Am Freitag hatte Bernard Lehmann seinen letzten Arbeitstag als Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW). Im Editorial zum heute publizierten BLW-Newsletter erklärt Lehmann, der Trend zur positiven Einkommensentwicklung habe sich zuletzt verstärkt (s. Kasten). Das sei erfreulich und zeige, dass die Landwirtschaft erfolgreich eine Wertschöpfungsstrategie fahre.

AP 14-17 umgesetzt

Lehmann war acht Jahre lang im Amt. Der ehemalige ETH-Professor hatte nicht sehr viele Vorschusslorbeeren, doch insgesamt ist seine Bilanz gut. Er hat die vom Vorgänger Manfred Bötsch übernommende Agrarpolitik 14-17 übernommen und so umgesetzt, dass sie von den meisten Landwirten heute verteidigt wird. Mit AP 22+ hat er ein Paket aufgegleist, das zwar gewisse Schwachpunkte aufweist, aber insgesamt Kontinuität gewährleistet.

Wie er im Abschiedsinterview mit der BauernZeitung (s. unten) erklärte, hätte Lehmann zuweilen gerne freier kommuniziert und wohl auch agiert. In der Tat war es für den Agrarpolitik-Fachmann vermutlich nicht immer einfach, mit einem agrarpolitisch verhältnismässig wenig spezialisierten Bundesrat als Chef zu funktionieren.

Am eindrücklichsten zeigte sich das seinerzeit bei der Präsentation der missglückten Gesamtschau, die vom Johann Schneider-Ammann auf eine Weise interpretiert wurde, die das BLW als Hauptautorin komplett in den Regen stellte. Lehmann waren aber die Arme gebunden in Sachen Kommunikation.

Interimistische Nachfolge

Nun, so funktioniert das Schweizer System und auch der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Lehmann wird sich mit dessen Gepflogenheiten herumzuschlagen haben. Immerhin steht mit Guy Parmelin nun ein ex-Landwirt in der ministerlichen Verantwortung, was die Zusammenarbeit erleichtern dürfte. Die Nachfolge ist immer noch ungeklärt. Zu erwarten ist, dass diese nach den Sommerferien präsentiert wird. Interimistisch übernimmt die BLW-Personalchefin Andrea Leute das Amt. 

 

Bernard Lehmanns Abschiedseditorial

"Es gibt zahlreiche Vorgehensweisen oder Strategien, um das Einkommen eines landwirtschaftlichen Betriebs zu verbessern. Im Vordergrund steht in agrarpolitischen Kreisen oft alleine der sogenannte Strukturwandel, verstanden als Zuwachs bei der Fläche und beim Tierbestand. Dies bewirkt meistens die Erhöhung des Umsatzes und eine Senkung der Einheitskosten. Aber eben nicht immer, weil das Wachsen auf diese Weise auch kostspielig ist.

Bei genaueren Hinschauen sieht man, dass die Landwirtschaft in den letzten 10 Jahren vermehrt andere Wege beschritten hat, um die Einkommen zu verbessern. Man sieht zum Beispiel, dass sich der Strukturwandel deutlich verlangsamt hat. Da hätte man eigentlich eine Abschwächung der Einkommensentwicklung erwarten können. Das Gegenteil ist der Fall.

Der Trend der positiven Einkommensentwicklung hat sich verstärkt. Dies ist sehr erfreulich und zeigt, dass die Landwirtschaft erfolgreich eine Wertschöpfungsstrategie fährt und dafür die eingesetzten Arbeitsstunden und das investierte Kapital besser entschädigen kann. Dieser Effort ist wirklich bemerkenswert und erfreut den abtretenden BLW Direktor."