Die Diskussion um eine Haltungskennzeichnung für tierische Erzeugnisse ist in Deutschland erneut hochgekocht. Den Anlass dafür bot die Ankündigung des Lebensmitteldiscounters Lidl, ab Anfang April Frischfleischprodukte seiner Eigenmarken mit einem mehrstufigen „Haltungskompass“ auszuzeichnen.

Die neue Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner warnte davor, die Verbraucher zu überfordern. „Ich will ein staatliches Tierwohllabel einführen, das Verbrauchern eine klare Orientierung gibt“, erklärte die Ministerin gegenüber Agra-Europe. Sie wolle die Konsumenten informieren, unter welchen Bedingungen Tiere gehalten worden sind. Konsumenten entschieden an der Kasse mit, was ihnen Tierwohl wert sei. „Das staatliche Label muss klar, wahr und verlässlich sein“, betonte Klöckner.

Labeldschungel befürchtet

Während die CDU-Politikerin offenbar weiter auf ein freiwilliges Label setzt, geht der Koaliti-onspartner weiter. „Wir brauchen jetzt dringend eine einheitliche und verpflichtende Kennzeichnung für Fleisch aus artgerechter Tierhaltung“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Matthias Miersch. Man dürfe die Kennzeichnung nicht dem Markt überlassen.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warf der Koalition vor, sich lediglich auf ein „Wischi-Waschi-Label“ zu verständigen. Hofreiter befürchtet einen Labeldschungel, „wenn jetzt jede Supermarktkette ihre eigene Kennzeichnung aus dem Boden stampft“. Der Geschäftsführer der QS Qualität und Sicherheit GmbH, Hermann-Josef Nienhoff, sieht die gesamte Lebensmittelkette gefordert, sich auf eine abgestimmte Vorgehensweise zu verständi- gen. Die Initiative Tierwohl kennzeichnet seit dieser Woche unverarbeitetes Hähnchen- und Putenfleisch.

AgE