Er habe seine Aufgabe gemacht, mehr könne er nicht tun, sagte Capaul im Gespräch mit Keystone-SDA-Video. Wenn das Schweizer Volk das nicht wolle, à la bonne heure. Aber: «Die Gewinner sollen jetzt der ganzen Welt erklären, weshalb sie das Schweizer Nationaltier mit dieser Abstimmung enthornt haben.»

Er werde nun eine Auszeit nehmen. Im Dezember werde sich die Interessengemeinschaft Hornkuh wieder treffen und über das weitere Vorbehen beraten. Vermutlich werde das Komitee auf den indirekten Gegenentwurf setzen, den die Wirtschaftskommission des Nationalrats im Januar 2018 gutgeheissen hat.

Dieser verlangt, dass alle horntragende Tiere künftig finanziell gefördert werden müssen. Die Initiative bezog sich hingegen nur auf Kühe, Zuchtstiere, Ziegen und Zuchtziegenböcke.

«Dass man über Kühe nachdenkt»

Er habe eine sehr erlebnisreiche Zeit hinter sich, so der Einzelinitiant aus dem Berner Jura weiter. «Es hat noch niemand die Kühe derart ins Bewusstsein der Menschen gebracht wie ich. Allein, dass man einmal über die Kühe nachdenkt, ist schon ein Erfolg.»

Auch die Grünen Schweiz bedauern die Ablehnung der Hornkuh-Initiative. Damit vergebe sich die Schweiz eine Chance für mehr Tierschutz durch ein vernünftiges Anreizsystem. Die Partei will sich in der neuen Agrarpolitik AP22+ dafür einsetzen, dass Tierschutz grossgeschrieben wird und dass Bäuerinnen und Bauern für besonders tierfreundliche Haltung angemessen entschädigt werden.

Die Grünliberale Partei (GLP) spricht von einer verpassten Chance für den Tierschutz. Sie würdigt die Initiative in einer Mitteilung als Förderung des Tierwohls in die richtige Richtung. Die Partei werde sich auf Gesetzesebene weiter für eine ökologische Landwirtschaft einsetzen, die dem Tierwohl einen hohen Stellenwert beimesse.

«Eigentlich haben wir ja gewonnen»

Martin Ott, Präsident des Forschungsinstituts für biologischen Landbau, freute sich im Fernsehen SRF über die Ja-Entscheide in einigen Kantonen. Er erwarte nun, dass die Eidgenössischen Räte bei der nächsten Gesetzesrevision beschliessen, Bauern zu belohnen, die ihren Kühen die Hörner belassen. Denn «eigentlich haben wir ja die Abstimmung gewonnen».

Das unterschreiben die Gegner zwar nicht. Auch für sie war aber klar, dass das Anliegen zu hoch angesiedelt wurde. «Es ist schön, dass ein Bauer aus einem Randgebiet eine solche Frage vor das Volk bringt, aber sie war halt doch nicht verhältnismässig» würdigte Nationalrat Lorenz Hess (BDP/BE) Initianten und Initiative.

Die Vorlage habe im Spannungsfeld gestanden zwischen Tierwohl und Sicherheit der Bauern bei der Arbeit, zwischen Ansichten in der Stadt und auf dem Land zum Bauern- und Tierleben. Die Schweizer Landwirte seien in der Zwickmühle: Einerseits werde von ihnen mehr Markt verlangt, anderseits gebe es für sie immer mehr Auflagen.

«Bei 45 Prozent muss man diskutieren»

Die BDP ist grundsätzlich dafür, Massnahmen zu fördern, welche dem Tierwohl insgesamt zugute kommen, erklärt sich aber glücklich, dass die Mehrheit gegen die Initiative entschieden hat.

Landwirt und Nationalrat Duri Campell (BDP/GR) räumte im Fernsehen SRF ein, bei einem Ja-Anteil von 45 Prozent müsse man im Rahmen der Agrarpolitik 22+ aktiv über die Reservation eines kleinen Beitrags für die Haltung von Hornvieh diskutieren. Aber allenfalls auch ohne werde es in der Schweiz immer genug Bauern geben, «die Freude haben an Hörnern».

SVP-Präsident Albert Rösti zeigte sich im Gespräch mit Keystone-SDA-Video überrascht von der Ablehnung der Initiative. Der Souverän habe sich aber offensichtlich vertieft damit auseinandergesetzt und gesehen, dass es eine Abwägung gebe zwischen Tierschutz und Arbeitssicherheit. Wahrscheinlich habe auch die Vernunft obsiegt, dass es letztlich besser sei, jedem Bauern selber zu überlassen, was er tue.

Einzelinitianten ernst nehmen

Für Christine Bühler, die Präsidentin des Landfrauenvereins, hat das Stimmvolk einen vernünftigen Entscheid getroffen: «So ein Artikel gehört nicht in die Verfassung.» Die Mehrheit habe sich wohl doch überzeugen lassen, dass Kühe ohne Hörner nicht nur für die Bauern weniger gefährlich seien, sondern auch untereinander. Bühler kann sich vorstellen, dass Milchprodukte von Kühen mit Hörnern im einschlägigen Detailhandel künftig vermehrt nachgefragt werden.

Etwas habe die Kampagne und der Urnengang zur Hornkuh-Initiative auch noch gezeigt, sagte Lukas Golder vom gfs.bern in einer Analyse bei Fernsehen SRF: «Man muss auch Einzelinitianten ernst nehmen.»