seien, und dies so den Überschuss verstärkt haben könnte, verneint der Marktverantwortliche: «Die Eierplanung benötigt ungefähr 540 Tage, bis die Eier effektiv im Regal stehen. So können wir nicht kurzfristig die Produktion erhöhen», so André Hodel. «Im Vergleich zu den Vorjahren wurden nicht mehr neue Ställe gebaut. Es wurden lediglich die Ställe gebaut, die in der Planung waren. Da der Markt aber langsam gesättigt ist, spüren wir auch weniger Anfragen als in Vorjahren», so Andé Hodel.

EU: Stallpflicht aufgehoben

Wegen der Vogelgrippe haben die letzten Regionen in der EU die Stallpflicht aufgehoben. Das heisst, die Behörde schätzt das Infektionsrisiko geringer ein als noch vor einigen Wochen. Somit müssen Eier aus Freilandbetrieben nicht mehr als Bodenhaltungseier mit Aussenklimabereich vermarktet werden. Dies führt dazu, dass es auf dem Markt wieder genügend Freilandeier gibt und die Überproduktion an Bodenhaltungseiern vermindert wird. In der Eiprodukte-Verarbeitung ist das Kaufinteresse weiterhin sehr gering, was vereinzelt zu Überschüssen führen kann. Hier zeichnet sich somit ein leichter Produktionsüberhang ab, der temporär auf die Produzentenpreise drückt.