Die Umstellung von fast ausschliesslich Sauenmilch auf festes Futter ist eine kritische Zeit, in der Ferkel sehr anfällig für Infektionskrankheiten sind und ihr Immunsystem sich gegen Durchfallerreger wie Bakterien, Viren und Parasiten verteidigen muss. Dazu kommt, dass die maternalen Antikörper, welche die Ferkel am ersten Lebenstag über die Biestmilch aufgenommen haben, um die 3. Lebenswoche langsam aufgebraucht sind und Antikörper in der Sauenmilch nicht länger aufgenommen werden.

Schwächung bis zum Todesfall

Besonders häufig sind Infektionen durch Coli-Bakterien: Stämme des sogenannten enterotoxischen Bakteriums Escherichia coli gelangen durch orale Aufnahme in den Körper der Ferkel und docken dort an der Darmschleimhaut an. Dort bilden die E. coli-Bakterien Giftstoffe, die im Dünndarm eine Sekretionsstörung verursachen und Durchfall auslösen. Die Ferkel haben eine erhöhte Flüssigkeitsausscheidung und im Darm kommt es zu einer Störung der Nährstoffaufnahme, was zu geschwächten Ferkeln und ohne Behandlung oft zum Tod führt. Um erkrankten Ferkeln zu helfen, werden Antibiotika verabreicht.

Der Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren steht allerdings sehr im Fokus der öffentlichen Diskussion und ist umstritten: Einerseits fürchten sich Konsumentinnen und Konsumenten beispielsweise vor antibiotikabelastetem Fleisch. Andererseits wissen die Landwirtinnen und Landwirte, dass jede Gabe von Antibiotika die Entwicklung von bakteriellen Resistenzen fördert – bei gewissen Erkrankungen kann es aber das einzig verbleibende Mittel sein, dass den Bestand retten kann.

Ohne Medikamente

Praxistaugliche Massnahmen, die einen möglichst geringen Medikamenteneinsatz erlauben, sind also gefragt. Mit einem guten Betriebsmanagement, einer optimalen Fütterung sowie guter Stall- und Tierhygiene ist das medikamentfreie Absetzen von Ferkeln durchaus möglich und mit den richtigen Voraussetzungen sogar erstaunlich einfach: «Gerade solche Betriebe, die eine intensive Beratung durch Fachtierärzte für Schweinemedizin in Anspruch nehmen, kommen sehr oft allein mit Managementmassnahmen und einer optimierten Fütterung aus, und wenden bereits seit Jahren keine Antibiotika mehr an, wenn die Ferkel abgesetzt werden», sagt Heiko Nathues, Leiter der Schweineklinik an der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern.

«Das Klima im Stall muss stimmen, die Haltungsbedingungen müssen gut sein, die Schweine sollten einen sauberen Stall vorfinden und es braucht gute fachliche Praxis – das sind die Spielregeln, damit Absetzen ohne Medikamenteneinsatz möglich ist», pflichtet Ruedi Bigler bei, der auf seinem Landwirtschaftsbetrieb in Moosseedorf neben Milchkühen Mutterschweine hält und entsprechend Ferkelaufzucht macht. Und: Er setzt seit über einem Jahr auf Cola. Das Alternativprodukt wirkt prophylaktisch, stärkt die Abwehr der Ferkel und hilft so, Durchfall zu minimieren.

Mit Cola gegen Durchfall

Beim Absetzen muss sich die Darmflora der Ferkel zuerst an die neue Fütterung anpassen. Cola-Produkte haben einen pH-Wert von 2,5 bis 4,2 und mit dem Einsatz von Cola beim Absetzen von Ferkeln werde entsprechend das Futter angesäuert oder aber die Ferkel nähmen die saure Lösung, wenn Cola zum Trinken angeboten werde, direkt auf, erklärt Heiko Nathues: «Der niedrige pH-Wert ‹kompensiert› die mässige Ansäuerung des Futters im Magen der gerade erst abgesetzten Ferkel und verhindert ein zu starkes Wachstum der Gram-negativen Bakterien im Darm – so wird Diarrhoe durch Dysbakteriose verhindert.» Alternativprodukte wie Cola senken den pH-Wert im Magen, der bei Absetzferkel in der Regel etwas zu hoch ist – ein tiefer pH-Wert fördert die Verdauung und hemmt Krankheitserreger.

