Eigentlich hätte Lukas Emmenegger heute frei, um an seiner Betriebsstudie zu arbeiten. Doch für den Besuch der BauernZeitung nimmt er sich Zeit. Und damit ist auch gleich die Frage beantwortet, ob man überhaupt Ferien machen kann, wenn man den Gutsbetrieb auf der Rütti bewirtschaftet. Aber eigentlich ist die Familie Emmenegger ein gutes Team und hält sich den Rücken frei. So sind trotz Neubaustress und Vorbereitungen für den Tag der offenen Tür freie Wochenenden eingeplant. Doch heute hat es Vater Hugo Emmenegger im Rücken und darum springt sein Sohn Lukas ein, um zu erzählen, wie sich Mensch und Tier im neuen Kuhstall eingelebt haben.

Alle packen mit an

Noch fahren Bagger um den neuen Laufstall. "Das sind noch die letzten Umgebungsarbeiten, danach sind die Bauarbeiten endgültig fertig", atmet Lukas Emmenegger auf. Etwas mehr als ein Jahr dauerte es vom Auszug der Kühe aus dem alten Anbindestall bis heute. Fast ein Jahr waren die Kühe in einem leer stehenden Kuhstall in Gretzenbach untergebracht und die Familie Emmenegger war in dieser Zeit fahrend.

Abwechslungsweise machten sie die Stallarbeiten dort. "Wir hatten auch eine kleine Wohnung und übernachteten abwechslungsweise dort", erzählt Lukas Emmenegger. Doch nun ist die Familie wieder beisammen auf der Rütti. Hugo und Doris Emmenegger bewirtschaften diese gemeinsam mit ihren Söhnen und deren Familien. Im Alltag packen alle mit an. "Ein Leben im Schaufenster", schmunzelt Lukas Emmenegger. Es brauche manchmal schon eine etwas dickere Haut, wenn man so vielen Leuten Einblick in den Betrieb gewähre. Doch es sind nicht nur Forschende und Schüler der landwirtschaftlichen Schulen, die den Betrieb ­regelmässig unter die Lupe nehmen. Die Lage in der Agglo­meration bedingt es auch, dass oft Nichtlandwirte den Weg in den Kuhstall finden. "Bei dieser Gelegenheit erklären wir gerne, warum man dieses so und jenes andersrum macht", erzählt Lukas Emmenegger. Die Begegnungen seien grossmehrheitlich positiv, betont er. Nur selten muss die Familie für ihre Tiere die nötige Ruhe einfordern und im Stall den Feierabend einberufen.

 

Betriebsspiegel

Name: Hugo und Doris Emmenegger mit ihren Söhnen Lukas und Martin und deren Frauen Manuela sowie Sandra Lehner

Fläche: 68 ha LN

Viehbestand: 62 Milchkuhplätze, 35 Kälber, 55 Zucht­schweine, 100 Mastschweineplätze, 30 Grossviehmastplätze, 15 Ziegen für das Tierspital.

Obst: 138 Feldobst- und Hochstammbäume, ­vorwiegend für Mostobst.

Biodiversitäts-Förderfläche: 6 ha Ackerbau 30 ha Weizen, Gerste, Dinkel, Triticale, Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln, Raps und Sonnen­blumen

Futterbau 32 ha Kunstwiesen, Naturwiesen, Weiden

 

Gelungener Bau

"Vielen ist nicht bewusst, dass der Betrieb verpachtet ist und wir davon leben müssen", erzählt Lukas Emmenegger und ahmt mit den Armen diejenigen nach, welche im Herbst grosse Taschen Äpfel in der Allee pflücken und davon tragen. Bei Einigen nütze alles Reden nicht, lacht er.

Viel zu Reden gab es auch bevor der neue Stall an der Rütti gebaut werden konnte. Ansprüche an den Neubau hatten viele und wenn die öffentliche Hand baut, ist es immer ein wenig aufwändiger. Doch eigentlich ging es erstaunlich schnell, sagt Lukas Emmenegger rückblickend.

Und auch die Familie konnte mitreden und ihre Bedürfnisse einbringen. Gross unterscheide sich der Laufstall an der Rütti nicht von einem "normalen Stall". Nur der Melkstand sei etwas anders konzipiert, um die Herde für Forschungsarbeiten trennen zu können. Und der Fütterungsroboter hilft, wenn die Gruppen unterschiedlich gefüttert werden sollen.

Zufrieden mit dem Stall

Die Ansprüche sind gross an den Gutsbetrieb und Familie Emmenegger wendet einiges an Stunden auf, um Besuchern, Schülern, Forschern und anderen Interessenten zu helfen und ihren Leistungsauftrag zu erfüllen. Doch Kühe und Mensch fühlen sich wohl im grossen hellen Laufstall. Viel würde Lukas Emmenegger rückblickend nicht anders bauen. Einige Details gebe es immer, aber im Grossen und Ganzen ist er zufrieden mit dem Stall.

Und nun dürfen sich bald auch die Besucher ihr Urteil bilden. Emmeneggers bringen auch die Tage der offenen Türen nicht aus der Ruhe. Sie haben Freude an ihrem "Schaffen" und haben sich an das Leben am Bildungsstandort gewohnt. Und bis dann am 4. und 5. Mai die Türen aufgehen, müssen noch unzählige Cremeschnitten gemacht und die sonstige Verpflegung der Besucher organisiert werden. Im Zentrum werden dann Produkte von der Rütti stehen. Dafür zieht die Familie einmal mehr an einem Strick.

 

 

Einweihung des neuen Rüttistall

Sa. 4. + So 5. Mai 2019, 9.00 -17.00 Uhr

  • Postenlauf
  • Wettbewerb
  • Festwirtschaft
  • Kinderecke

Weitere Informationen http://www.ruettistall.ch/