Essen ist wichtig», sagt Monika Streit, und sie ist sozusagen eine doppelte Expertin: Nach der Schule hat sie Koch gelernt, heute führt sie einen Bauernhofhaushalt. Am Tisch sitzen nebst Ehemann Manfred zwei Landwirtschaftslehrlinge und – wenn auch nicht mehr immer vollzählig – die drei Kinder im Alter von 15, 17 und 19 Jahren.


Experimentieren muss nicht sein


Am Tisch treffen sich die Familie und ihre Gäste, beim Essen tauschen sie sich über ihren Tag aus und machen Pläne für den nächsten. Bei guter Verpflegung geht das am besten, findet die Bäuerin aus dem aargauischen Veltheim. Trotz ihrem Fachwissen kocht sie selten ausgefallene Gerichte. Sie würde zwar gerne mal etwas Neues ausprobieren, aber wichtiger als das Experimentieren ist für sie, dass es ihren Kostgängern schmeckt. «Sie müssen alle arbeiten und brauchen die Kalorien. Es bringt nichts, wenn sie nur eine halbe Portion schöpfen und ich nachher noch zweimal Reste wärmen muss.» Sie selber sei keine heikle Esserin und habe eigentlich alles gern, aber die Lehrlinge frage sie jeweils nach ihren Vorlieben und nehme nach Möglichkeit darauf Rücksicht.

Rechtzeitig planen verhindert Stress


Was auf den Tisch kommt, weiss sie in der Regel schon am Vorabend. So stellt sie sicher, dass das Kochen in ihr Tagesprogramm passt und allfällige Zutaten rechtzeitig aus dem Tiefkühler kommen. Eine bevorzugte Konservierungsart von ihr ist das Sterilisieren von Obst und Gemüse; «am Abend alles vorbereiten und den Sterilisiertopf einschalten – am Morgen ist es gemacht, und das Obst und Gemüse sind jederzeit genussbereit».

Zum Fleischkonsum gehört Wertschätzung


Als Monika Streit die Bäuerinnenschule absolvierte, war sie am Anfang mit dem ersten Kind schwanger, am Schluss mit dem mittleren. Alle drei waren schon im Kinderwagen im Stall, «sie haben auf dem Bauernhof den Kreislauf des Lebens mitbekommen», erzählt die Mutter. Das beeinflusse auch ihre Essgewohnheiten. Fleischkonsum gehört dazu, aber auch die Diskussion darüber und eine entsprechende Wertschätzung. Dass auch die Lernenden mitreden, ergebe spannende Gespräche, erzählt die Bäuerin. Als Betriebsleiterpaar hätten sie und ihr Mann dabei manchmal eine vermittelnde Funktion – «die Jungen haben neue Ideen, die Eltern die Erfahrung», beide könnten voneinander lernen.

Familie Streit bewirtschaftet den Betrieb seit 1898

Manfred und Monika Streit bewirtschaften ihren Betrieb in Veltheim mit rund 60 Milchkühen und Ackerbau. Früher gehörte er als Gutsbetrieb zum Schloss nebenan. Frühere Generationen der Familie Streit haben den Hof seit 1898 als Pächter bewirtschaftet, die heutigen Betriebsleiter konnten ihn vor 15 Jahren vom Kanton kaufen. Ein Jahre später bauten sie das neue Wohnhaus. Das alte sieht zwar prächtig aus, ist aber mehrere Hundert Jahre alt und wäre für die Bedürfnisse eines Grosshaushalts kaum einzurichten gewesen. Auch der alte Stall ist ein historisches Gebäude und steht unter Denkmalschutz. Darin sind heute der Melkstand und das Jungvieh untergebracht, die Milchkühe wohnen in einem Boxenlaufstall mit Baujahr 2007.


Vom Kanton Schaffhausen in den Aargau

Die Betriebsleiterfamilie geht jedes Jahr eine Woche in die Ski­ferien, ansonsten haben sie keine eigentlichen Freitage. Aber einmal länger sitzen bleiben, zum Beispiel auf Besuch bei Verwandten in der Ostschweiz, das liege schon drin, erzählt Monika Streit. Sie ist im Kanton Schaffhausen auf einem Bauernhof aufgewachsen. Ihren Mann lernte sie während eines Haushaltsjahrs auf einem Gutsbetrieb in Unterengstringen ZH kennen. Ihr Dialekt ist noch immer original ostschweizerisch, aber die Bäuerin ist im Aargau längst heimisch geworden.

Und eine wichtige Akteurin im Dorf- und Vereinsleben als Präsidentin der Veltheimer Landfrauen und im Vorstand des Bezirks Brugg. Ob Jugendfest, Dorfjubiläum, Klassenzusammenkunft oder kantonale Delegiertenversammlung – die Veltheimerinnen sind bekannt für ihre Effizienz in der Küche und im Service und für prachtvolle Dekorationen. «Jetzt sind wir zwar etwas müde», stellt die Bäuerin fest, die vergangenen Monate waren mit verschiedenen Anlässen intensiv.


Auch Aufklärungsarbeit leistet sie immer wieder. Nein, der Vorstand trage bei Sitzungen nicht die Tracht. Und als Mitglied müsse man keineswegs Bäuerin sein – davon habe es ja nur noch eine Handvoll im Dorf, beantwortete sie kürzlich die Fragen einer Neuzuzügerin.


Wenn Monika Streit Zeit für sich selber hat, entspannt sie sich bei ihren Hobbys Nähen und Turnen und schätzt dabei Gesellschaft. So ist sie in einer Patchwork-Nähgruppe und macht mit den Schenkenberger Hexen jedes Jahr an der berühmt-berüchtigten Hexenabfahrt die Belalp unsicher.

Ruth Aerni