Ruedi Bigler gibt seinen Ferkeln während des Absetzens über rund 10 Tage Cola und dies mit Erfolg: Medikamente braucht er beim Ferkelabsetzen kaum noch. «Wir leeren das Cola über das Futter – eine Bucht von 30 Ferkel bekommt rund drei Liter Cola im Tag und die Säuli fressen es gerne, weil es sehr süss ist», erzählt er. Daneben bekommen die Ferkel aber auch noch Mikronährstoffe und Probiotika, Cola sei aber sicher die spektakulärste Komponente beim Absetzen: «Wenn ich erzähle, dass unsere Ferkel Cola bekommen, denken die Leute immer, ich mache Witze.»

Zusammenspiel von verschiedenen Massnahmen

 

Auch wenn Cola gut wirkt und beim Absetzen der Ferkel unterstützt, so muss doch mehr zusammenpassen als nur das richtige Alternativprodukt. «Wenn man bei der Ferkelaufzucht daneben alles falsch macht, nützt Cola auch nichts», sagt Ruedi Bigler. Und auch Heiko Nathues betont, dass es immer ratsam sei, das Vorgehen mit der bestandsbetreuenden Tierärztin oder dem bestandsbetreuenden Tierarzt vorgängig abzusprechen: «Je nach Vorbericht ist gegebenenfalls eine vorgängige Untersuchung ratsam, damit Infektionen mit spezifisch pathogenen Erregern durch weiterführende Untersuchungen ausgeschlossen werden können. Wird einfach ohne Rücksprache ein Cola-Produkt eingesetzt, mag das vielleicht kurzfristig die Symptome verhindern, die Infektion führt dann aber unter Umständen in der späteren Aufzucht zu Darmerkrankungen und ökonomischen Einbussen.»

 

 

[IMG 2]

Idealerweise wird bereits während der Säugezeit mit der Anfütterung begonnen, damit sich die Ferkel früh an festes Futter gewöhnen. (Bild lid)

 

Verschiedene Ursachen für Durchfall

Bestandsbetreuende Tierärzte als Spezialisten für Tiergesundheit können oft schon anhand des Vorberichts und der klinischen Symptome einschätzen, ob Proben untersucht werden sollten oder nicht. Und auch eine falsche Futterzusammensetzung, eine grundsätzlich falsche Fütterung, Fehler bei der Futterhygiene oder die Futterumstellung an sich können bei Ferkel zu Durchfall führen. Daneben spielen bei der Entstehung von Durchfallerkrankungen wie erwähnt auch Faktoren wie Haltung, Stallhygiene und das Betriebsmanagement eine entscheidende Rolle.

 

Cola wurde als Heilmittel erfunden

Das älteste und berühmteste Cola-Getränk ist das der Marke Coca-Cola. Erfunden vom amerikanischen Apotheker John Stith Pemberton war es ursprünglich als Medizin gedacht: John Pemberton wollte 1886 einen Sirup herstellen, der Magenverstimmungen, Kopfschmerzen und Müdigkeit lindern sollte. Und auch Coca-Cola-Hauptkonkurrentin Pepsi wurde von einem Apotheker erfunden – von Caleb Bradham im Jahre 1889. So soll der Name Pepsi auf das Enzym Pepsin, das griechische Wort ‹pepsis› (Verdauung) oder auf den medizinischen Begriff für Verdauungsstörung, Dyspepsie, anspielen. Ausserdem hat Pepsi ihr Cola-Getränk in den Anfangsjahren als gesundheitsförderndes Mittel, das die Nerven stabilisiere und gut für die Verdauung sei, angepriesen.

Zum Erfrischungsgetränk geworden

Sowohl Coca-Cola als auch Pepsi-Cola entwickelten sich in der Folge aber besser als Erfrischungsgetränke und werden bis heute auch so vermarktet. Mit Blick auf die Entstehungsgeschichte ist es aber nicht verwunderlich, das Cola-Getränke bis heute zum Beispiel bei Magenverstimmungen bei Menschen oder eben bei der Ferkelaufzucht als «Medizinalprodukte» Verwendung finden.