«Wie die Vegetation vor 100 Jahren aussah, ist für uns kaum mehr vorstellbar», wird Michael Kessler vom Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik der Universität Zürich in einer Medienmitteilung zitiert. Forschende hatten alte Dokumente über die Pflanzenarten aus Zeiten vor dem Jahr 1930 mit der heutigen Vegetation im Kanton Zürich verglichen. 

Es gibt kaum mehr Feuchtgebiete

Die Diversität der Futterpflanzen für Insekten habe «dramatisch» abgenommen, schreiben die Forschenden. Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  • Durch die Vereinheitlichung der Landschaft (grossflächiger Acker- und Futterbau) gingen viele geeignete Standorte für Insekten-Futterpflanzen verloren
  • Wachsende Siedlungen versiegeln den Boden und verdrängen die Flora und Fauna
  • Vor allem Feuchtgebiete verschwanden – in den letzten 100 Jahren schrumpften sie um rund 90 Prozent
  • Intensive Bewirtschaftung liess Wiesen und Äcker in Sachen Biodiversität verarmen

Spezialisierung bringt Probleme

Besonders selten geworden sind Pflanzenarten, die von einer spezialisierten Bestäubergruppe besucht werden müssen, um sich zu vermehren. Der giftige blaue Eisenhut etwa kann nur von Hummeln bestäubt werden, da alle anderen Insekten scheinbar nicht gegen dessen Gift gewappnet sind. Umgekehrt können Hummeln nichts mit Blüten anfangen, die etwa auf Fliegen ausgerichtet sind (z. B. Dolden mit kleinen Einzelblüten).

Daher haben Generalisten wie Käfer oder Fliegen weniger Probleme, passendes Futter zu finden. 

Ein weiteres Beispiel ist die Skabiosen-Flockenblume, deren Pollen von Hummeln, Bienen und Schmetterlingen verbreitet werden kann. Diese Insekten haben für diese Aufgabe einen Rüssel in der richtigen Länge.

Zehn Prozent der Arten werden häufiger

Monotoner und dominiert von wenigen häufigen Pflanzen, so wird das heutige Kulturland beschrieben. Etwa die Hälfte aller Arten habe deutlich abgenommen, nur zehn Prozent konnten sich in den letzten 100 Jahren erfolgreich ausbreiten.  

 

Decken Sie den Insekten den Tisch

Sowohl auf dem Feld als auch im Garten kann man etwas zum Erhalt der Insekten beitragen. Einige Beispiele:

Zürich ist kein Einzelfall

Obwohl die Landschaft im Kanton Zürich untersucht wurde, geht man davon aus, dass sich die Resultate mit kleineren regionalen Einschränkungen auf ganz Mitteleuropa übertragen lassen.