F wie Folientunnel, Freilandschweine, Farmdroid und Freiberger

Folientunnel gaben heuer zweifach einiges zu reden. Früh im Jahr war es ein abgelehnter Tunnel für Aprikosen im Kanton Aargau, der manchen Bauern an die Vorgänge in Seldwyla erinnerte. Denn es war erklärtes Ziel des schnell rückbaubaren Projekts, eine nachhaltige Produktion von Aprikosen zu ermöglichen. Die Pläne scheiterten aber am drohenden Eingriff ins Landschaftsbild.

Ähnliche Argumente wurden im Herbst gegen Plachentunnels für Freilandschweine im Thurgau ins Feld geführt. Mittlerweile scheint man bei den Behörden erkannt zu haben, dass hier am falschen Ort reguliert wird, an einem runden Tisch sucht man nach guten Lösungen für die tierfreundliche Haltungsform.

Ebenfalls im Thurgau wurde einem anderen Symbol für Nachhaltigkeit viel Auslauf gewährt. Auf dem Betrieb der Familie Vetterli in Rheinklingen wurde der polyvalente Roboter aus dem Hause Farmdroid in den Zuckerrüben eingesetzt. Man erhofft sich bei den Produzenten sowie bei den Projektpartnern HAFL und FiBL Inputs für einen ausgebauten Biorüben-Anteil.

Viel zu reden gaben auch die klassischen Antriebsmotoren für nachhaltigen Ackerbau, die Freiberger. Eine der grossen Fragen lautete hier, wie viel Weiss ein Hengst haben darf, um überhaupt in der Zucht eingesetzt werden zu dürfen.

G wie GMF

Die Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion, beziehungsweise deren Weiterentwicklung im Rahmen von AP 22+ war ein weiteres viel diskutiertes Thema. Hier will der Bund neu nach Rohproteingehalten abstufen. Damit würde auch das enge Korsett für Mais wegfallen. Das Schicksal dieser Reform ist aber ebenso unsicher wie dasjenige von AP 22+. Die grosse Frage ist hier, ob diese Einzelprojekte trotz Sistierung weitergeführt werden.

H wie Hofläden, Hofhunde und Holz

Die mit viel Herzblut geführten Läden der Bauernfamilien wurden vor allem im ersten Lockdown buchstäblich überrannt und waren häufig ausverkauft. Der grosse Dämpfer kam dann für viele landwirtschaftliche Direktverkäufer mit der vorübergehenden Schliessung der Lebensmittelmärkte, aber die Produzenten zeigten sich sehr anpassungsfähig bei der Kreation von neuen Angeboten. So konnten wir innert Kürze eine lange Liste mit Hauslieferangeboten und anderen Alternativen zusammenstellen. Es war ein eindrückliches Zeichen der Flexibilität, die den Bauern in der öffentlichen Diskussion oft abgesprochen wird.

Auch in diesen unsicheren Zeiten sind Hofhunde für viele Betriebe wichtige Begleiter, wie unsere Bildersammlung bei unseren Leserinnen und Lesern zeigte. Es erreichten uns zahlreiche Fotos. Noch umfangreicher waren die Zusendungen bei unserem Trachtenfotowettbewerb, der über 500 Einsendungen generierte, was unsere Herzen erwärmte.

Apropos Erwärmen: «Holz isch heimelig», lautet ein legendärer Werbespruch der Branche. Das gilt auch für landwirtschaftliche Holzbauten, von denen wir in der zweiten Jahreshälfte einige vorstellen konnten. Ein Thema war auch das Brennholz, das leider noch zu oft importiert wird, wie wir berichteten. Hier liegt einer der Gründe offenbar darin, dass die Schweizer Waldbesitzer kein homogenisiertes Angebot zur Verfügung stellen können, möglicherweise ist das ein Input für überbetriebliche Zusammenarbeit diesbezüglich.

I wie IP-Suisse

Es war ein erfolgreiches Jahr für die Integrierte Produktion und ihren Verband (IPS). Die im März publik gewordene Übernahme der Coop-Naturafarm-Schweine durch IPS bildete den Auftakt für den Einflug des Käfers in die Regale der beiden grossen Detailhändler. Coop hatte noch vor Migros erste mit dem Käfer versehene Produkte im Regal, obwohl Letztere seit Langem die grösste Kundin für IPS-Produkte ist. Diese wurden bisher aber durchwegs mit dem Terra-Suisse- oder dem Wiesenmilch-Label gekennzeichnet. Vor wenigen Tagen hat nun auch die Migros über die Änderung der Labelpolitik und die Einnistung des Käfers auf den Packungen informiert. Damit ist es der IPS gelungen, ein weiteres Stück Marktmacht zu ergattern und das Risiko breiter zu verteilen. Das ist auch ein Lohn für das langjährige Engagement von Geschäftsführer Fritz Rothen und Präsident Andreas Stalder. Ihre wichtigste Aufgabe nun: Das Finden von geeigneten Nachfolgern.

J wie Journalisten

Diese stecken namentlich in den Publikumsmedien schon mitten in den Abstimmungsvorbereitungen für den 13. Juni 2021, wenn sowohl Trinkwasser- wie auch Pestizidverbots-Initiative an die Urne kommen. Jüngst sorgte nicht zum ersten Mal das öffentlich-rechtliche Fernsehen SRF für Ärger mit mehreren sehr Initiativen-freundlichen Sendungen, wie Eco, Netz Natur oder Kassensturz. Es gelingt den Aktivisten der Umweltorganisationen offenbar im Moment sehr gut, Journalisten in den verkehrsstarken Medien für ihre Anliegen einzuspannen. Das kann man beklagen, besser aber ist es, dasselbe zu versuchen und im direkten Kontakt mit Journalisten Verständnis für die landwirtschaftlichen Anliegen zu wecken. Und wer könnte das besser als Praktiker(innen), die täglich mit den Problemen konfrontiert sind?

Die nächste Folge des Rückblick-Alphabets erscheint morgen.