Der Wald ist nicht nur als Holzlieferant und Tankstelle für Erholungssuchende gut. Wald erfüllt auch eine wichtige Rolle fürs Klima, da er der Luft CO2 entzieht und im Holz speichert. Doch die Auswirkungen des Klimawandels machen sich bemerkbar, der Wald leidet. 

Wald für die Zukunft fit machen

Der Berner Bauernverband lud am Mittwoch gemeinsam mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) und den Berner Waldbesitzern (BWB) zum Medienanlass in den Wald ein. Dabei war Wetterfestigkeit gefragt, da es zeitweise aus allen Kübeln regnete. Der Anlass ging der Frage nach, wie der Wald für die Zukunft fit gemacht werden kann, und wie Wald im Kampf, die CO2-Reduktionsziele der Schweiz zu erreichen, mithelfen kann.  Parallel dazu wurden von Kindern und Jugendlichen neue Jungbäume gepflanzt.

Waldökosysteme als Klimaschutz

"Wälder sind derzeit die einzigen vom Menschen direkt beeinflussbaren CO2-Senken." Dies erläuterte Jürgen Blaser von der HAFL und Dozent internationale Waldwissenschaft und Klimawandel. Durch Aufforstungen und nachhaltige Waldbewirtschaftung lasse sich dieser Effekt weiter fördern. Dadurch könne ein wesentlicher Beitrag gegen die CO2-bedingte Erderwärmung erbracht werden.

In der internationalen Klimapolitik werde diesem Aspekt, im Gegensatz zur Schweiz, noch zu wenig Beachtung geschenkt. Der Klimawandel kann aber nicht nur vom Wald beeinflusst werden, sondern setzt ihm auch zu. Es müssten deshalb Massnahmen ergriffen werden, um die Waldökosysteme weltweit an den Klimawandel anzupassen, mahnt Jürgen Blaser.

Weiter als bis heute denken

Dabei dürfe aber nicht in übereilten Aktionismus verfallen und dabei ganze Buchenwälder ersetzt werden. Vielmehr gelte es, langfristig zu denken und Handeln. Denn es gebe durchaus Möglichkeiten, um den Wald klimaresistent zu machen, erläuterte der Fachmann. Dabei sei die Pflanzung von Mischwäldern ganz wichtig. Ausserdem sollen die nicht klimaresistenten Fichten schrittweise durch klimaresistentere Arten wie Stiel- und Traubeneiche ersetzt werden. Es könne auch auf Baumarten wie Buchen aus trockeneren Gebieten zurückgegriffen werden, welche die wohl zunehmenden trockenen Sommer besser vertragen.

Die Holznutzung fördern

Eines ist für Jürgen Blaser jedoch zentral: "Der Wald muss aktiv bewirtschaftet werden, um gesund zu bleiben." Er erachtet es zudem als wichtig, dass künftig mehr Holz genutzt wird, auch wenn er sich bewusst ist, dass die Holzpreise derzeit am Boden sind. Holz werde in einer künftigen CO2-neutralen Ökonomie eine ganz wichtige Rolle spielen. Holz sei eines der wenigen Materialien, das für verschiedene Zwecke wie Bauten, Möbel, Verpackungen, Kunststoffe, als Biotreibstoff und zur Energiegewinnung genutzt werden und dabei dennoch nachhaltig produziert werden könne, ruft er in Erinnerung.

Dieser Meinung ist auch Erich von Siebenthal, der Präsident der Berner Waldbesitzer. Mit der Holznutzung könne Kohlenstoff langfristig in Bauten und Möbeln gespeichert werden. Holz- und Pelletheizungen würden zudem fossile Brennstoffe überflüssig machen, ist er überzeugt. Durch die Holznutzung  entstandene Lücken können zudem mit jungen Bäumen gefüllt werden, die den klimatischen Bedingungen der Zukunft standhalten können.

 

Tipps für Waldbesitzer

Um den Wald zu stärken, gab es am Anlass Tipps. Hier ein Auszug davon:

  • Verjüngung fördern, allenfalls vorzeitig einleiten
  • standortgerechte Baumartenmischungen anstreben, allenfalls Gastbaumarten und Exoten einbeziehen
  • vorratsreiche, dunkle, wenig strukturierte Wälder auflichten
  • konsequente Käferbekämpfung
  • anpassungsfähige, störungsresistente Wälder fördern, die späteren Generationen grossen Handlungsspielraum bieten
  • Herkunft der Jungpflanzen beachten und dokumentieren
  • Biodiversität fördern – Vielfalt gibt Stabilität

Landwirtschaft ist mit verantwortlich

Hans Jörg Rüegsegger, Präsident des Berner Bauernverbands machte vor den Medienschaffenden deutlich, dass sich die Landwirtschaft bewusst sei, dass sie auch für einen Teil der problematischen Emissionen verantwortlich ist. Doch diese Effekte entstünden nicht aus Selbstzweck sondern seien ein Nebeneffekt bei der Produktion von Lebensmitteln. Produktionsprozesse müssten optimiert werden, so, dass negative Effekte zwar reduziert würden, die Produktivität jedoch nicht gefährdet werde. Dabei sei die Landwirtschaft aber auch auf die Unterstützung der Konsumentinnen und Konsumenten angewiesen. Diese  müssten bereit sein, die entsprechenden Leistungen auch am Markt zu entschädigen.

Der Präsident der Holzproduzenten Lyssbach, Martin Schlup, erklärte, dass es gelte, den Grat zu finden, zwischen Anpassung an zu erwartende klimatische Veränderungen und dem, was wirtschaftlich tragbar sei. Er plädierte dazu, Strategien zu wählen, bei denen die Risiken verteilt werden (siehe Tipps im Kasten oben). So sei etwa eine breites Baumartenspektrum bei der Verjüngung von Wäldern zu wählen und auch auf eine gute Altersverteilung zu achten. Mehrfach wurde betont, dass ein Käferbefall rasch aus dem Wald geholt werden müsse, um die weitere Ausbreitung zu verhindern.